De Resurrectione

Methodius

Methodius, De Resurrectione, Bonwetsch, Hinrichs, 1917

So ist es nicht möglich, daß derselbe Leib erhalten werde, denn der eine wird zerstört und geht alternd hinweg nach Haar, Leib, Blut, Knochen; und der andere, welcher von der Speise an die Stelle des alten und weggegangenen immer hinzukommt, bewahrt die Wesensform, so daß ebenderselbe sich verändernd ist, niemals seiend, noch habend das Sein in sich, wenn er auch als derselbe erscheint.

Von wo wäre dann das dahingeschwundene Fleisch der Kranken auszufüllen, von wo, [*](8 Pseudo-Hippokrates περὶ χυμῶν 11 Littré V, 490; vgl. Aristot. De part. anim. II, 3 S. 650a, 20 — 14 Gen. 3, 19) [*](8 Greg. Nyss. De an. et res. 205 D. Theodoret De prov. 3 S. 596 — 22 Greg. Nyss. De an. et res. 249 C f — 26 Dial. Adam. S. 204, 16 f) [*](8 »Von Hippokrates« vor »Und« + m. rot. Schrift S | Hipp. ὥσπερ τοῖσι δένδρεσιν ἡ γῆ, οὕτω τοῖσι ζῴοισιν ἡ γαστήρ· καὶ τρέφει καὶ θερμαίνει καὶ ψύχει. Αristot. τὰ γὰρ φυτὰ λαμβάνει τὴν τροφὴν κατειργασμένην ἐκ τῆς γῆς ταῖς ῥίζαις . . , τὰ δὲ ζῷα πάντα σχεδόν, τὰ δὲ πορευτικὰ φανερῶς οἷον γῆν ἐν αὐτοῖς ἔχει τὸ τῆς κοιλίας κύτος, ἐξ ἧς, ὥσπερ ἐκεῖνα ταῖς ῥίζαις ταῦτα δεῖ τινι τὴν τροφὴν λαμβάνειν. Αristot. II, 10 φυτὰ . . ἐκ τῆς γῆς λαμβάνει πεπεμμένην τὴν τροφήν, ἀντὶ δὲ τούτου προΐεται τὰ σπέρματα καὶ τοὺς καρπούς 15 »in Haare« S 53v 22 f »welcher . . hinzukommt« pribyvaja: »welcher . . bleibt« prebyvaja S)

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was vom Aderlassen in der Erde begraben wird, oder das aus der Wunde herausfließende Blut? Sondern von der Speise gemäß der dritten (dreifachen) Verkochung in alle Glieder ergossen und in andere Elemente sich verwandelnd, wie die Erde durch die Wurzel in die Zweige und das Laub und die Früchte aufsteigt, indem durchaus umgestaltet wird die Substanz der Erde. —

Daher haltet ein, unmögliche Dinge annehmend, und die Hoffnung, nach euch grabend im Lehm, muß, »was droben« ist, sinnen, und aufblicken auf dasselbe, »wo bald Verwesung, das dem Irdischen Entsprechende sinned und der Herrlichkeit Gottes unwürdige.

Ferner sagt an, welcher Leib auferstehen soll? Der durch Butverlust und andere Wunden erschöpfte oder ein hinzukommender anderer neuer? Denn nicht immer bleibt dasselbe Fleisch, sondern häufig geht es fort vom Hinzukommen der Speise. Seid ihr nun das imstande zu sagen, was Gott auferweckte, und daß nichts vergehe, indem <er> alles erhält?

Was aber, wenn jemand, der vor einem Jahr oder mehr gereinigt worden, Unzucht treibt, und wieder, nachdem er sich enthalten, Unzucht treibt, und der dies oftmals getan, nachdem die ersten Leiber ihm vergangen und sich verwandelt, wie die Verhandlung erwiesen, und nicht mehr dieselben sind, mit welchen er rein lebte und Unzucht getrieben; — in der Auferstehung, welche oder wieviele Leiber wird die Seele tragen, damit sie gerichtet werde, die, mit welchen sie sich Reinheit befleißigt oder mit welchen sie Hurerei getrieben? [*](8 Kol. 3, 1 12 Dial. Adam. S. 206, 1 f. 208, 15 f — 19 Greg. Nyss. De an. et res. 250 A f (148 f Oehler) 4 »Zweige« S 54 7 »grabend« pogrěbajušta: »die ihr grabt« pogrěbajušte S 8. 9 »wo« ižde: iže S 12 D 206 ποῖον οὖν λέγεις σῶμα ἀνίστασθαι; τὸ ἐν ταῖς νόσοις ὁαπανηθέν, ἢ τό ἐκ παιδόθεν, ἢ τὸ γηραλέον; p. 208, 15 f τὸ ἐν ταῖς φλε. βοτομίαις 13 »hinzuk.« pribyvaemu: prebyvaemu S b 15 »Hinzukommen« pribytija: pribytjnaja S 18 ob »hachdem er Unzacht getrieben, gereinigt wird«? 19 Greg. Σωφροσύνης δὲ καὶ ἀκολασίας διὰ σαρκὸς ἐνεργουμένης . . πῶς ἔστι παρὰ τὴν κρίσιν διασωθῆναι τὸ δίκαιον; ἢ τοῦ αὐτοῦ νῦν μὲν πεπλημμεληκότος, αὖθις δὲ διὰ μεταμελείας ἑαυτὸν ἐκκαθάραντος, κἂν οὕτω τύχῃ πάλιν ἐπὶ τὸ πλημελὲς ὀλισθήσσαντος, ὑπαμειφθέντος δὲ . . καὶ τοῦ μεμολυσμένου καὶ τοῦ ἀμολύντον σώματος . . , ποῖον τῷ ἀκολάστῳ σῶμα συγκολασθήσεται; 21 »vergangen« S 54v)

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Aber nun saget ihr, daß nur der letzte auferstehe, für alle Handlungen lungen Strafe empfangend; und damit nun wir euch gestatten, auch hiervon zu reden, so ist was für ein schöner Richter der Gerechtigkeit gemäß, der urteilt, daß, während der eine Unzucht getrieben, ein anderer leide, oder ein guter Heerführer, daß, während der eine mitgesiegt, ein anderer gekrönt werde.

Daher ist durch alles festgestellt, daß diese Zusammengesetzte und Veränderliche und Tote und Vielgestaltige, immer vergehend (verwesend) und fließend — wie Paulus sagt: »Wenn auch unser äußerer Mensch verwest, aber der innere erneuert sich täglich« —,

die Auferstehung nicht empfangen kann. »Denn wir wissen«, sagt er, »daß, wenn unser irdisches Haus des Leibes zerstört wird, wir einen Bau haben von Gott, ein Haus nicht mit Händen gemacht, ewig im Himmel«.

Zu sehen ist hier aber durchaus nötig. Denn nicht von Gewöhnlichem ist die Rede, sondern wie man glauben muß. Denn alle mit Einem Mund, die Propheten wie die Apostel, nennen eine Beschwernis und ein Unglück der Seele diesen Leib. Bald spricht auf die Länge schauend der Prophet:

»Wehe, wie hat mein Wandel sich in die Länge gezogen«, und ein anderer: »Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von diesem Leibe des Todes«.

Bald wieder den Anfang und das Verbundenwerden mit dem Leib und das Kommen ins Leben beweinend und beklagend; sowohl jener: »Es möge jener Tag vergehen, an welchem ich geboren ward, und die Nacht, in welcher man sagte: Siehe, ein Männliches«, als: »Verflucht jener Tag, an welchem ich geboren ward, der Tag, an welchem mich gebar meinem Mutter«.

Salomo aber spricht: »Und ich lobte die Gestorbenen mehr als die Lebenden, welcher sich sagt: ich lebe bis jetzt. Besser als diese beide, welcher nicht geboren, welcher nicht sah das böse Werk (Tun), welches gemacht (getan) ward unter der Sonne«, das Gemeinsame (die Gemeinschaft) des Fleisches mit der Seele sagend. »Herr Gott, schnell und bald zu sein . .

« .

[*](3 vgl. II, 14, 5. Pamph. Apol. pro Orig. 7 — 9 II Kor. 4, 16 — 11 II Kor. 5, 1 — 12 vgl. Orig. C. Cels. VII, 32 — 14 vgl. De res. I, 30, 2 — 18 Psal. 119, 5 — 19 Röm. 7, 24 — 22 Hiob 3, 3 — 24 Jerem. 20, 14 — 26 Pred. Sal. 4, 2. 3 — 30 ? 12 »d. Leibes«: σκήνους ΙΙ Kor. 5, 1 | »zerstört« S 55 14 I, 30, 2 oὐ περὶ μικρῶν ἡμῖν εἰσιν οἱ λόγοι, ἀλλ᾿ ὅντινα χρὴ χρὴ τρόπον πεπιστευκέναι 18 »Wandel« žiteljstvo: žiljstvo S a 22 »jener« 2 < LXX 24 »jener« < LXX 27 »welcher — lebe« ὃς αὑτῷ ζῶ φησίν: ὅσοι αὐτοὶ ζῶσιν LXX 29 f »das Gem.« S 55v 31 »schnell und«: »eile«?)
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Er lehrt, damit er nicht müde werde, schwer tragend an den langen Zeiten des Beisammenseins: »Nicht wird ruhen mein Geist in diesen Menschen, da sie sind Fleisch« und Blut, da Fleisch und Blut vergehen, »weil alles Fleisch wie Gras und alle seine Herrlichkeit wie die Blume des Grases; das Gras ist verdorrt, die Blume ist abgefallen; das Wort Gottes aber bleibt in Ewigkeit«; d. h. die Einblasung, welche ist die Seele, nennt er jetzt das Wort Gottes, damit, nachdem das Leben des Fleisches verdorrt, »der Staub wieder zur Erde sich wendet«, wie eine abfallende Blume, [und] nachdem die Feuchtigkeit vergangen, auch so unser Geist zu dem Verwandten hinweggeht, aufwärts gehend.

Denn »dieweil wir im Fleisch sind, wallen wir fern vom Herrn«. Daher ist zu eilen, »aus dem Leib zu gahen«, aber hinzuzukommen und zu Gott zu nahen, damit wir »zum Herrn kommen«, denn »Fleisch und Blut werden das Reich Gottes nicht ererben, noch wird das Verwesliche die Unverweslichkeit empfangen«.

Aglaophon aber, nachdem er soviel gesprochen, verstummte.