De Resurrectione

Methodius

Methodius, De Resurrectione, Bonwetsch, Hinrichs, 1917

Methodius. Und ich bereitete mich, diesen entgegenzureden. <Proklus>. Der milesische (midesische) Gastfreund aber sprach: Noch hat er nicht genug gesprochen der gegnerischen Worte, sondern auch noch ist zu sagen. Denn das ist nicht gesagt, was gesagt werden sollte.

Methodius. Und ich wunderte mich und sagte: Auch du gedenkst zu helfen diesen Ausführungen, als ob sie nicht genügend wären abzuziehen und zu verkehren?

<Proklus.> Zu philosophieren von der erwähnten Auferstehung sagst du nichts, aber auch auf dieses höre, sagte er. Denn es müssen hier auch die übrigen Worte gesagt werden, welche wir <noch> nicht gesagt haben, damit, wie alles vollständig von den Gegnern gezeigt sein wird, du deine Sache führest. — Aber schaue, ob dir nach dem Sinn ist, was ich rede.

Methodius. Mehr denn alles, sprach ich, da deswegen auch unsere Versammlung gekommen.

[*](2 Gen. 6, 3 — 4 Jes. 40, 6—8. I Petr. 1, 24 f — 6 vgl. Gen. 2, 7 — 8 Pred. Sal. 12, 7 — 11 II Kor. 5, 6. 8 (vgl. 5, 9) — 13 I Kor. 15, 50 — 18 vgl. Symp. S. 137, 6. vgl. De res. I, 1, 1 1 »schwer tragend« verbindet S mit dem Vorhergehenden 16 »Aglaophon« S 56 17. 21. 30 stets »des Methodius« S 18 »milesische« »von Milet«; 1, 1 »von Mydes« | »Gastfreund» (ξένος): »Fremde« S 24 »philosophieren«: φυσιολογεῖν?: vgl. S. 230, 1 26 »welche . . noch« ichže <ešte>)
237

Proklus. Und dieser hob an und sprach: Höre auch das Übrige; denn wie der Leib ist und woraus er gebildet ist, ist Zeit zu sagen. —

Denn von den unteilbaren Körpern: von Feuer und Erde, Luft und Wasser, von einem jeden nahm Gott, was genügend war, und schuf kunstvoll dies Fleisch, Ein Fleisch, aus allen wohl mischend, ein unnützes Ding (der Leib).

Daher, wenn er durch die Strömung von von außen Kommendem, von Kaltem oder Warmen und durch die Ungleichheit seiner Naturbestandteile, wovon er zusammengesetzt ist, in Unordnung gebracht wird, indem eines von ihnen siegt oder vermehrt wird, so wird er durch die Veränderung, welche zahlreiche [und] Krankheiten erzeugt, geschwächt, indem die Seele fortan nicht vermag, ihn zu beschirmen, wie wenn ein Schiff zerstört wird und seine Bestandteile aufgelöst warden.

Daher muß notwendig der tote und unbewegliche Leib in vieles sich trennen und auseinandergehen. Denn es geht eine jede Art zu ihrer Masse, bewegt durch die Substanz, indem der Leib fortan nicht die gleiche Festigkeit noch Übereinstimmung hat, sondern wieder in jene Elemente sich scheidet, von welchen er zuvor war, d. h. bevor er in Eine Mischung gemischt und zu der schönen Bildung zusammengesetzt wurde, — somit sein Wässriges in das Wasser, sein Warmes in das Feuer, sein Trockenes in die Erde, sein Kaltes in die Luft, nicht ähnlich der früheren Gestalt; denn nicht ist möglich, daß, indem die Teile sich widerstreitend sind, und indem das Gemeinsame in das jedem Ähnliche verwandelt ist, ihre Mischung bleibe. Daher müssen sie entsprechend ihren Elementen geeint sich wieder sammeln, daß ferner nichts vom Leib nach der Zerstreuung der Glieder ewig erhalten wird, nachdem es durch seine Substanz verschlungen worden ist. Wenn nun jemand <sagt>, das Fleisch werde von demselben, wovon zuvor, gesammelt, so wäre das ähnlich geredet, denn es kam dies [*](19 vgl. De res. II, 26, 2 f 2 Dial. Adam. S. 210, 18 ff — 13 Dial. Adam. 210, 19 f. Greg. Nyss. De an. et res. 214 C — 19 Greg. Nyss. De opif. hom. 26. De an. et res. 184 C. 214 C. (8. 74 Oehler). Hier. C. Ioann. ad Pamm. 25 PL 23, 393 3 »unteilbaren« S 56v 6 »Ding« »Wort« (slovo): »Leib« tělo w. e. sch. 18 »war« S 57 19 Greg. De an. et res. 214 C: εἰς τὸ πᾶν κατὰ τὸ συγγενὲς γινομένης τῶν στοιχείων τῆς ἀναλύσεως, τίς μηχανὴ τὸ ἐν τῷδε θερμὸν ἐν τῷ καθ᾿ ὅλου γενόμενον ἀμιγὲς τοῦ συγγενοῦς πάλιν ἀποκριθῆναι πρὸς τὸ συστῆναι τὸν ἀναπλασσόμενον ἄνθρωπον; 21 »ähnlich« podobljajuštesja: »geziemend« podobajuštesja S | »nicht ist möglich« ne e moštno (οὐκ ἔστι): »noch nicht« ne ešte (οὐκέτι) S 25 »Zerstreuung« razlijanie: razmanie S )

238
Wort unter die Hand. . . Wenn aber auch nicht, so werden wir Gelächter veranlassen, lehren wollend Unmögliches. Denn wie sollen die Teile des Fleisches, welche ein jeder in die Masse der Elemente gegangen sind, für sich deutlich erkannt werden, daß sie weder mit Teilen von andern Leibern noch mit der Masse selbst sich vermischen, damit von eben denselben Teilen ein jeder von uns dasselbe Fleisch nehme?

Daß ich es dir auch durch einen Beweis noch mehr kund tue, wie es unmöglich ist, auch durch die Natur selbst? Denn siehe, nimm Wein oder Milch oder Blut oder irgendein anderes, welches vermag sic mit Wasser zu mischen, und gieße irgendein Maß ins Meer, und nachdem du dies getan, bringe wieder zurück an seinen Platz, was du ausgegossen, Wein oder Öl, und nimm das Ausgegossene unvermischt mit anderem, d. h. mit Wasser, wenn du auch bei dir phantasierst, daß es bleibt und wird bewahrt, aufgenommen in so große Tiefe des Wassers.

Denn wie soll das in dieselbe Wassersubstanz mit ihr selbst Vermischte und das geworden, was jenes war, in welches es gegossen und abgegeben worden, in dem, von welchem es genommen worden war, unvermischt mit dem Seinen oder unvermengt bleiben? Aber dies ist nicht möglich. Wundere dich nicht, sie achtend für Fragen eines Ungläubigen.

Daher ist nicht möglich, daß unser Leib, nachdem die Elemente in die zerteilt worden, aus welchen er zusammengesetzt ist, und zu dem Verwandten von den Elementen zurückgekehrt sind, um zu zerfließen und sich zu mischen mit der Masse, —

für sich bewahrt werde. Denn es muß von dem Unsern: das eine in das Feuer gehen, d. h. das Warme, das andere wieder in die Erde gehen, d. h. das Fleisch, und einfach ein jedes in das Seine.

Indem nun das Wasser in alle Substanz des Wassers hinweggeht und das Kalte in die Luft und die andern ebenso in ihre Substanzen, — wie soll ferner der Leib von jenen Teilen, von welchen er zusammengesetzt war, nach euch auferstehen?

[*](10 vgl. De res. I, 15, 5. Hier. C. Ioann. ad Pamm. 25. PG 23, 393 — 23 vgl. De res. I, 14, 4 10 ff Dial. Adam. V, 18 S. 210, 23 ff 5 »nimm dieses« 9 »unmöglich«: »möglich« S 9 f »siehe, nimm«: viell. »nimm dieses« 10 D ὥσπερ γάρ, εἴ τις οἷον ἐν πελάγει θαλάττης ἐκχέας ὕδωρ τὸ αὐτὸ αὖθις ἀνακομίσασθαι διαβεβαιοῦται, τοῦ πράγματος ἀδυνατοῦντος 10 f »welches vermag« mogy: mjagjae S 15 »daß es«: »denn es« S 21 »achtend« čitaja: čjta S 24 vor »um zu zerfl.« + (58) »auseinandergeflossen und sich mit der Menge vermischt« mit roter Schrift S)
239

Aber dennoch einen Grund (λόγον) findend, sprecht ihr, daß nach Maß und Grenze Gott von denselben Elementen die in jene hinweggegangenen Teile des Leibes nehme, nämlich das Warme von der warmen Substanz — denn wodurch überwiegt Wärme die Wärme, — das Kalte vom Kalten und das andere der Reihe nach von ihren Arten ebenso, <so daß> deutlich, wie bei dem Bild des Schlauchs, wunderbar gefüllt werde das Leergewordene, denn es ist keine Verschiedenheit, wenn nur dasselbe Maß bewahrt wird. — Aber schaue, was ich dir sage, o Eubulius: das Ausgegossene muß beständig bewahrt werden, wenn es auch von demselben Wasser, in welches es ausgegossen <ward>, sein wird. Es ist aber unmöglich, daß als unvermengte Substanz das im Wasser eingemischte Wasser bewahrt werde. Es ist vermischt und zusammengemengt in Eines nicht nur eines jeden Menschen Wasseratiges, sondern auch der (Meer-?)Ungeheuer und der Tiere und der Vögel. Daher ist Zeit zu sagen, daß auferstehe das Fleisch eines jeden, wieder gemeinsam von den vier Elementen gebildet, aber nicht von demselben, von welchem das Zusammengesetzte vor dem Tode war. Denn wenn ein Künstler viele von Wachs gemachte Standbilder, nachdem er Wachs genommen, mit vielem andern Wachs zusammenschmilzt, [und] andere davon bildend den ersten ähnlich, lehrend zu sagen: es seien dieselben. Denn damals konnte er sagen, dasselbe zu bilden, da er für sich schuf die Bildsäule (w. e. sch. ἄγαλμα τοῦ εἰκόνος), jetzt aber, da er viele in dasselbe zusammengeschmolzen, zusammenschmelzend die Materie eines jeden Bildes, geschah es auch, daß von jenem dieses und <von diesem> jenes viel hat. Denn so reden einige auch von dem Fleisch. Nach dem, daß es (er) von derselben [*](13 vgl. De res. II, 26, 3 — 18 vgl. De res. II, 12, 1. 26, 4 2 Greg. Nyss. De an. et res. 214 D — 18 vgl. Dial. Adam. V, 16 S. 208, 4 ff 2 Greg. εἰ δὲ χρὴ τὸν αὐτὸν εἰς ἑαυτὸν πάλιν ἐπανελθεῖν, δι᾿ ὅλου εἶναι προσήκει τὸν αὐτὸν ἑαυτῷ, πᾶσι τοῖς τῶν στοιχείων μέρεσι τὴν ἐξ ἀρχῆς ἐπαναλαβόντα φύσιν 6 <»so daß> . . wie« <jakože> jako 8 »wenn« S 58v 10 »<ward>, sein wird» <by> bude 16 »von Gott gebildet« ziždemě bgm: ziždemon S | D ὃν τρόπον εἴ τις βούλοιτο ἀπὸ κηροῦ ἀνδροείκελον κατασκευάσαι, καὶ πρότερον μὲν βραχείᾳ ὑποστάσει ἀποτυπωστάμενος, αὖθις ἕτερον κηρὸν ἐπιχέων εἰς ὕψος καὶ μέγεθος βούλεται τοῦτο πλάττων, ἀδυνάτως ἴσχει. οὕτω γὰρ τὸ γινόμενον τέλους τυχεῖν δυνήσεται, τῆς πρώτης ὑποστάσεως τοῦ κηροῦ ὑπεκρεούσης καὶ ἑτέρας γινομένης, οὔτε ὁ ἀνδροεικελοποιὸς τελέσει τὸ ἔργον 18 »Denn wenn«: »Wie wenn«? 23 f »zusammenschmelzend« S 59 25 »<jenes> viel <onomu> mnogo, viell. nur »jenes« onomu)

240
Materie wiederhergestellt wird, wird, es (er) wieder Fleischliches genannt; nach dem aber, daß es nicht von seinen Teilen der Zusammensetzungen ist, von welchen es zuvor war, nicht dasselbe.

Wenn as aber nun nicht aufersteht, wie die Verhandlung zeigte, ferner nicht dasselbe, sondern ein anderes Neues, so ist euere Rede zerstört, das Sagen, daß teilhaftig werde das Fleisch wie der Arbeit und Plagen, so auch der Kronen der Ehren, und wenn es unmöglich ist, daß das sich mit mühende Fleisch derselben Güter mit der Seele genieße — wie es auch nicht möglich ist, denn unsere obige Verhandlnng hat vielmehr durch vieles gelehrt, wie das Fleisch, welches nicht mit gearbeitet hat, nicht mit der Seele, sei es des Guten, sie es des Bösen, genießen wird —, so hat was für einen Nutzen die Seele, nachdem sie mit dem einen Leib gearbeitet, im Gericht mit einem andern der Ehre zu genießen, oder mit dem einen unterlegen, mit einem andern verdammt zu werden, genötigt ein zweites Fleisch und Blut zu empfangen? Wenn es aber überflüssig ist und unmöglich, daß, während der ihre nicht gegeben werden kann, ein anderer an jenes Statt ihr gegeben werde, so bleibt übrig zu bekennen, daß man den geistigen und nicht zusammengesetzten Leib empfange, mit dem auch im Himmel möglich ist zu bleiben. Denn, spricht der Apostel, »es wird ausgesät ein seelischer Leib und steht auf ein geistiger Leib«.

Schaue aber nun, wenn dies zu haben auch dir neu scheint, o Eubulius. Denn ich meine, daß auch du dieses in dir selbst erwägst. Daher entweder widerlege und zeige es erlogen, oder es so unwiderlegt und uncorrigiert lassend, weiß ich nicht, wer wird wert achten, diese Dinge ferner zu bekennen. — Und daß Jonas, nicht ausgetrocket im Bauch des Walfisches, nach drei Tagen und drei Nächten gesund und ganz ausgeworfen wurde aufs Land . .

.. Denn es scheint mir inbetreff dieser, daß <sie> entweder nicht wissen, oder sehr schwer ein Verständnis finden. Denn ich verstehe nicht, ganz an den Ohren betäubt, hörend mit vielem Disputierende, aber nichts Wahres Sagende, sondern unwissend wie in einem . . sich nach unten und oben wenden. Und das nun von den Häretikern [*](7 vgl. I Petr. 5, 4 — 19 vgl. Pamph. Apol. pro Orig. 7. 24, 382 Lomm. — 20 I Kor. 15, 44 — 26 vgl. De res. II, 25, 8 15 »Fleisch« S 59v 23 oder »dir dies in dir selbst zu erwägen« 28 »Land«] Lücke vgl. II, 25, 8 30 »schwer«? 31 »ganz . . betäubt«? Ma: oplištevan | »mit vielem«: »viele«? 32 »Sagende« S 60 | »in einem . .«?: vŭ otvrati S; viell. zu vgl. De res. II, 2, 7)

241
Gesagte über den Glauben von der Auferstehung, die ihn verkehren, betrübt mich nicht so, wie das von Männern der Kirche Gesagte. »Denn was habe ich die draußen sind zu richten«, welche nicht richtig noch wahrhaft glauben? Daher auch lerne ich von diesem nicht und bin <nicht> genötigt, über sie mit sehr künstlichen Gedanken zu forschen. Denn höre das von dem weisen Origenes Gesagte, damit, indem vieles beigebracht wird, [und damit] du dich versicherst, daß, nachdem dieser Leib einmal aufgenommen und untergegangen ist und durch Verwesung in vieles zersplittert wie ein Tongefäß, er zum zweiten Mal von denselben Bruchstücken nicht gesammelt wird. Denn gut ist, nicht wegzugehen von den nicht erkannten Dingen, bis wir, durch alle Verhandlungen geschaut habend, das Wahre gut sehen, nachdem wir durch Beifügung auch neuer Reden diese Verhandlung vollführt haben, auch so viel von anderen geredet worden, an keinen aber vorbeigehend.