De Resurrectione

Methodius

Methodius, De Resurrectione, Bonwetsch, Hinrichs, 1917

Nun aber, während das Fleisch zusammengeht, waren und entstehen von überall her am verletzten Orte Narben, wie das Zusammennähen zerrissener Kleider. Es ist aber nötig zu sehen, ob das geschieht, was der Herr Jesus gesprochen: »Niemand legt einen Lappen neuen Tuches auf ein altes Tuch«, damit lehrend, es könne nicht zu altem Fleisch anderes neues hinzukommen von der Speise, wie sie meinen; da es <sonst> begegnete, daß das eine alt wäre im Leibe, das andere neu.

So müßgen auch unsere Leiber nicht altern, wenn einiges Fleisch hinzukäme, anderes hinwegkäme.

Noch das nun: wenn ein jeder von uns derselbe nicht sein kann, da doch durchaus oft, wie sie meinen, die zugrunde leigende Substanz des Leibes hinzukommt und hinweggeht, so daß ein anderer ist am zehnten Tage und ein anderer heute, -somit hat uns nicht die Mutter geboren noch auferzogen, denn ein anderer ist, der geboren, und ein anderer, der auferzogen worden, und ein anderer wieder der heutige.

Lügnerisch aber ist auch das zu Jeremia gesprochene Wort: »Vor Deiner Erschaffung kannte ich Dich«; denn ein anderer an Stelle des Geschaffenen war der, zu welchem das wort geschah.

[*](19 Mt. 9, 16 - 24 vgl. De res. I, 9, 2f. 25, 3. 6 S. 230, 4ff. 251, 8ff. 252, 12f - 31 Jerem. 1, 5 10 ff Dial. Adam. V, 17 S. 208, 12f 3 »mit Fleischbest.« plotničesky sǔst.: platoničesky sŭst.S 8 »der Substanz nach« ist nach »niemals aber« Z.9 zu setzen | »nehmend« S 117 v | »gemästet« vlažima: »benedeit« blažima sb 15 vor »Nun« + »Von den Wunden, welche am Leib entstehen« S 22 »d. andere« S 118)
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Wir haben dann auch weder die Taufe empfangen, noch sind wir gereinigt worden, noch überhaupt gekommen zu dem Wasser des Gehorsams, da der einst gereinigte Leib verschwunden its, ein anderer aber an dieses Stelle von der Speise gekommen ist. Denn freudvoll ist einem jeden von uns das Beichten, da man dem, welcher nicht der selbe sein will, dreitausend Leiber an Stelle Eines zählt.

Und wenn es nötig ist, zu dem Unpassendsten der Unvernunft herabgeführt zu werden, [denn] so mögen durchaus nus auch dies sie beifügen noch über das Vorgebrachte hinaus, daß auch nich der Seele nach wir dieselben sein können; denn die Ideen und Meinungen und Sitten, welche Eigentümlichkeiten der Seele sind, sind niemals dieselben, sondern die einen kommen, die andern verschwinden; die Kunstfertigkeiten aber nun beginnen bald, bald verschwinden sie, denn das Vergessen ist Vernichtung dem Lernen das Lernen aber wieder Ersetzen, an die Stelle des Vernichteten eine neue Tüchtigkeit schaffend.

Denn wenn sie dort wegen des Abschneidens und Abhauens ohen Unterscheidung sagten, daß ein Hinzukommen des Fleisches geschehe, wie sagen sie nich vielmehr auch von der Seele, daß sie eine bewegliche und fließende Natur habe wie vom Leib; da doch in uns nicht bleiben dieselben Gedanken und Sitten, sondern vergehen und kommen?