History of the Peloponnesian War
Thucydides
Thucydides. Geschichte des Peloponnesischen Kriegs. Braun, Theodor, translator. Leipzig: Insel-Verlag, 1917.
„Gewiß, wenn man sonst gut zufrieden ist und die Wahl hat, wäre es töricht, Krieg anzufangen. Wenn man aber keine andere Wahl hat, als entweder klein beizugeben und sich fremder Herrschaft zu unterwerfen oder aber der Gefahr die Stirn zu bieten, um sich zu behaupten, so ist es schimpflich, sich aus Furcht vor der Gefahr vor ihr zu drücken. Ich bin noch der selbe und stehe auf meinem alten Standpunkt, ihr aber seid umgefallen. Damals im Glück folgtet ihr meinem Rat, jetzt aber im Unglück kriegt ihr es mit der Reue und meint in
„Und eure Furcht, es könnte uns mit den Lasten des Krieges zu viel werden, und wir würden ihn schließlich nicht durchhalten, - so sollte euch eigentlich genügen, was ich euch schon wiederholt über die Grundlosigkeit solcher Befürchtungen gesagt habe. Ich will jedoch noch einen Punkt hervorheben, den ihr anshceinend niemals in Betracht gezogen habt, und den auch ich früher noch nicht erwähnt habe, ich meine die Größe eurer wirklichen Macht. Und wenn ich euch nicht so entsetzlich niedergeschlagen sähe, würde ich das auch heute nicht tun, da es immer etwas nach Prahlerei aussieht. Ihr glaubt, daß ihr nur über eure Bundesgenossen herrscht; ich aber sage, daß ihr von den beiden Hälften der Erdoberfläche, die dem Menschen für seine Zwecke zu Gebote tsehen, von Land und See nämlich, die eine ganz und gar beherrscht, nicht nur so weit ihr sie schon jetzt mit euren Flotten befahrt, sondern auch darüber hinaus, so weit ihr nur wollt. Es gibt zurzeit niemand, der euch die Herrschaft zur See streitig machen könnte, weder einen König noch irgendein Volk. Was wollen denn dieser eurer Macht gegenüber die paar Häuser und Felder besagen, deren Verlust ihr so schmerzlich empfindet? Darum dürfen wir ihn nicht zu schwer nehmen und im Vergleich mit ihr diese Dinge nicht
„Für die Ehre, welche unsere Stadt ihrer Machtstellung verdankt, auf die ihr euch so viel zugute tut, müßt ihr natür lich alle Kraft einsetzen und keine Beshcwerden scheuen, solange ihr überhaupt noch Wert auf Ehre legt. Glaubt nicht, daß es sich in diesem Kampfe einzig und allein um Knechtschaft oder Freiheit handelt; es handelt sich auch um den Verlust eurer Herrschaft und um die gefährlichen Folgen deS Hasses, den ihr euch durch eure Herrschaft zugezogen habt. Und diese aufzugeben, seid ihr gar nicht mehr in der Lage, sollte auch dieser oder jener dunkle Ehrenmann unter den jetzigen Um ständen um des lieben Friedens willen dazu raten. Denn sie ist längst Gewaltherrschaft geworden, die an sich zu reißen unrecht sein mag, aber wieder aufzugeben gefährlich ist. Solche Schwachköpfe mit ihrem guten Rat würden ein Gemeinwesen bald genug zugrunde richten, wenn sie in die Lage kämen, es
„Laßt euch also durch solche Spießbürger nicht irremachen und seid mir, mit dem ihr ja selbst für den Krieg gestimmt habt, nicht böse, wenn die Feinde uns jetzt ins Land gekommen sind und es nur gemacht haben, wie eben nicht anders zu er warten war, wenn wir nicht zu Kreuze kriechen wollten. Dazu ist dann unerwartet noch die Pest gekommen, allerdings ein schweres Leiden, aber auch das einzige, worauf wir nicht ge faßt sein mußten. Ich weiß auch, daß ich ihretwegen noch besonders gehaßt werde, aber sehr mit Unrecht; ihr müßtet es denn auch mir zuschreiben, wenn euch mal ein unerwartetes Glück in den Schoß fiele. Was die Götter schicken, muß man mit Ergebung, was der Krieg bringt, mannhaft ertragen. So hat man die Sache hier in Athen immer angesehen, und so laßt es auch ferner bleiben. Unsere Stadt hat ja eben deshalb in der Welt den großen Namen, weil sie sich dem Unglück nie gebeugt und im Kriege weder Opfer an Menshcenleben noch Beschwerden gescheut hat und dadurch eine Macht geworden ist, wie sie bis dahin denn doch nie dagewesen. Und so wird sie auch für immer im Gedächtnis der Nachwelt fortleben, sollte es auch wirklich jetzt mit uns zurückgehen; denn die Bäume wachsen nun einmal nicht in den Himmel. Haben wir doch als Griechen über die meisten Griechen geherrscht, sowohl der Gesamtheit wie den einzelnen in gewaltigen Kriegen wider tsanden und unsere Stadt groß und blühend gemacht wie keine andere. Schlafmützen freilich werden davon nichts hören wollen; wer sich aber fühlt und es selbst zu was bringen will, wird uns nacheifern, und wenn ihm das nicht gelingt, uns wenigstens beneiden. Und wenn man uns jetzt haßt und gern los sein möchte, so ist das noch allen so gegangen, die das Zeug in sich fühlten, über andere zu herrshcen. Wer aber um den Preis von Ruhm und Größe auch Haß und Neid in den Kauf
Durch solche Vorstellungen suchte Perikles den Unwillen der Athener zu beschwichtigen und sie über ihre Lage zu be ruhigen. Politisch handelten sie auch nach seinem Rat, indem sie nicht wieder nach Lakedämon schickten und den Krieg mit neuem Eifer betrieben; die einzelnen aber trugen immer noch schwer an ihren Leiden: der kleine Mann, weil ihm auch sein Weniges draufgegangen war; die Reichen, weil sie ihre schönen Besitzungen auf dem Lande, ihre Häuser und kostbaren Ein richtungen dort verloren hatten; hauptsächlich aber, weil Krieg und kein Friede war. So murrte man immer noch auf ihn und ruhte nicht, bis man ihn wirklich zu einer Geldstrafe ver urteilt hatte. Nicht lange nachher freilich - so ist die Menge - wählte man ihn dann doch wieder zum Feldherrn und stellte ihn an die Spitze der Geschäfte, teils weil die einzelnen sich über ihre Verluste nachgerade schon mehr beruhigt hatten, teils weil man ihn doch für den Mann hielt, mit dem der Stadt am besten gedient wäre. Denn in der Tat, solange er im Frieden an der Spitze der Stadt gestanden, hatte er sie mit Weisheit und Gerechtigkeit regiert und sicheren Blicks vor Schaden behütet, und sie war unter ihm zu höchster Blüte ge langt. Als es dann zum Kriege kam, zeigte sich, daß er auch in dieser Beziehung ihre Machtmittel richtig eingeschätzt hatte. Nach AuSbruch deS Krieges lebte er noch drittehalb Jahre, und nach seinem Tode überzeugte man sich vollends davon, wie richtig er den Krieg beurteilt. Er hatte den Athenern gesagt, wenn sie sich auf keine Schlacht im offenen Felde ein
Die Lakedämonier und ihre Bundesgenossen unternahmen in diesem Sommer mit hundert Schiffen und tausend lake dämonischen Hopliten an Bord unter dem Spartaner Knemos einen Zug nach der von eingewanderten peloponnesischen Achäern bewohnten, damals mit Athen verbündeten Insel Zakynthos, Elis gegenüber. Dort landeten sie und verwüsteten sie größten teils; da sich die Einwohner jedoch zu nichts verstehen wollten, fuhren sie wieder nach Hause.
Gegen Ende dieses Sommers machten sich Aristeus, der Korinther, Aneristos, Nikolaos und Stratodemos als lake-s dämonische Gesandte, Timegoras aus Tegea und Pollis aus Argos, der sich ihnen auf eigene Hand angeschlossen hatte, auf die Reise nach Asien zum Könige, um zu versuchen, ob sie ihn nicht zur Zahlung von Subsidien und zur Teilnahme am Kriege ; bewegen könnten. Unterwegs sprachen sie zunächst in Thrakien bei Sitalkes vor, um ihn womöglich zu überreden, dem Bündnis mit Athen zu entsagen und Potidäa zu entsetzen, das die Athener noch belagerten. Von ihm hofften sie dann über den Helles pont zu Pharnazes, Pharnabazos' Sohn, befördert zu werden, der ihnen weiter das Geleit zum Könige geben sollte. Zufällig befanden sich damals auch athenische Gesandte bei Sitalkes, Learchos, Kallimachos' Sohn, und Amainiades, Philemons Sohn,
Um dieselbe Zeit, gegen Ende des Sommers, zogen die Amprakier in Gemeinschaft mit zahlreichen Barbaren, die sie dazu auf die Beine gebracht hatten, gegen Amphilochien, ins besondere das amphilochische Argos, zu Felde. Mit der Ent stehung ihrer Feindschaft gegen die Argeier hängt es so zu sammen: das amphilochische Argos wie Amphilochien überhaupt wurde von Amphilochos, dem Sohne des Amphiaraos, dem nach der Rückkehr auS dem Trojanischen Kriege die Zustände in Argos verleidet waren, am Amprakischen Meerbusen ge gründet und von ihm nach seiner alten Heimat benannt. Argos aber war die größte Stadt in Amphilochien und hatte die
Im folgenden Winter schickten die Athener zwanzig Schiffe unter Phormion in die peloponnesischen Gewässer, der sich nach Naupaktos begab, von wo er den Meerbusen von Korinth und Krisa beherrschte und kein Schiff hinein oder heraus ließ. Sechs andere Schiffe unter Melesandros schickten sie nach Karien und Linien, um in jener Gegend Geld einzutreiben und peloponnesische Freibeuter zu verhindern, von dort auf die Handelsschiffe auf der Fahrt von Phaselis und Phönizien und dem dortigen Festlande Jagd zu machen. Bei einem Einfall nach Lykien aber, den Melesandros mit der athenischen Schiffsmannschaft und den Bundesgenossen machte, wurde sein Heer in einem unglücklichen Gefechte gutenteils aufgerieben, und er selbst kam dabei ums Leben.
In diesem Winter konnten sich die Potidäer nicht länger halten, da die Athener trotz der Einfälle der Peloponnesier in Attika die Belagerung nichts aufgegeben hatten und die Lebens mittel ihnen ausgingen, so daß sie gezwungen waren, den Hunger auf jede Weise zu stillen, und sogar anfingen, sich untereinander aufzufressen. Sie erklärten sich deshalb den Befehlshabern des athenischen Belagerungsheeres, .Lenophon, Euripides' Sohn, Hestiodoros, Aristikteides' Sohn, und Phano machos, Kallimachos' Sohn, gegenüber bereit, über eine Kapi tulation zu verhandeln, und diese gingen darauf auch ein, da sie sahen, welchen Beschwerden ihre Leute in dem dortigen Winter ausgesetzt waren und die Athener bereits zweitausend Talente für die Belagerung ausgegeben hatten. So wurde denn ein Abkommen geschlossen, wonach den Einwohnern und ihren Verbündeten freier Abzug mit Weib und Kind gewährt wurde und jeder ein Kleid, die Weiber zwei, und ein be stimmtes Reisegeld mitnehmen durfte. Auf Grund dieses Ver trags zogen sie ab, um sich in Chalkidike oder sonstwo ein Unterkommen zu suchen. In Athen aber war man unzufrieden mit den Feldherren, da man darauf gerechnet, die Stadt würde sich auf Gnade und Ungnade ergeben müssen. Später schickten die Athener dann selbst Ansiedler nach Potidäa und machten es zur athenischen Kolonie. Das waren die Ereignisse dieses Winters, und damit endete das zweite Jahr des Krieges, den Thukydides beschrieben hat.
Im folgenden Sommer fielen die Peloponnesier nicht wieder nach Attika ein, sondern wandten sich gegen Platää. Den Oberbefehl führte Archidamos, Zeuxidamos' Sohn, König der Lakedämonier. Er bezog mit seinem Heere ein Lager vor der Stadt und schickte sich eben an, das Land zu verwüsten, als die Platäer Abgeordnete zu ihm sandten und ihm folgendes sagen ließen: „Archidamos und Lakedämonier! Es ist unrecht von euch und eurer und eurer Väter unwürdig, uns und unser Land mit Krieg zu überziehen. Als Pausanias, Kleombrotos' Sohn, euer Landsmann, mit Hilfe der Griechen, welche die furchtbare Schlacht hier unter unseren Mauern mit ihm ge
Auf diese ihre Ansprache erwiderte Archidamos den Pla täern : „Was ihr da sagt, Platäer, ist schon recht, wenn ihr auch nur selbst danach handeln wolltet. Seid immer frei, wie es Pausanias euch zugesagt, aber helft uns auch, die anderen zu befreien, die damals zugleich mit euch gefochten und ge schworen haben und jetzt unter dem Joch der Athener schmachten. Denn ihretwegen und für die Freiheit Griechenlands haben wir den Degen gezogen und diesen Krieg angefangen, und nur, wenn ihr euch auch daran beteiligt, bleibt ihr jenen Eiden treu. Wollt ihr das aber nicht, so geht wenigstens in aller Ruhe eueren Geschäften nach und bleibt neutral, wie wir euch das schon früher vorgeschlagen haben. Laßt beide Teile friedlich bei euch aus und ein gehen; als kriegführenden Mächten aber öffnet keinem von ihnen eure Tore. Auch damit wollen wir zufrieden sein." So Archidamos. Mit diesem Bescheide kehrten die Gesandten in die Stadt zurück, berichteten den Platäern, was er ihnen gesagt, und brachten ihm darauf
Mit dieser Antwort kehrten die Gesandten abermals in die Stadt zurück. Es wurde darüber mit der Bürgerschaft beraten und Archidamos darauf erwidert, man wolle seinen Vorschlag zunächst den Athenern mitteilen und, wenn die damit einverstanden seien, ihn annehmen; bis dahin möge er ihnen Waffenstillstand gewähren und ihr Land nicht verheeren. Er gewährte ihnen denn auch Waffenstillstand für so viel Tage, wie sie zur Reise bedurften, und ließ inzwischen das Land nicht verwüsten. Die Gesandten der Platäer aber reisten nach Athen, besprachen die Sache mit den Athenern und kamen von dort mit folgendem Bescheide zurück: Platäer, die Athener sagen, solange sie mit uns verbündet gewesen, hätten sie euch in der Not noch nie im Stich gelassen und würden das auch jetzt nicht tun, sondern euch nach Kräften zu Hilfe kommen. Bei dem Eide unserer Väter beschwören sie euch, dem alten Bunde auch ferner treu zu bleiben.
Auf diesen Bescheid ihrer Gesandten beschlossen die Pla täer, sich nicht von den Athenern zu trennen und nötigenfalls die Verheerung ihres Landes und alle etwaigen weiteren Wider wärtigkeiten zu ertragen, auch von nun an niemand mehr hinauszuschicken, sondern den Lakedämoniern nur von der Stadtmauer aus zu erwidern, daß sie auf ihre Vorschläge nicht eingehen könnten. Nachdem sie ihnen diese Antwort erteilt, trat König Archidamos vor, rief die Götter und Heroen des Landes zu Zeugen an und sprach: „Ihr Götter und Heroen des Platäerlandes seid Zeugen, daß wir nicht, um falschen Streit anzufangen, sondern weil seine Bewohner bundbrüchig geworden, in dieses Land gekommen sind. Hier im Lande haben unsere Väter euch angerufen und über die Perser ge siegt und die Griechen damals mit eurem Beistande die Schlacht gewonnen, und auch jetzt werden wir mit dem, was wir hier weiter beginnen, kein Unrecht tun; denn alle unsere billigen Vorschläge hat man abgelehnt. So helft denn, daß sie, die sich zuerst ins Unrecht gesetzt, ihre Strafe erhalten und wir, die wir sie rechtmäßig vollstrecken, Genugtuung finden."
Nachdem er die Götter also angerufen, ließ er sein Heer die Feindseligkeiten eröffnen und die Stadt, damit niemand mehr herauskönnte, zunächst mit einem Pfahlwerk umgeben, wozu die Bäume bereits gefällt worden waren. Darauf schüttete man einen Damm gegen die Stadt auf, und weil so viele dabei Hand anlegten, hoffte man, sie bald einnehmen zu können. Vermittels kreuzweis zusammengefügter Hölzer, die man auf dem Kithäron geschlagen hatte, wurde zu beiden Seiten des Dammes eine Art Spundwand hergestellt, damit der Schutt nicht zu sehr abschurrte; Holz, Steine, Erde und was sonst Dienliches darauf gebracht werden konnte, schleppte man herbei. Siebzig Tage wurde Tag und Nacht unausgesetzt daran ge arbeitet, wobei sich die Arbeiter ablösten, so daß während eine Schicht schanzte, die andere Zeit zum Essen und Schlafen hatte. Die den einzelnen Bundestruppen zugeteilten lake dämonischen Befehlshaber waren dabei mit zur Stelle und trieben die Leute zur Arbeit an. Als die Platäer den Damm [*]( I )
Als die Peloponnesier dahinter kamen, füllten sie Lehm in Körbe aus Schilfgesiecht und warfen ihn so in die Sinke, damit er nicht nachschurren und wie das lose Erdreich weg geschafft werden könnte. Da den Platäern dieser Weg ver legt war, gaben sie die Sache auf, trieben nun aber unter der Erde einen Stollen aus der Stadt hinaus, und nachdem sie sich vergewissert, daß sie damit unter dem Damme waren, räumten sie das Erdreich unten ab und schafften es in die Stadt. Die draußen aber merkten längere Zeit nichts davon, und so kamen sie trotz allen Aufschüttens nicht recht weiter, weil der Damm von unten abgegraben wurde und sich über der leeren Stelle immer wieder senkte. Die Platäer befürch teten jedoch, sich bei ihrer geringen Zahl auf die Dauer gegen die große Menge auch so nicht halten zu können, und dachten sich deshalb noch mal was anderes aus: an dem großen Turm dem Damm gegenüber stellten sie die Arbeit ein, bauten aber eine zu dessen beiden Seiten nach innen an die kürzere Stadt mauer ansetzende halbmondförmige zweite Mauer innerhalb der Stadt, damit sie, wenn die Hauptmauer genommen würde, noch vorhielte und der Feind genötigt wäre, gegen sie einen neuen Damm aufzuschütten, bei weiterem Vordringen also doppelte Arbeit hätte und dabei außerdem von beiden Seiten besser beschossen werden könnte. Die Peloponnesier aber brachten,
Da sie mit ihren Maschinen nichts ausrichteten und dem Damme gegenüber das Schutzwerk entstanden war, verzweifel ten die Peloponnesier daran, die Stadt mit den bisherigen Mitteln zu nehmen, und machten deshalb Anstalt, sie durch eine förmliche Umwallung einzuschließen. Vorher aber wollten sie es noch mit Feuer versuchen, ob sie die Stadt, die ja nicht groß war, bei günstigem Winde nicht in Brand stecken könnten. Denn sie waren auf jede Weise darauf bedacht, sie womöglich ohne große Kosten und ohne förmliche Belagerung zu bezwingen. Sie trugen also Reisigbündel herbei und warfen sie von der Höhe des Dammes erst in die Lücke zwischen dem Damme und der Stadtmauer, und nachdem diese bei der Menge der Hände schnell ausgefüllt war, auch in die Stadt selbst hinein, so weit ihnen das von oben gelingen wollte. Dann warfen sie Feuer mit Pech und Schwefel darauf und setzten dadurch das Reisig in Brand. Und nun entstand ein Flammenmeer, wie man es, von Menschenhand angelegt, nie gesehen, wenn man es auch wohl schon erlebt hatte, daß ein GebirgSwald dadurch, daß sich die Bäume im Winde aneinander rieben, von selbst in Brand geraten und in Feuer und Flammen auf gegangen war. Es war ein furchtbares Feuer, und die Pla täer, die bis dahin glücklich durchgekommen waren, wären
Als ihnen auch das mißlungen war, entließen die Pelo ponnesier einen Teil ihres Heeres, und nur ein Rest blieb an Ort und Stelle. Rings um die Stadt aber führten sie eine Mauer auf, wobei sie die einzelnen Abschnitte des Umkreises auf die verschiedenen Städte verteilten. Auf der Außen und der Innenseite war ein Graben, aus dem die Ziegel für den Bau gewonnen wurden. Als sie fertig waren, zu der Zeit, wo der Arktur aufgeht, ließen sie auf der einen Hälfte der Mauer, deren andere Hälfte die Böotier besetzten, eine Besatzung zurück und zogen dann mit den übrigen Truppen ab, die sich alle wieder in ihre Heimat begaben. Die Pla täer aber, welche Weiber und Kinder wie auch die Alten und alle unnützen Mäuler schon früher nach Athen gebracht hatten, wurden nun belagert, ihrer vierhundert, die in der Stadt ge blieben waren, mit ihnen achtzig Athener und hundertzehn Frauen, die für sie kochen mußten. So viel waren es im ganzen bei Beginn der Belagerung, und weiter befand sich kein Mensch in der Stadt, weder Sklav noch Freier. Auf solche Weise wurde Platää eingeschlossen.
In demselben Sommer, gleichzeitig mit der Unternehmuug gegen Platää, zogen die Athener, als das Korn zur Reife stand, mit zweitausend ihrer Hopliten und zweihundert Reitern gegen die Chalkidier in Vorderthrakien und die Bottiaier zu Felde. Xenophon, Euripides' Sohn, selbdritter, befehligte sie. Sie rückten vor Spartolos im Lande der Bottiaier und verwüsteten die Kornfelder. Anscheinend war auch eine Partei in der Stadt geneigt, sie ihnen zu übergeben; die Gegenpartei aber wandte sich um Hilfe nach Olynth, worauf die Stadt von dort mit Hopliten und anderen Truppen besetzt wurde. Bei
In demselben Sommer, nicht lange nach diesen Ereig nissen, wollten die Amprakier und Chaoner ganz Akarnanien unterwerfen und es den Athenern abwendig machen. Sie schlugen deshalb den Lakedämoniern vor, von Bundes wegen eine Flotte auszurüsten und tausend Hopliten nach Akarna nien zu schicken; denn, so setzten sie ihnen auseinander, wenn sie zugleich zu Lande und zur See dort ershcienen, würden die Akarnanier aus dem Innern ihren Landsleuten nicht zu