History of the Peloponnesian War
Thucydides
Thucydides. Geschichte des Peloponnesischen Kriegs. Wahrmund, Adolf, translator. Stuttgart: Krais and Hoffmann, 1864.
„Ich selbst, ihr Lakedämonier, habe die Erfahrung vieler Kriege und sehe auch einen Theil von euch in den gleichen Jahren mit mir, in denen Einer weder aus Mangel an Erfahrung einen Krieg herbei wünscht, wie es wohl bei der großen Menge der Fall sein mag, noch auch denselben für etwas Gutes und Gewinnbringendes hält. Was nun den Krieg betrifft, über welchen hier berathschlagt wird, so möchte er sich wohl nicht als einender unbedeutenderen finden lassen, wenn man die Umstände genau erwägt. Den Peloponnesiern und unsern Nachbarn ist unsere Macht zwar gewahcsen, und wir sind hier auch im Stande, nach allen Punkten hin die nöthigen Maßregeln schnell zu treffen; allein gegenüber den Bewohnern eines entfernteren Landes, die überdies im Seewesen sehr erfahren sind und auch sonst in allen Stücken auf's Trefflichste versehen, mit Privatreichthum nämlich und öffentlichen Geldern, mit Schiffen, Pferden, Waffen und einer Menschenmenge, wie sie sonst in keinem andern Hellenischen Staate vorhanden sind, und die dazu noch viele zinspflichtige Bundesgenossen haben, — wie kann man gegen solche so leichthin Krieg anfangen, und worauf setzen wir denn eigentlich unser Vertrauen, daß wir trotz der mangelnden Vorbereitungen damit so eilen sollten? Etwa auf Schiffe? Da sind wir die Schwächeren; und wenn wir uns erst üben und unsere Gegenrüstungen herstellen wollen, so wird das Zeit brauchen. Oder vielleicht auf Geld? Das haben wir erst recht gar nicht; [*]( 127) Archivnmos regierte von Ol. 77, 4 bis AS, T. Kniger, hist. philol, Studien I. S. 150 ff. )
„Leicht könnte auch Einer daraus vertrauen, daß wir in Waffen und Mannschaft ihnen überlegen sind und darum ihr Gebiet heimsuchen und verheeren können. Aber sie haben noch viel anderes Land, worüber sie Herr sind, und werden sich von der See aus versorgen. Und wollten wir auch versuchen , ihre Bundesgenossen zum Abfall zu bringen, so müssen wir auch diesen mit Schiffen zu Hilfe kommen, denn sie sind meist Inselbewohner. Worin also soll unsere Kriegführung bestehen? Gewiß ist: wenn wir nicht entweder mit der Flotte obsiegen, oder ihnen ihre Einkünfte abschneiden, mit welchen sie die Flotte in Stand halten, so werden wir es sein, die den meisten Schaden haben. Und in diesem Fall wäre es nicht einmal mehr mit der Ehre verträglich, die Sache beizulegen, zumal wir für die eigentlichen Urheber des Friedensbruches gelten werden. Denn gebt euch ja nicht der Hoffnung hin, daß der Krieg schnell beendigt sein wird, wenn wir nur ihr Gebiet verwüstet haben! Ich fürchte vielmehr, daß wir ihn noch auf unsere Kinder vererben werden; so gewiß ist mir es, daß die Athener in ihrem Stolz weder ihrem Land zu lieb sich uns beugen werden, noch auch wie Neulinge durch den Krieg sich schrecken lassen."
„Doch ist es nicht meine Meinung, daß wir jene ungestraft unsere Bundesgenossen sollten schädigen lassen, und ihre schlimmen Absichten nicht ahnden. Aber deßhalb sollten wir noch nicht zu den Waffen greifen, sondern Gesandte an sie schicken, ohne jedoch weder allzukriegerische Absichten zu zeigen, noch auch Billigung blicken zu lassen, und während dieser Zeit sowohl unS selbst rüsten, als auch Bundesgenossen an uns ziehen und schauen, ob wir irgendwoher von Hellenen oder Barbaren an Schiffen oder Geld Hilfe erhalten können. Denn wie jetzt alle und auch wir von den Athenern bedroht sind, kann eS unS nicht zum Vorwurf gemacht werden, daß wir, um unS selbst zu erhalten, nicht nur bei Hellenen, sondern auch bei Barbaren Hilfe suchen. Zugleich wollen wir auch unsere eigenen Rüstungen vollenden. Wenn sie nun unsern Gesandten Gehör geben, so ist das das Beste; wenn aber nicht, so können wir nach zwei oder drei Jahren schon viel besser gerüstet gegen sie zu Felde ziehen, wenn es uns dann gutdünkt.
„Auch lasse sich Keiner dünken, daß es Feigheit sei, wenn so Viele zaudern, einer einzigen Stadt zu Leibe zu gehn. Denn auch jene haben keine geringere Zahl Bundesgenossen, und zwar^solche, die ihnen Geld steuern, und der Krieg wird in der Hauptsache nicht mit den Waffen, sondern mit Geld geführt welches die Waffen erst nutzbringend macht, zumal von Seiten Festländischer gegen eine Seemacht. Das wollen wir nun zuerst beischaffen und uns nicht durch die Reden der Bundesgenossen zur Unzeit hinreißen lassen. Denn da man uns jedenfalls die Hauptverantwortlichkeit für den Ausgang des Krieges beimessen wird, mag er nun so oder so ausfallen, so müssen wir auch,in Ruhe vorher das Nöthige erwägen." s-
„Der Langsamkeit und des Zauderns, was man am meisten an uns tadelt, habt ihr euch nicht zu schämen; denn wenn ihr euch jetzt beeilen wolltet, so würde das Ende um so mehr verzögert werden, weil ihr unvorbereitet an's Werk ginget. Wir sind Bürger eines.freien und in aller Weise wohlberühmten Staates, und mehr als jeden andern verdient jenes Verfahren den Namen wohlbedächtiger Klugheit. [*]( 128) Die"BunbeSgenosie„i der Lakedämonier zahlten nämlich keine Steuern an diese. — Vgl..Anin 2.) [*]( ThukydibeS I. ) [*]( 6 )
„Solche Uebung nun ist uns von den Vätern her überliefert; was wir aber stets mit Nutzen geübt haben, dürfen wir nicht aufgeben, und ebenso wenig wollen wir uns hinreißen lassen, in der kurzen Zeitspanne eines Tages über viele Menshcenleben, viel Güter, Städte und kostbare Ehre Beschluß zu fassen, sondern in Ruhe der Ueberlegung pflegen. Ihr, die ihr so mächtig seid, dürft das schon eher thun, als Andere. An die Athener aber schickt Gesandte wegen Potidäa'S und auch wegen der Beschwerdepunkte der Bundesgenossen. Sie selbst erklären sich ja bereit, die Sache vor ein Schiedsgericht zu bringen, und wer selbst den Rechtsweg in Vorschlag bringt, den darf man nicht ohne Weiteres als einen Rechtsverletzer bekriegen. Gleich [*]( u. dgl. Gemüthtbeengungen solcher Art in dieser Weise aufzufassen, fiel einem Hellenen damaliger Zeit nicht ein, noch viel weniger, sie in solcher Breite dar, zustellen. In LessingS Briefen mag man die bezeichnende Stelle hierüber auf» fuchen. Zwar hat dergleichen auch eine gute Seite und ist einer der stärksten Beweise der „Vertiefung der Empfindung", welche die Neueren vor den Antiken allerdings voraushaben, und offene, zumal kunstvolle Darstellung dieser tieferen Empfindung kann schließlich auch nur zum Guten führen; aber man muß sich auch vergegenwärtigen, welche ungeheure Gefahr für daS zeitliche Bestehen der Nation heraufbeschworen wird, wenn die Nation durch ihre Dichter und Schriftsteller angeleitet würde, sich in ihrer Empfindung solcher Weichheit hinzugeben, zumal wenn sie von Nationen umgeben ist, welchen man diese Schwäche nicht vorwerfen kann. — Jeder Bürger damaliger hellenischer Städte hatte sich zu vergegenwärtigen, daß zu aller Zeit seine Vaterstadt feindlichen Angriffen ausgesetzt sei, und er selber Tag um Tag bereit sein müsse, für dieselbe zu fechten und fechtend entweder zu sterben oder zu siegen; denn im Fall seine Stadt genommen wurde, mußte er Weib und Kind in die Sklaverei führen sehen und sich wehrlos vom Feinde abschlachten lassen; und nebenbei harte er sich noch vorzusehen, daß die ganze politische Partei, welcher er innerhalb seiner Vaterstadt angehörte, von ihrer Gegenpartei nicht um Hab und Gut und Heimat oder auch uin'6 Leben gebracht werde, — Gründe genug, um allzuweiche Empfindung nicht aufkommen und sie bei einem Andern verächtlich erscheinen zu lassen. Unter solchen Umständen wird auch auf Wissen und Bildung kein falscher Werth gelegt. Daß aber trotzdem großer Werth darauf gelegt, und zur Förderung von Kunst und Wissenschaft von den damaligen Hellenen so viel gethan wurde, zeigt eben die Größe des hellenischen Geistes, dessen Tapferkeit durch seine Empfindung, sowie durch Liebe zum Schönen und zum Wissen gar kein Eintrag geschah. — In unserer Stelle weist der Spartaner die Eitelkeit der bereits etwas Überfeinerren Korinther zurück. — „DeS Thukydides würdig ist der Gedanke, daß es nur Einen tüchtigen Pädagogen gibt: das (herbe) Schicksal." (Kr.) ) [*]( 6* )
So redete Archidamos. Zuletzt aber kam Stheuelaides, damals einer ihrer Cphoren '^), und ließ sich vor den Lakedämoniern so hören:
„Der Athener langes Gerede verstehe ich nicht. Sich selbst haben sie ein Langes und Breites gelobt, aber daß sie an unsern Bundesgenossen und dem Peloponnes Unrecht thun, dagegen haben sie sich nicht mit einem Wort vertheidigt. Mögen sie damals gegen die Meder sich tapfer gehalten haben, so sind sie doppelt strafwürdig, wenn sie sich jetzt gegen uns schlecht benehmen, denn sie sind aus rechtschaffenen 'Männern Schurken geworden. Wir aber sind noch dieselben wie damais, und wenn wir klug sind, werden wir nicht ruhig mit zusehen, wie an unseren Bundesgenossen Unrecht geübt wird, noch auch werden wir die Ahndung lange hinausschieben, denn auch die Bedrückungen jener lassen nicht erst auf sich warten. Andere haben viel Geld, Schiffe und Rosse, wir haben treffliche Bundesgenossen, die wir nicht den Athenern preisgeben dürfen, noch auch ihre Sache mit Rechtsprechen [*]( 133) Die Sphoren, d. i. Anfsek>er, waren ursprünglich von den Königen eingesetzte Beamte, welche die Könige gelegentlich vertraten, in Privatstreitigkeiten Necht sprachen, das Nebahren der ganzen Beamtenschaft und die öffentliche Zucht l-eaufsihctigtcn. Diese ihre Controle wurde später aber auch über die Könige selbst ausgedehnt, und zwar in Folge demokratischer Regungen, welche dadurch entstanden waren, daß eine große Anzahl Bürger bereits der Armuth verfallen und deßhalb zur StaatSvmmäljUNg geneigt war. Befriedigt wurden sie durch neue Landanweisungen im eroberten Messenien — der erste Messenische Krieg wurde eben deßhalb geführt — und durch das Zugeständniß, daß auch die Könige und die Geriisia, d. i. der Senat, der Controle der Ephoren unterworfen sein sollten, damit von Seite jener kein Versuch stattfinden könne, die Aermeren aus der Zahl der Homden, d. i. der Gleichadelichen auszuschließen. Vgl. ?lnm. 52. Die Sphoren konnten den König in Untersuchung ziehen, ihm Verweise und Bußen auflegen, ihn bei der Gernfia an. klagen, mit dieser über ihn zu Gericht sitzen und sämrliche Behörden fu«pen. diren, verhaften und auf den Tod anklagen. Verurtheilcn konnte nur der Senat lGerusia). Der König leistete ihnen allmonatlich — wohl bei jeder 'Volksversammlung — den Eid, gesetzlich regieren zu wollen. Vgl. Schömann, Kriech. Alt. :> S. 2»» ff. — Die 'folgende Nede des Ephoren ist' gegen den König ArchidamoS gerichtet. )
Nach diesen Worten ließ er, da er selbst Ephore war, die Abstimmung in der Versammlung der Lakedämonier vornehmen, sagte aber dann, weil-sie durch Zuruf die Entscheidung geben und nicht durch Stimmzeichen ^): er könne nicht untershceiden, welcher Ruf der stärkere sei, — und um sie durch recht augenfällige Darlegung ihrer Meinung noch mehr für den Krieg zu reizen, rief er: Wer von euch, ihr Lakedämonier, der Meinung ist, daß die Verträge gebrochen sind, und die Athener Unrecht thun, der trete auf den Platz dort,—indem er mit dem Finger daraus hinwies —, wer, aber der Meinung nicht ist, der stelle sich hier auf die andere Seite. Es standen nun Alle auf und traten nach den zwei Seiten aus einander, und die Zahl derer, welche den Vertrag für gebrochen erachteten,.war viel größer. Dann riefen sie die Bundesgenossen herzu und erklärten, daß ihnen die Athener dünkten Unrecht zu thun, und sie wollten jetzt auch die sämmtlichen Bundesgenossen zur Abstimmung einladen, damit sie, wenn es sich so ergebe, den Krieg gemeinsam führten. Nachdem dies Geschäft beendigt war, ging ein Jeder wieder in seine Heimat,, und auch die Athenischen Gesandten kehrten nach Haus zurück, als die Aufträge besorgt waren, wegen derer man sie geschickt hatte. Diese Entscheidung der Versammlung, daß.der Friede, gebrochen sei, ereignete'sich im vierzehnten Jahre des dreißigjährigen Waffenstillstandes, welcher [*]( 482 v. Chr. ) nach dem Euböiichen Krieg geschlossen worden war '"). [*]( 134. Auch in Athen wurde gewöhnlich durch Aufheben der Hände abge- stimmt lCheir otonie); geheime Abstimmung durch Stimmsteine, fand nur in gewissen Fällen statt, wie z- B..bei der Verbannung durch das Scherbengericht. ) [*]( 135) Vgl. I, 115. )
ES faßten aber die Lakedämonier den Entschluß, daß der Friede gebrochen und Krieg zu führen sei, nicht sowohl aus Nachgiebigket gegen die Reden der Bundesgenossen, als vielmehr aus Furcht, daß die Athener noch mächtiger werden könnten; denn sie sahen, daß jetzt schon der größere Theil von Hellas von jenen abhängig sei
Zu der Stufe aber, bis zu welcher ihre Macht gewachsen war, gelangten die Athener auf folgende Weise Als die Meder, zu Wasser und zu Lande von den Hellenen besiegt, Europa geräumt hatten, und auch die vernichtet waren, welche sich zu Schiff nach Mykale geflüchtet hatten, so kehrte der Lakedämonierkönig LeotychideS, der bei Mykale über die Hellenen den Oberbefehl geführt, mit den peloponnesischen Bundesgenossen nach Hause zurück. Die Athener aber und die Bundesgenossen aus Jonien und vom Hellespont, welche vom König schon abgefallen waren, blieben vor SestoS und belagerten die persische Besatzung, und nachdem sie den Winter durch ausgehalten, bekamen sie auch die Stadt in ihre Gewalt, indem die Barbaren abzogen. Dann räumten ihre Schiffe den HelleSpont, und Jeder kehrte nach seiner Heimaih zurück. Die Regierung von Athen aber ließ, da die Barbaren aus ihrer Landschaft abgezogen waren, die Weiber und Kinder und sonstiges Gut von den Orten, wo dieselben in Sicherheit gebracht worden waren, wieder nach Hause bringen und traf Anstalten, die Stadt und die Mauern wieder auszubauen. Von den Ringmauern stand nämlich nur noch sehr wenig, und die Häuser waren meist eingestürzt, bis auf wenige, in denen die vornehmen Perser selbst Wohnung genommen hatten.
Da aber die Lakedämonier von diesem Vorhaben erfuhren, so schickten sie, einestheilS weil sie selbst eS lieber gesehen hätten, daß [*]( 136) Vgl. I. 2Z Schluß. ) [*]( 137) Die Kapitel 89 — 118 enthalten eine Episode über die (fast) fünfzig Jahre zwischen dem zweiten verlischen und dem peloponnesifchen Kriege, an, knüpfend an Hund. S, >14. Eine genauere Erörterung dieser Partie, beson» der« rücksichtlich der Chronologie, in Krüger'S histor. philol. Studien l, S.I — 228. ) [*]( 138) AuS Salamis, Aegina, Bösen. )
Jene horten das an und glaubten eS dem ThemistokleS zu Gefallen; als aber Andere ankamen und für ganz gewiß erzählten, daß die Mauer doch gebaut werde und schon eine ansehnliche Höhe ge-
Als die Lakedämonier dies gehört hatten, ließen sie gegen die Athener keinerlei Groll blicken, denn sie hatten sich auch mit jener Gesandtschaft nicht den Anschein gegeben, als ob sie den Bau hindern wollten, sondern als wollten sie nur mit Rücksicht auf das gemeinsame Beste das ihrer Ansicht nach Entsprechende empfehlen; und dann waren sie auch damals den Athenern noch sehr gewogen wegen des Eifers, den sie im Perserkriege gezeigt hatten; doch waren sie über die Vereitelung ihrer Absicht im Geheimen erbittert. Die beiderseitigen Gesandten kehrten indeß unangefochten nach Hause zurück '4Y).
Auf diese Weise befestigten die Athener ihre Stadt innerhalb sehr kurzer Zeit. Auch sieht man dem Bau jetzt noch an/daß er eilig aufgeführt wurde, denn die Grundmauern sind aus allerlei Steinen zusammengefügt, hie und da auch aus ganz unbehauenen, wie sie grade Einer herbeibrachte. Auch viele Säulen von Grabmälern wurden eingemauert und selbst vom Bildhauer bearbeitete Steine, denn da die Ringmauer an allen Punkten über den ehemaligen Umfang der Stadt hinauSgerückt wurde, so schaffte man in'der Eile ohne Unterschied Alles herbei, was beweglich war." Auch vermochte sie ThemistokleS, den PeiräeuS völlig auszubauen, wozu schon früher während seiner einjährigen Regierung als Archont von Athen de? Anfang [*]( 481 v. Chr. ) gemacht worden war; denn da der Platz drei natürliche Häfen>'5") [*]( Alle fortbestehen, wie z. B. der deutsche Bund, so lange ein Umsturz der Bundesverfassung für alle Beteiligten, für die Mächtigsten wie für die Schwächsten, gleich große Gefahren hat. ' ) [*]( 140) lw) Ein Gerücht (Andokid. Z, 33), aufgegriffen von TheopompoS (Plutarch, Themist. IS) ließ die Lakedämonier durch Geld, Bestechung der Ephoren begütigt werden. Vgl. Krüger, hist. philol. Stud. II, C. III. — Wenn man sich vergegenwärtigt, was oben in der Anm. 137 über die antike Grundstimmung und deren Ursachen gesagt worden ist, so wird man eS begreiflich sinden, daß die List deS ThemistokleS gegen die antike Moral keineswegs verstieß, so w»nig.wie die Lügen deS OdysscuS. Und ich denke, auch heute noch wird Jeder gestehen, daß das Verfahren des ThemistokleS immer noch einen viel günstigeren Eindruck macht und den sittlichen Forderungen besser entspricht, als das Verfahren manches modernen und modernsten Ministers. ) [*]( 141) Ol.-74, 3. Krüger, h. ph. Sind. I, S- 13 . ff. ) [*]( 142) Zea, Aphrodision, Kantharos. Kruse, Hellas U, S. las s. (Kr.) )
Pausanias aber, des Kleombrotos Sohn, wurde aus Lakedämon als Anführer der Hellenen mit zwanzig Schiffen vom Peloponnes aus in See geschickt. Auch die Athener schloßen sich mit [*]( "2, Mit Bezug darauf errichtete er nebst seinen Amtsgenossen einen Hermen mit der Inschrift: ) [*](Die zu der Mauer geleget den Grundstein, weiheten diesen. Krüger, Stud. I, S. 2Z. ) [*]( 144) Die eingeklammerte» Worte stammen wohl aus einer Randbemerkung. ) [*]( 145) Die eisernen Klammern waren mit Blei eingegvssen. ) [*]( 146) Nach Slppian Mithrid. 30 war die Mauer gegen vierzig Ellen hoch. Krüger. Leben deS Thuk. S. 72. ) [*]( 147) Greise und Knaben. Vgl. I, los, wo et heißt: „die Nettesten und die Jüngsten;" ebenso ll. 13. )
Da aber Pausanias anfing sich gewaltthätig zu betragen 149), so brachte er alle Hellenen gegen sich auf, vornehmlich aber die Joner und die übrigen, welche erst neuerlichst vom Könige befreit worden waren, so daß diese die Athener angingen und sie aufforderten, eingedenk der StammeSverwandtshcaft '2") den Oberbefehl über sie anzunehmen und nicht ruhig zuzusehen, wenn Pausanias irgend wie Gewalt brauchen wolle. Die Athener schenkten diesen Anträgen gern Gehör und waren darauf bedacht, sowohl hieraus Nutzen zu ziehen, als auch alles Uebrige auf die ihrem Vortheil am meisten entsprechende Weise einzuleiten.
Inzwischen besohlen die Lakedämonier dem PausaniaS, nach Hause zu kommen, damit er wegen des über ihn Vernommenen Rede stehe; denn er war auch von den Hellenen, die nach Sparta kamen, vieler Ungerechtigkeiten angeklagt worden, so daß seine Fcldherrnschaft eher wie die Nachahmung einer Zwingyerrschaft ershcien. Es gelangte [*]( «77 v. Chr. ) aber dieser Befehl zur Rückkehr zu derselben Zeit an ihn, als die Bundesgenossen aus Haß gegen ihn zu den Athenern übergingen, mit^ Ausnahme der Truppen aus dem Peloponnes. Da er nun nach Lakedämon gekommen war, wurde er zwar wegen einiger persönlichen Beleidigungen zur Strafe gezogen, in der Hauptsache jedoch losgesprochen. Er war aber vornehmlich der Perserfreundschaft angeklagt worden, und in der That zweifelte auch Niemand daran. Die [*]( 148) Nnter AristeiveS und Kimon. Plutarch, Arist. 23. Im Frühling Ol. 75. 3. Krüger, Sind. I, S. s? f. ) [*]( 149) S) Vgl. I, 130. ) [*]( 150) Die damals kleinasiatischen Joner hatten früher im Peloponnes ge- wohnt, waren aber durch die Achaier, welche von den Herakliden aus Argoli» und Lakonien vertrieben worden waren, ihrer Wohnsitze beraubt worden und hatten sich nach Altika gewendet. Bon hier zogen sie später nach Kleinasien, indem sie ihre Anführer aus Athen, und das heilige Feuer aus dem Pryra? neum daselbst nahmen, so daß Athen als ihre Mutterstadt gelten konnte. Vgl. Anm. lv. )
So waren also die Athener aus freier Zustimmung der Bundesgenossen, weil Pausanias sich verhaßt gemacht, zur Würde der Oberanführung gelangt, und sie bestimmten nun, welche Staaten zum Krieg gegen den Barbaren Geld, und welche Schiffe hergeben sollten. Vorwand war-, daß man durch Verheerung des königlichen Gebietes für die erlittene Unbill Rache nehmen müsse. Damals wurde auch von den Athenern zuerst das Amt der Schatzmeister von Hellas eingeführt, welche den Phoros, denn so nannte man den Beitrag an Geld, in Empfang zu nehmen hatten. Die erste Umlage dieser Art wurde auf 460 Talente ^890,000 pr. Thlr.^Z festgesetzt. Zur Schatzkammer diente Delos, und auch die Versammlungen wurden im dortigen Heiligthum abgehalten
Was nun die Athener als Oberanführer der Bundesgenossen — welche anfangs noch ihre eigenen Gesetze behielten und auch in den gemeinschaftlichen Versammlungen mitberiethen — im'Kriege und in der Leitung der Staatsgeschäfte zwischen diesem ^peloponnesischen^ und dem persischen Kriege, sei eS nun gegen den Barbaren, sei es gegen ihre eigenen abgefallenen Bundesgenossen und die Peloponnesier, welche dabei jedes Mal im Spiel waren, ausgeführt haben, [*]( 151) Vgl. Aum. 130. ) [*]( 152) Die sogar auf den Rath der Lakedämonier von den Hellenen zu Hegemonen erwählt worden waren, freilich nur nach einem Lakonischen Zeugnis bei Xenoph. Hellen. VI, s, 34 (Kr.). Vgl. That. I, 75. ) [*]( 155) Dieselbe Zahl bei Plutarch, Arisleid. n, Diodor I?, 4». Als der Schatz um 450 nach Athen gebracht wurde, enthielt er 8—>0,V00 Talente, also ungefähr 20 Millionen Gulden. Diodor 12,, 38. 40. 13 . 21. )
Zuerst nun belagerten sie Eion am Strymonflusse [*]( 476 v. Chr. ) welches die Perser besetzt hielten, und nahmen es unter Anführung l Kimon'S, des Sohnes des Miltiades, und verkauften die Einwohner als Sklaven. Dasselbe gelang ihnen darauf mit der Insel Skyros im ägäischen Meere, bewohnt von Dolopern, welche sie ebenfalls verkauften und an ihre Stelle Ansiedler aus ihrer eigenen Mitte setzten. Dann führten sie einen Krieg mit den Kary tsiern, und zwar mit diesen allein, ohne daß sich die übrigen Euböer daran betheiligten, und brachten sie erst nach geraumer Zeit dahin, sich auf gewisse Be- dingungen hin zu ergeben. Darauf bekriegten sie die abgefallenen Naxier und zwangen sie durch Belagerung zur UnterwerfungDE [*]( 473 v. Chr. ) Es war dies der erste verbündeteStaat, welcher dem Vertrag zuwider unterjocht wurde, ein Schicksal, welches später freilich auch die andern nach der Reihe traf.
Die wichtigsten Ursachen des Abfalls waren außer einigen anderen die Rückstände in der. Einzahlung deS PhorosTBeitragS^ und in der Lieferung von Schiffen und Nichterfüllung der KriegS- pflicht, wenn sie wo vorgekommen war; denn die Athener trieben scharf [*]( 154) Dies Wert des Hellanikos, das wenigstens aus vier Büchern bestand. wird gewöhnlich unter dem Namen AtthiS angeführt. Sturz, Hellanikos p. SZ. (Kr.). ) [*]( 155) Sommer Ol. 75, 4 und 76, l. Krüger, hist. phil. Studien 1, S. 39. f. Statt Eion wäre eigentlich deutsch Eon zu schreiben, da das t hier stumm lst. ' s. - ) [*]( 156) Belagert wurde NaroS i. I. 473 v. Chr. Krüger, Stud.' I. S. ZZ f., 46 und 49 ff. Möglich, daß die Unterwerfung erst 472 erfolgte, (Kr.) )