History of the Peloponnesian War

Thucydides

Thucydides. Geschichte des Peloponnesischen Kriegs. Wahrmund, Adolf, translator. Stuttgart: Krais and Hoffmann, 1864.

[*]( 469 v. Chr. ) Hierauf ereignete sich auch die Land- und Seeschlacht am Flusse Eurymedon in Pamphilien zwischen den Persern und den Athenern mit ihren Bundesgenossen, und es gewannen damals die Athener einen doppelten Sieg, zu Wasser und zu Lande, unter Anführung Kimon's, des Miltiades Sohn, und sie nahmen und zer- [*]( 467 Ehr. ) störten von den Schiffen der Phöniker in Allem gegen zweihundert. Nicht lange danach geschah eS, daß die Thafier von ihnen ab­ [*]( 157) Thnsos, eine gebirgige, waldreiche Insel, der Mündung des NestoS gegenüber und nur eine halbe Tagereise von AmphipoliS gelegen, von KUND. Flächengehalt, war im Alterthum sehr fruchtbar. Vor Allem aber zeichnete sie großer Gvldreichrhum aus. Zuerst kolonisirten sie die Phönikicr, um auf Gold zu graben. EtwaS vor 700 v. Chr. erhielt die Insel eine Kolonie von ParoS, womit ihre eigentliche Geschichte beginnt. Sie gründete nun viele Niederlassungen auf der gegenüberliegenden, ebenfalls sehr goldreichen Küste Thrakiens, darunter Stank-Spule, an dessen Goldgruben auch unser ThukydideS Antheil hatte. In guten Jahren belies sich das Einkommen aus den Bergwerken auf Z00 Talente, die auf dem Festlande allein brachten den Thaliern jährlich 60 Talente, Herod. VI, iS. Den Persern wagten die Thasier keinen Widerstand zu leisten, sondern rissen auf Befehl des MardonioS ihre Mauern nieder und lieferten ihre Flotte aus. Auch noch dem TerxeS zahlten sie einen Beitrag von 400 Talenten zur Erhaltung seines HeereS. Nach der Vertreibung der Perser traten sie zum Attischen Bund und waren mit jährlichen sechs Talenten besteuert. Im I. 467 v. Chr. fielen sie, wie hier erzählt wird, von den Athenern ab, weil sie deren Verlangen nach den thrakischen und thasischen Goldgruben wahrnahmen. )

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fielen, nachdem zwischen ihnen wegen der gegenüberliegenden Handels. Plätze in Thrakien und der Bergwerke, die sie benutzten, ein Streit entstanden war. Die Athener nun segelten gen Thasos und gewannen eine Seeschlacht III) und stiegen an'S Land. Zu jener Zeit schickten sie auch zehntausend Ansiedler aus ihnen selbst und den Bundesgenossen an den Strymonsluß, um an dem Orte, welcher damals die Neun Wege genannt wurde, jetzt AmphipoliS, sich niederzulassen. Diese bemächtigten sich zwar der Neun Wege, welche die Edoner besetzt hatten, als sie aber gegen das Innere Thrakiens vordrangen, wurden sie bei DrabeskoS im Lande der Edoner von den vereinigten Thrakern geschlagen und aufgerieben, denn diese sahen in der Niederlassung bei den Neun Wegen eine Feindseligkeit.

Die Thasier, in den Schlachten besiegt und belagert, riefen die Lakedämonier an und forderten sie auf, in Attika einzufallen und sie auf diese Weise zu unterstützen. Diese versprachen das auch, ohne daß die Atbener etwas davon erfuhren, und waren schon im Begriff es zu thun, als sie durch das Erdbeben verhindert wurden, wel- [*]( 466 v. Chr. ) ches die Heloten und von den Beisitzern'^) die Thuriaten und Aethäer benutzten, um sich zu empören und in die Feste Jthome zu werfen. Die Mehrzahl der Heloten waren Abkömmlinge der alten Messenier, welche in früherer Zeit geknechtet worden waren, und wurden deshalb auch insgemein Messenier genannt. Nun mußten also die Lakedämonier gegen die in Jthome Krieg fuhren, und die Thafier [*]( 464 v. Chr. ) ergaben sich im dritten Jahr der Belagerung an die Athener und willigten ein, ihre Mauern niederzureißen, die Schiffe auszuliefern, die auferlegte Geldsumme sofort zu erlegen und inskünftig Steuer zu zahlen, sowie auch aus das Festland und die Bergwerke keine Ansprüche mehr zu machen.

Die Lakedämonier aber, da sich der Krieg gegen die in Jthome in die Länge zog, riefen nebst andern Bundesgenossen '6°) [*]( 158) Kimon eroberte ZZ Schiffe. Plutarch, Kim. 14. (Kr.) ) [*]( 159) Beisitzer. Beisaßen, griech. Periöken, sind die halbfreien Lakedämonischen Bauern, die theilweise auch Handel und Gewerbe trieben. Die Anzahl ihrer Dörfer betrug gegen hundert. Vgl. Anm. H. ) [*]( 160) Aegineten T, 27. a, SS; Platäer s, se; Mantineer Tendenz. Hellen. S, 2. (Poppo.) )

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auch die Athener zu Hilfe, und diese erschienen auch unter des Kimon Führung in nicht geringer Zahl." Man.hatte sie aber vorzüglich deshalb herbeigerufen, weil sie in der Belagerungskunst für sehr erfahren galten und weil sich bei der. langen Dauer der Belagerung gezeigt hatte, daß es hierin fehle; denn im Uebrigen wäre ihre Macht schon hinreichend gewesen, den Platz zu nehmen. In Folge dieses Feldzugs trat die Feindseligkeit zwischen Lakedämoniern und Athenern zuerst ganz deutlich hervor; denn da der Platz doch nicht erstürmt wurde, so besorgten die Lakedämonier von der Kühnheit und. Neuerungssucht der Athener, und weil sie auch keine Stammesgenossen seien, sie möchten bei längerem Bleiben sich von denen in Jthome zu irgend welchen Umtrieben bereden lassen, und entließen sie allein von allen Bundesgenossen, ohne jedoch ihren Verdacht auszusprechen, sondern nur mit der Erklärung, daß sie ihrer nicht mehr bedürften. Die Athener aber merkten wohl, daß sie nicht in guter Meinung, sondern irgend eines Verdachtes wegen entlassen worden seien, und weil sie dies für eine Beleidigung aufnahmen und solches von den Lakedämoniern nicht dulden zu müssen glaubten, so lösten sie sogleich nach ihrer Heimkehr die gegen die Perser geschlossene Bundesgenossenschaft und wurden Bundesgenossen der-Argiver ^), der Lakedämonier Feinde, und beide nahmen in dieselbe Eides- und Bundesgenossenschaft auch die Thessaler Es auf. [*]( 161)Wit 4000 Schwerbewaffneten nach Aristoph. Lysistrata v. 1143. Krüger, Stab. i, S. 125.. ' , . ) [*]( 162) Die.Argiver, als das Volk der ältesten Herakliden (vgl. Anm. ZV und 50*). welches die ältesten und berühmtesten Könige hervorgebracht, glaubten von jeher den begründetsten Anspruch auf die Hegemonie im Peloponnes zu haben, welche Sparta in der That besaß: daher immerdane'rnoer Groll gegen diese Stadt, der noch dadurch verstärkt wurde, daß i. I. 550 Sparta den Argivern die zwischen beiden Gebieten gelegene Landschaft Kynurea mit der Stadt Thyrea wegnahm, und 5Z4 v. Chr. der spartanische König Kleomene» ihnen bei TirnnS eine so entschiedene Niederlage beibrachte, daß sie zunächst j» poli, tischer Ohnmacht vernrtheilt blieben.^ Während der Perser-kriege hielten sie lieber zum Erbfeind der Hellenen, als daß sie von den Spartanern Befehle angenommen hätten, obgleich sie zu Gunsten der Perser Nichts thun konnten. Auch die vorwiegend demokratische Gesinnung machte die Argiver Athen geneigt. ) [*]( 163) Die Mehrzahl der Thessaler war immer den Athenern zugethan,' nach 4, 78; vgl. l, 107. 2, 72. (Kr.) )

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Als die in Jthome sich nicht mehr halten konnten, im [*]( 462 v. Chr. ) vierten Jahr der Belagerung, kamen sie imt den Lakedamomern. in einem Vertrag übereiii, daß sie aus dem Peloponnes unter steherem Geleite abziehen und ihn nie wieder betreten sollten; wenn aber doch einer betroffen werde, so solle cr des; Sklave sein, der ihn zuerst ergreife. Auch die Lakedämonier nämlich hatten früher schon einen Spruch des Pythischen Gottes erhalten: den Schutzflehenden des ZeuS von Jthome sollt ihr ziehen lassen. Jene zogen also aus mit Weib und Kind, und die Athener nahmen sie aus, jetzt schon anS Haß gegen die Lakedämonier, und wiesen ihnen NaupaktoS (Lepanto) zum Wohnsitz [*](460 v. Chr. ) an (462 v. Chr.), welches sie erst kürzlich den Ozolischen Lokrern abgenommen hatten. Damals fielen auch die Megarer von den [*](460 v. Chr. ) Lakedämoniern ab, weil die Korinther wegen der Gränzgebiete sie bekriegten, und'traten in die Bundesgenossenschaft der Athener, und diese besetzten Megara und Pegä und bauten den Megarern die langen Mauern von ihrer Stadt bis nach Nisäa und übernahmen selbst deren Bewachung, und hierin vorzüglich lag der Ansang des erbitterten Hasses der Korinther gegen die Athener ^).

J n ar os der Libyer, des Psammetichos Sohn und König der Libyer, welche an Aegypten gränzen, ausgehend von Marea, der[*]( 460 v. Chr. ) Stadt jenseits der Insel Pharos, brachte den größten Theil AegyptenS zum Abfall vom König Artaxerxes, und nachdem er selbst sich zum König gemacht hatte, rief er die Athener zu Hilfe, und diese, welche gerade mit zweihundert eigenen und Bundesgenossenschissen gegen Kypros ausgelaufen waren, verließen diese Insel und stießen zu ihm VI; nnd nachdem sie vom Meer aus in den Nil eingelaufen [*]( 164) Es sollte heißen! Im vierten Jahre. Krüger, Stnd. I, S. 156—161. ) [*]( 165) Nisäa ist die achtzehn Stadien von Megara entfernte Hafenstadt und war noch zur Zeit Strabo'S (IX, p. 3!il) durch lange Mauern mit Megara verbunden. Diese Mauern sollten die Verbindung mit Athen sichern, wie b, 52 (Kr.), d. h. die Stadt sollte durch Peloponnesier nie in der Art eingeschlossen werden können. daß die bei Nisäa landenden Athener nicht zwischen den langen Mauern bis nach Megara inarschiren könnten. ) [*]( Zweihundert Schiffe auch nach Diodor n, 71. Jsokrat. 8, 86; dreihundert nach Diodor >3, 25 cll, 7l); sünszig waren noch nachgeschickt worden, Thuk. s, liv. Die Zahl 40 bei KtcsiaS, Pers. 32 ist eine Verfälschung der Zahl Σ in M Kr.) ) [*]( Thijkydides I. ) [*]( 7 )

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waren, machten sie sich zu Herrn des Flusses und über zwei Drittbeile von Memphis'67); das letzte Drittel, genannt die weiße Festung'68^ belagerten sie. In derselben befanden sich die Flüchtlinge der Perser und Meder und die von den Aegyptern, welche nicht mit abgefallen waren.

Eine Abtheilung Athener, welche bei HalieiS gelandet [*]( 460 v. Chr. ) war, gerieth mit den Korinthern und Epidanriern in's Tressen, und eS siegten die Korinther. Etwas später kam es zwischen den Athenern und der peloponnesischen Flotte zu einem Seekampf bei Kekryphaleia ^Jnsel nächst Epidauros^j, und hier siegten die Athener. Als dann der Krieg zwischen den Athenern und Aegineten auSbrach, so fand zwischen diesen und ihren Bundesgenossen beiderseits eine große Seeschlacht bei Aegina Statt, nnd es siegten die Athener, nahmen siebzig feindliche Schisse, landeten und belagerten die Stadt unter Anführung des Leokrates, des Stroibos Sohn. Da nun die Peloponnesier den Aegineten Hilfe bringen wollten, so setzten sie dreihundert Schwerbewaffnete, welche früher als Hilfstruppen bei den Korinthern und Epidauriern gestanden hatten, nach Aegina über und besetzten die Höhen von Gerania. In's Gebiet von Megara aber fielen die Korinther mit ihren Bundesgenossen ein, in der Meinung, die Athener würden unvermögend sein, den Megarern zu Hilfe zu kommen, da sie schon in Aegina und Aegypten eine große Macht stehen hatten; wenn sie aber doch zu Hilfe kämen, so würde man sie um so leichter von Aegina vertreiben können. Die Athener aber ließen das Heer auf Aegina stehen, und es zogen nur von den in der Stadt Zurückgebliebenen die Aeltesten und Jüngsten gen Megara unter Anführung des Myronides, und nachdem sie mit den Korinthern in unentschiedener Schlacht gekämpft hatten, zogen sich beide Theile zurück, [*]( 167) KtesiaS, Pers. 32 tt'gl. Diodor II, 74), berichtet von einer Hauptschlacht, in welcher Achameues, des ArtaxerxeS Bruder, gefallen sei <Herod. 7, 7) und mit ihm hunderttausend Mann <Herod. s, I?). Gewiß eine bedeutende Uebertreibung. (Kr.) ) [*]( 168) Die weiße Burg zu MemphiS, so genannt, weil sie aus natürlichen Steinen, nicht aus Backsteine» erbaut war, war das Hauptquartier der Persischen Besatzung von ?legi)ptcn, welche zu HerodotS Zeit i?v,»vv Mann betrug. Pelusium und die Insel Elcphantine waren nächstdem die bedeutendsten Stationen. )

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und Jeder glaubte, nicht im Nachtheil gewesen zu sein. In der That war aber der größere Vortheil auf Seiten der Athener, und sie stellten deshalb auch nach der Korinther Abzug ein Siegeszeichen auf. Da aber die Korinther zu Hause von den älteren Bürgern als feige ausgescholten wurden, so rüsteten sie sich etwa zwölf Tage später von Neuem, kamen und stellten auch ein Siegeszeichen auf, gleich als ob sie gesiegt hätten. Die Athenischen Hilfstrup?en machten aber schnell einen Ausfall aus Megara, hieben die nieder, welche das Siegeszeichen errichteten, und schlugen auch die Andern in einem Gefechte.

Die Geschlagenen traten den Rückmarsch an, und eine nicht kleine Abtheilung derselben, hart verfolgt und des Wegs verfehlend, betrat das Gut eines Bürgers, welches rings mit einem breiten Graben umschlossen war, und ein Ausweg war nicht vorhanden. Da die Athener dies wahrnahmen, sperrten sie den Eingang durch Schwerbewaffnete ab und stellten im Kreis ringsum Leichtbewaffnete, und so tödteten sie durch Steinwürfe alle, welche dort hineingerathen waren. Dieser Verlust that den Korinthern sehr wehe; doch kam die Mehrzahl ihres Heeres nach Hause zurück.

Um jene Zeit begannen auch die Athener die langen [*]( 45? v. . Chr. ) Mauern bis an s Meer zu bauen, die nach dem Phaleros und die nach, dem PeiräeuS. Als damals die Phokier gegen Doris, der Lakedämonier Mutterland, wo Böon, Kytinion und Erineon liegen'^), einen Kriegszug unternahmen und eines dieser Städtchen eroberten, so kamen die Lakedämonier unter Anführung deS Nikomedes, des Kleombrotos Sohn, welcher anstatt des unmündigen Königs Pleistoanar, des Pausanias Sohn, die Negierung führte, mit fünfzehn- hundert eigenen Schwerbewaffneten und zehntausend Bundesgenossen den Doriern zu Hilfe, und nachdem sie die Phokier zu einem Vertrag und zur Herausgabe der Stadt genöthigt hatten, traten sie wieder den Rückmarsch an. An der Uebersahrt zur See nun, über den Busen von Krisa, würden die Athener sie zu verhindern bereit gewesen sein, welche dort mit ihren Schiffen kreuzten; durch Gerania zu marschiren [*]( 169) Gewöhnlich ist von einer dorischen TelravoliS, d. i. Bier-unter, die Sie-de. ES fehlt hier nämlich PindvS, Srr.ibo X, p. 47K. Bei PliniuS 4, 13 ist von fünf, bei den Scholinste» zu Pind.ir, Buch. I, l?l und Aristoph. PlutnS 385 von sechs Städten die Rede (Kr.). ) [*]( 7* )

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schien ihnen aber nicht sicher genug, da die Athener Megara und Pegä besetzt hielten; denn Gerania war unwegsam und wurde von den Athenern fortwährend bewacht''^), und überdies hörten sie, daß die Athener sie auch hier am Durchmarsch zu hindern entschlossen seien. Sie hielten eS daher fürs Beste, in Böotien zu bleiben und zuzusehen, wie sie am sichersten würden durchkommen können. Zum Theil aber wurden sie hiezu heimlicher Weise durch einige Athener bewogen, welche die Volksherrschaft zu unterdrücken und den Bau der langen Mauern zu hindern hofftenES zogen nun gegen sie die Athener mit ganzer Macht, dabei von den Argivern tausend und von den übrigen Bundesgenossen je nach Verhältniß, im Ganzen vierzehntausend '72). Diesen Zug unternahmen die Athener, weil sie glaubten, daß jene des Rückmarsches wegen in Verlegenheit seien, zugleich aber hatten sie auch Verdacht geschöpft wegen der Gefahr für die Volksherrschaft bei ihnen. Auch Thessalische Reiter stießen gemäß dem Bundesvertrag zu den Athenern, gingen aber während des Gefechtes zu den Lakedämoniern über.

[*]( 453 v. Chr. ) In der Schlacht nun, die bei Tanagra in Böotien stattfand, siegten die Lakedämonier und ihre Bundesgenossen, und es blieben auf beiden Seiten viel Todte Die Lakedämonier inarschirten dann in die Landschaft Megaris ein, verheerten die Pflanzungen und kehrten über Gerania und die Landenge nach Hause zurück. Die Athener aber zogen am zweiundsehczigsten Tage nach der [*]( 170) Nämlich seit der Besetzung l, los. (Kr.) ) [*]( 171) Aristokraten von der Partei des Kimon, Plutarch Kinn >7, Pcrikl. 10. In den langen Mauern erhielt die Unabhängigkeit nnd die Demokratie der Athener eine Schlitzwehr. (Kr.) ) [*]( 172) Wegen des Bündnisses I, 102. Erwähnt wird ihrer Hilfe Hcrod. 9, 35. P.iufan. III, II, C. (Kr.) ) [*]( 173); Die Athener allein hatten zu Anfang des pelopounesischen Krieges nach 2. 13 über Schwerbewaffnete. ) [*]( 174)Plato (MenexenoS >3. p. 24?) ist der Erste, welcher die Schlacht uuciuschiedcn bleiben läßt, und spätere Lobredner machten dann einen Athenischen Sieg daraus. Aus solchen Quellen schöpften Oiodor ilI, 80. Justin 3. V. Böckh vermuthet mit Recht,- daß der Vertrag, durch welchen die Lakedämonier den Thebaner» die Herrschaft über die Nbotier garantirten, schon vor der Schlacht abgeschlossen worden sei <kr.), weßhalb eS bei Plato heißt, das: die Athener bei Tanagra für die Freiheit der Vöotier gefochten hätten. (Kr>) )

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Schlacht unter des Myronides Anführung gegen dieBöotier zu Feld, schlugen sie bei Oenophyta, nahmen ganz Böotien und PhokiS, rissen die Mauern der Tanagräer nieder und brachten von den Opuntischen Lokrern hundert der reichsten Männer als Geiseln mit und vollendeten ihre eigenen langen Mauern. Danach ergaben sich auch die [*]( 457 v. Chr. ) Aegineten an die Athener und mußten ihre Mauern niederreißen, ihre' Schiffe abgeben und für die Zukunft zinspflichtig werden. Auch umsegelten unter Anführung des TolmideS, des Tolmäos Sohn, die Athener den Peloponnesverbrannten die Schiffswerft derLake­ [*](456 v. Chr. ) dämonier sGythion am Lakonischen nahmen den Korinthern die, Stadt Chalkis weg ^in Akarnanien, j. Varassowa^j, und landeten und schlugen die Sikyonier.

Die Athener aber und ihre Bundesgenossen, welche in Aegypten geblieben waren, mußten vielerlei Wechsel des Kriegsglücks ertragen. Im Anfang war ganz Aegypten in die Hände der Athener gegeben. Da schickte der König den MegabazoS, einen Persischen Mann, nach Lakedämon, daß er durch Geld die Peloponnesier zu einem Einfall in Attika bewege und so die Athener zwinge, Aegypten zu verlassen. Wie ihm aber das nicht gelang, und sein Geld vergebens aufging, so kehrte MegabazoS mit dem Reste seiner Geldsummen nach Asien zurück. Nun schickte der König den Megabyzos, des Zopyros Sohn, einen Perser, mit einem großen Heere nach Aegypten. Dieser kam zu Lande, besiegte die Aegypter und ihre Bundesgenossen in einer Schlacht, vertrieb die Hellenen aus Memphis und schloß sie endlich aufder Insel Prosopitis ein und belagerte sie dort ein Jahr und sechs Monate, bis er den Kanal trocken legte und das Wasser ableitete. So 'kamen die Schiffe auf's Trockene zu sitzen, und da nun die Insel auf dieser Seite mit dem Festland zusammenhing, so ging er hinüber und eroberte sie mit feinen Landtruppen

Diesen verderblichen Ausgang nahmen dort die Angelegen- [*]( 454 v. Chr. ) heiten der Athener, nachdem der Krieg sechs Jahre gewährt hatte, und, [*]( 175) Mit fünfzig Dreiruderern und viertausend Schwerbewaffneten, nach Diodor 11,84.(Kr.) ) [*]( 176) Vgl. Diodor II, 77. KtesiaS, Per,'. 3Z. Auch KtesiaS läßt die Perser in der Scklacht siegen! Divdor, durch attische Rhetorik berückt, läugnet es. Ueber die Insel PrvsopitiS vgl. Hervd. 2, as. 165. (Kr.) )

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nur wenige von den vielen retteten sich durch Libyen nachKyrene, die Meisten aber kamen um. Aegypten wurde nun wieder dem Könige botmäßig, ausgenommen Amyrtäos, der König der Sumpfgegenden '^). Den konnten sie wegen der großen Ausdehnung der Meräste nicht bewältigen, auch sind die Sumpsbewohner von allen Aegyptern die tapfersten. Jnaros aber, der libysche König, welcher in Aegypten das Alles angerichtet hatte, fiel durch Verrath in ihre Hände und wurde an's Kreuz geschlagen. Von den Athenern aber und dem übrigen Bunde waren fünfzig Dreirnderer zur Ablösung nach Aegypten geschickt worden und ankerten bei dem Mendesischen Vorgebirge, ohne von dem Vorgefallenen etwas zu wissen. Da fielen von der Landseite Truppen und zur See die phönikische Flotte über sie her und vernichteten die meisten, und nur wenige entkamen. Dies war das Ende des großen ZugS der Athener und ihrer Bundesgenossen nach Aegypten.

Aus Thessalien floh Orestes, des Ecliekratides, eines Thessalerkönigs,'77) Sohn, zu den Athenern nnd überredete sie, ihn wiederum einzusetzen. Die Athener nahmen auch von den Böotiern und Phokiern, ihren Bundesgenossen, Hilsetruppen und zogen gegen die [*](454 v. Chr. ) thessalische Stadt PharsaloS zu Felde. Des flachen Landes nun wurden sie Meister, so viel sie nämlich davon gewinnen konnten, ohne [*]( 176)* Die Sumpfgegenden, die auch des PsammetichoS Zuflucht gewesen, sind das Land, welches durch die Bolbikinische und die Scbcnnytischc Nilmnndung eingeschlossen wird. ) [*]( 177) Die Thessalischen Zustände waren nicht »»ähnlich den Ungarischen. Wie von den edlen Magyaren die Slovaken, Nuthenen, Kroaten. Schwaben u. s. w. niedergeholten wurden, so standen dort die Magneten, Mauer, Do lvper, Aeiiiancn n. s. w. in drückender Abhängigkeit von den zahlreichen thessalische» Junkern, die treffliche Reiter »nd Ritter wäre». Um die Unterthauen gleich den Lakedämonischen Periöken ind Heloten stets im Zaum zu hallen, halte diese Jnnkerschast inter sich die nöthige Vereinbarung getrcffe» , hielten Landlage ab und wählten, wenn es »vihig war, ein militärisches Oberhaupt, den TagoS, der zn Xenophons Zeit Wellen. VI, I. 7) einen Heerbann von Llwll Reitern und inebr alS lll.llvo Schwerbewaffnete» ausbringen konnte. Eigeniliche Könige gab eS nicht- Hier ist ein Magnat aus dem Geschlecht der Alenaden oder Skopaten gcnieint, deren Glieder in den einzelnen Staaten, wo sie ansäßig waren, so gut wie fürstliche Gewalt hatten <vgl, Herob. s, LZ. 7, 6). DaS Spartanische Iniikerthui» entschädigte die Menschheit doch durch einen nicht unbedeutenden geistigen und sittlichen Gehalt, das Thessalische war durch Liederlichkeit ind üppige Laster ausgezeichnet. )

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sich weit von ihren Waffenplätzen zu entfernen, denn daran hinderten sie die thessalischen Reiter; die Stadt aber konnten sie nicht einnehmen, und auch sonst wollte ihnen Nichts von dem gelingen, weßhalb sie den Feldzug unternommen, sondern unverrichteter Sache kehrten sie mit dem Orestes wieder zurück.

Nicht lange danach bestiegen tausend Athener zu Pegä, welches [*]( 454 v. Chr. ) damals ihnen gehörte, die Schiffe und segelten gegen Sikyon unter Anführung des PerikleS, des Aanthippos Sohn, und nachdem sie gelandet waren, besiegten sie in einer Schlacht die Sikyonier, welche sich ihnen entgegengestellt hatten. Dann nahmen sie von den Achäern Verstärkung und schifften wieder nach der gegenüberliegenden Küste gegen Oeniadä in Akarnanien und belagerten diese Stadt. Allein sie konnten sie nicht einnehmen und kehrten wieder nach Hause zurück.

Nachdem unterdessen drei Jahre verflossen waren' kam [*]( 178) In diese Jahre fällt die Ausführung von Klernchen td. i. Loosinhaber oder Kolonisten, denen ein bestimmtes AckerlooS zugetheilt wurde) nach dem ChersviineS durch PerikleS, von andern nach Enboa und NaxoS durch TolmideS. Diodor IlI, 88. Plutarch, Perikl. IlI, >9. Pansan. I, 27. 6. (Kr.) — Die Kleruchien unterschieden sich von den eigentlichen Kolonien. Diese letzteren, wenn sie nicht die Auswanderung einer unzufriedenen oder ausgetriebenen Partei waren, dienten entweder dazu, ein sich heranbildendes Proletariat auf gute Weise und zu beiderseitiger Zufriedenheit loszuwerden, oder um Handel und Verkehr in bestimmten Gegenden zu sichern und zu erleichtern. In den meisten Fällen wurden beide Bortheile zugleich erreicht. Sehr okt wurden auch Fremde zur Theilnahme aufgefordert. Das Abhängigkeitsverhältniß der Kolonie vom Mutterstaat war ein sehr loses. So lang die Kolonie zu schwach war, sich selbst zu schuhen, mußte sie sich größere Abhängigkeit gefallen lassen. Sonst galt Gleichheit und Gegenseitigkeit. (Vgl. Anm. 68.) — Ganz anders war es bei den Kleruchien. Das ganze Gebiet eines eroberten Staates oder eine gewonnene Insel wurde in gleiche Ackerloose an Athenische Bürger vertheilt, die nach wie vor Bürger und im engsten Zusammenhang nicht nur mit Athen überhaupt, sondern auch mit den dortigen engeren Verbänden, Deinen und Phulen, denen sie angeliörten, blieben, wenn sie auch unter sich wieder eine besondere bürgerliche Gemeinde bildeten nnd deren innere Angelegenheiten selbst besorgten. Viele blieben auch ganz in Attika wohnen, indem sie den nenerworbenen Grundbesitz verpachteten, oder hielten sich bald hier, bald dort ans. Doch ist selbstverständlich, daß diejenigen Kleruchen, welche zu Athen kein liegendes Vermögen zurückließen, — und das muß wohl bei der größeren Zahl der Fall gewesen sein, — den bleibenden Aufenthalt auf ihrem Ackerloose nahmen, ohne welche» Umstand auch der eigentliche Zweck der Behauptung des neu-)

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[*]( 45l v. Chr. ) zwischen den Peloponnesiern und. Athenern ein fünfjähriger Waffenstillstand zum Abschluß, und da nun die Athener den Krieg aus Hellenischem Boden einstellten, so unternahmen sie mit zweihundert eige­ [*]( 450v. Chr. ) nen und Bundesgenossenfchiffen unter des Kimon Anführung einen Zug gegen Kypros. Sechzig von diesen Schiffen gingen nach Aegypten ab, da Amyrtäos, der König in den Sumpfgegenden, sie verlangt [*]( 419 v. Chr. ) hatte, die übrigen belagerten Kition ^CHittH. Als aber unterdessen Kimon starb und auch eine Hungersnoth entstand, so zogen sie von Kition ab, fuhren auf die Höhe von Salamis ^Famagusta^ auf der Insel KyproS und lieferten den Phönikern und Kilikiern zugleich eine Schlacht zur See und aus dem Festlande, und da sie auf beiderlei , Art gesiegt hatten, kehrten sie wieder nach Haufe zurück, und mit ihnen auch die Schiffe, welche von Aegypten zurückgekommen waren.

[*]( 448 v. Chr. ) Danach führten die Lakedämonier den sogenannten heiligen Kriegszug aus, bemächtigten sich des Heiligthums in Delphi und übergaben es den Delphiern. Nachdem sie aber wieder abgezogen waren, zogen die Athener ihrer Seits zu Felde, siegten und übergaben das Heiligthum wieder den Phokiern [*]( erworbenen Gebietes kaum erreicht werden konnte. Die alten Bewohner wurden entweder ganz aufgerieben — so zu Skione und aus MeloS, Th»k»d. V, se. I>6 — oder ausgetrieben — wie aus Aegina II, 27 — oder sie blieben als zinSpflichtige Pachtbauern <wie III, 50). Die Zahl der Kleruchen war osr sehr groß: so gingen deren Ivvv nach Euböa, um die Ländereien der chalkidischen Hippoboten in Besitz zu nehmen (Herod. V, 77). 2V00 sandte PerikleS nach Histiäa. Platon'S Vatcr und AristophaneS waren Kleruchen auf Aegina. — ES leuchtet ein, wie geschickt diese, besonders von PerikleS in demokratischem Sinn ausgebeutete Maßregel war, die Macht Athens rasch zu heben. ) [*]( 179) Es ist oben cAnm. 50*) schon gesagt worden, daß in den letzten Jahrhunderten der Einfluß der Orakel ans politische und sociale Verhältnisse gestiegen war. Vor Allen war daS apollinische Orakel zn Delphi so zu sagen zur höchsten Instanz geworden, bei welcher sich sämmtliche hellenische Staaten, ja auch daS italische »ud barbarische Ausland Raths erholten. ES ist nicht gut denkbar, daß dieses Institut zu so hohem Ansehen gelangt sein könnte, ohne daß dessen Borsteher ihren Rath in allen Dingen nicht nur mit großer Sachkenntnis: und ans reichster Erfahrung, sondern anch unparteiisch und sogar im Sinne ächter Humanität, wenigstens lange Zeit hindurch, gegeben hätten. Da aber auch bei der besten Tradition und der sorgfältigsten Auswahl der Mittelspersonen Schlechte imr unterlaufen, so wird wohl auch früher schon Betrug lind Bestechung vorgekommen sein. K. F. Hermann sagt: „Wcun )

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Nach Verlauf einiger Zeit, da Bootische Flüchtlinge [*]( 446 v. Chr. ) Orchomenos und Chärouea nebst einigen andern Orten Bvotiens de­ [*]( in von absichtlichen Täuschungen die Rede sein kann, so trifft dies jedenfalls nur die sd. h. einzelnej Mittelspersonen nnd Priester, die aber auch dafür anderseits ld. h. in andern Personlihckeiteiij durch die große Weisheit entschädigten, mit welcher sie wenigstens in Griechenlands klassischer Zeit die Autorität ihreS Gottes zn staatsklnger und konsecinenter Leitung der öffentlichen und gotteSdienstlichen Angelegenheiten deS ganzen Volkes benutzten. — Namentlich gilt dies von dem pythischen Orakel zu Delphi." — Ganz anders Wachsniuthi '„Den hellenischen Völkern erschien die Gemeinschastlichkeir des Orakels durchaus nicht'alv etwas, daS auf Eintracht zurückwirken müsse: in ihren Anfragen drückt sich selten Anderes, als Egoismus aus; eS war, wie wenn von einem Gemeindeacker Freund und Feind zusammen Frucht holen lind dabei streben, einander möglichst zu übervvrtheilen. Die Aussprüche des Orakels waren durch Unklarheit deS Ausdrucks und verlängliche Geschrobenheit ebensowohl geeignet, allerlei unredliches Dichten nnd Trachten entweder in dem Sinne des Fragenden zu nähren, oder bei der Ausführung zn rechtfertigen, also untauglich, sichere Leitung deS Handelns für Einzelne und für Staaten zn sein. Noch weniger aber konnte "und wollte das Orakel einen zusammenhängenden Einfluß auf die Angelegenheiten der hellenischen Staaten für sich lind unter einander üben. Dem Orakel zu Olympia gereicht es zum Lobe, daß eS über Kriege der Hellenen mir Hellenen keinen Spruch that; das delphische Orakel dagegen bewies nicht mir immerfert dazu sich willfährig, sonder» zugleich durch die trügerische Hülle zweideutiger Worte, daß eS nur auf seinen Vortheil be> dacht sei, auf seine Sicherstellung bei jeglichem Erfolg: oder eS verrieth sichtbar ^ einseitige Gunst, und — schmählich genug: diese konnte auch durch Gold gewonnen werden". ) [*]( Die Wahrheit liegt in der Mitte. Gewiß aber ist eS, daß das delphische Orakel des dorischen Apollo der dorischen Partei zugeneigt und mit ihr enger verbündet war, vor Allen mit Sparta selbst, was im peloponnesischen Krieg ost genug zn Tage tritt, so daß die Athener immerhin ein wachsames Auge aus das Gebahren der delphischen Borstcherschaft haben mußten, zumal diese eine hierarchische Aristokratie oder eine Oligarchie von Priestergeschlechtern bil. dete, während die minderberechtigte Bürgerschaft, als demokratisch gesinnt, den Athenern zuneigte. — Das Heiligthum lag auf dem Gebiet von Krisa, und die Krisäer suchten eine Autorität über dasselbe auszuüben, was zu Beschwerden und schließlich zum sogenannten heiligen Kriege führte, der mit der Zerstörung Krisa'S endigre und das Gebiet der Stadt dem Heiligthum einverleibte. Nun wollte sich die delphische Aristokratie aber auch von allem Verbante mit den übrigen, demokratisch gesinnten Phokiern losmachen; und als diese sich eben« deßhalb der Stadt ind des Tempels bemächtigte», kamen die Spartaner zn Hilfe nnd vertrieben die Phokier wieder. Nun verschafften zwar die Athener den Phokiern wieder auf eine Zeitlang die Obmacht, aber Delphi machte sich )

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setzt hielten, unternahmen die Athener mit tausend eigenen Schwerbewaffneten und verhältnißmäßigem Zuzug der Bundesgenossen und angeführt von TolmideS, des TolmäoS Sohn, einen Feldzug gegen diese vom Feinde besetzten Orte. Chäroneia eroberten sie und legten eine Besahung hinein. Da sie aber wieder abzogen, wurden sie auf dem Marsche bei Koroneia'6') von den böotifchen Flüchtlingen auS Orchomenos überfallen, denen sich auch ^Opuntifche^ Lokrer und Verbannte aus Euböa, und wer sonst ihnen gleichgesinnt war, angeschlossen hatten, und es siegten diese in der Schlacht und tödteten einen Theil der Athener, die andern nahmen sie gefangen. Nun ließen sich die Athener zu einem Vertrage herbei und räumten ganz Böotien unter der Bedingung, daß sie ihre Leute frei bekamen. Darauf kehrten dte Böotischen Verbannten in die Heimath zurück, und sie, wie alle Andern, wurden wieder unabhängig.

[*]( 446 v. Chr. ) Nicht lange danach fiel Euböa von den Athenern ab, und schon war Perikles mit einem athenischen Heere über die Meerenge gegangen, da wurde ihm gemeldet, daß Megara abgefallen sei, und die Peloponnesier stünden im Begriff in Attika einzubrechen, und schon sei die Besatzung der Athener von den Megarern niedergehauen worden, anßer denen, welche nach Nisäa geflüchtet wären. Es hatten uämlich die Megarer unter Zuziehung der Korinther, Sikyonier und Epidaurier ihren Abfall bewerkstelligt. Sogleich führte Perikles sein Heer aus Euböa zurück, und danach drangen die Peloponnesier in [*]( bald wieder frei und behauptete, von Sparta geschützt, seine Niiabhängigkeit. weßhalb sich denn auch im peloponuesischcn Krieg <1, llK) der Gott grade>» siir Sparta erklärt. Pcritleö trachtete deßhalb, durch das apollinische Orakel ans Delos (vgl. l, 8, II, 104, dem delphische» ein Gegengewicht zu schaffe», so daß also Apollo zu Delphi ii» dorischen Sinn, zu Delos aber im ionischen vrakclt harte OvaS auch nicht» Anderes ist, als wenn j. B. Gott hier die protestantischen, dort die katholischen Waffen segnen sollte). Dergleichen läsit sich aber ans kiinstlsche Weise »nd in so kurzer Zeit nicht durch,.ihre». wen» auch der Gedanke eineS PerikleS würdig ist. -- Vgl. l, lt>7. llt. 118. >23. II, 9. III, 101. V, 16. 12 u. a. ) [*]( 180) Von denen, welche nach der Schlacht bei Oenophyta vertrieben worden waren (Pvppv). ) [*]( 181) So bei den Meisten. Xenoph.Mcm.il>, S, »steht: bei Lebadea; Pausa». I, 27, 6: imhaliartische, Gebiet. Die Grenzmarken der drei Orte berührten einander (Kr.). )

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Attika bis nach Eleusis und Thriasia vor und verheerten das Land unter Führung des Lakedämonischen Königs Pleistoanax, des Sohnes des Pausanias. Weiter aber gingen sie nicht vor, sondern kehrten wieder nach Hause zurück und nun setzten die Athener unter des PerikleS Führung zum zweiten Male nach Euböa über und unterwarfen sich die ganze Insel. In Bezug auf die Verfassung trafen sie mit den übrigen Einwohnern eine Vereinbarung, die Hestiäer aber trieben sie aus und nahmen ihr Gebiet selbst in Besitz

[*]( 445 v. Chr. )

Nicht lange, nachdem sie von Euböa abgezogen waren, schlössen die Athener mit den Lakedä moniern und ihren Bunde sgenossen ein en Frieden auf dreißig Jahre, und Nisäa, Pegä, Trözen und Achaia gaben sie heraus, denn das waren die Theile, welche sie vom Peloponnes inne hatten.

Im sechsten Jahre danach entstand zwischen den Samiern'^) und Milesiern ein Krieg wegen Priene's, und da die Milesier im Nachtheil blieben, so gingen sie die Athener an und verklagten die Samier bei ihnen. Auf Seiten der Milesier waren aber auch einige Bürger aus Samos, welche eine Abänderung der Verfassung wünschten Die Athener nun zogen mit vierzig Schissen gegen Samos, setzten eine Volksregierung ein, und nahmen von den Samiern fünfzig Knaben als Geiseln und eben so viele Männer, und brachten dieselben nach [*]( 182) Wie es schien, weil Pleistoanax bestochen war; vgl. 11, 21. . V, 16. (Kr.) ) [*]( 183) Durch Kleruchen. Vgl- Arm. 178. ) [*]( 184) Samvs, eine der größten Inseln des Aegäischen MeereS, war wie die übrigen anfänglich von Karern bewohnt, die später auch griechische Ansiedler aufnahmen. Die gleichnamige Hauptstadt war durch viele ind prachtvolle Tempel und öffentliche Gebäude, starke Festungswerke und großartige Hafenbauten ausgezeichnet, lim 77U o. Chr. trat die Insel zum Ionische» Stadtebund, gewann verschiedene Punkte des asiatischen Festlandes nnd sandte viele Kolonien aus, darunter in Lib»en Danks, in Italien Dikäarchia, später Putevli, in Si» cilien Zaum, später Messina genannt. Der ursprünglich monarchischen RegierungSsvrm folgte die Demokratie, und dieser durch PolnkrareS die TyranniS. Dessen Nachfolger standen unter persischer Oberhoheit, bis die Schlacht von Mykale die Insel befreite, worauf sie sich dem Anischen Slädtebiind anschlosi. lieber den Krieg mit Milet vgl. Mut. Perikl. 2» ff. Diodor 12, 27. lHerod. s, 99 ) ) [*]( 185) Anstatt der aristokratischen eine demokratische. )

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Lemnos, und nachdem sie eine Besatzung in die Insel gelegt, zogen sie wieder ab. Es waren aber von den Samiern einige, welche die Ankunft der Athener nicht abgewartet hatten, sondern waren nach dem Festland geflohen'86) und schlossen mit den Mächtigsten in der Stadt nnd mit Pissuthnes, des HystaspeS Sohn, welcher damals Sardes besaß, ein Bündniß, brachten auch gegen siebenhundert Mann Hilsstruppen zusammen und setzten zur Nachtzeit nach Samos.über. Zuerst gingen sie auf die Männer der VolkSregierung los und bekamen auch die Meisten in ihre Gewalt, und nachdem sie dann ihre Geiseln aus Lemnos entführt hatten, erklärten sie den Abfall und lieferten die athenische Besatzung ind die Beamten, welche bei ihnen gelassen worden waren, dem Pissuthnes aus und rüsteten allsogleich zu einem Zuge gegen Milet. Mit ihnen zugleich waren auch die Byzantier abgefallen.

Als die Athener dies hörten, segelten sie mit sechzig Schissen gegen Samos. Sechzehn derselben hatten sie aber hier nicht zur Verfügung, denn diese waren theils nach Karien gegangen, die phönikische Flotte auszukundschaften, theils nach Chios und Lesbos, um bundesgenöfsische Hilfe aufzubieten. Mit den übrigen vierundvierzig Schiffen lieferte Perikles, der mit neun andern den Oberbefehl theilte, bei der Insel Tragia eine Seeschlacht gegen siebzig Schiffe der Sa-mier, von denen zwanzig Landtruppen führten ^), — es kam nämlich die ganze Flotte eben von Milet angesegelt—, und der Sieg blieb den Athenern. Später stießen zu ihnen noch vierzig andere Schiffe ans Athen und fünfundzwanzig Fahrzeuge der Chier und Lesbier. Nun schifften sie sich aus, siegten auch in einem Landtressen und schlössen die Stadt durch drei Vershcanzungen und zugleich auch von der Seeseite her ein. Perikles aber nahm sechzig der vor Anker liegenden Schiffe und segelte eiligst gegen Kaunos und die karische Küste los, denn es war gemeldet worden, daß Phönikische Schiffe gegen Samos ansegelten. Auch waren Stesagoras und einige andere mit fünf Fahrzeugen von Samos entkommen und nach der phönikifchen Flotte ausgefahren. [*]( Wo sie wohl, wie auch später, sich in Aiiäa festsehte» cKr). ) [*]( '67) D. h. Schiffe, die mir zum Transport vv» Soldaten eingerichtet iv.iren, also keine eigentlichen Kriegsschiffe und nicht schiiellsegelnd. )

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Da machten die Samier einen plötzlichen Ausfall zur See, fielen über das schutzlose '^) Geschwader her, bohrten die Wachtschisse in Grund und besiegten kämpfend die übrigen, welche ihnen entgegen- ruderten. Durch diese Schlacht wurden sie für ungefähr vierzehn Tage Meister in jenen Gewässern und führten ein und aus, was sie wollten. Als aber Perikles zurückkehrte, wurden sie von seiner Flotte, wieder eingeschlossen. Später kam von Athen noch weitere Verstärkung, vierzig Schiffe nämlich unter Thukydides VIII und Hagnon und Phorunon, und zwanzig unter TlepolemoS und Antikles, dann noch von Elnos und Lesbos dreißig Fahr;euae. Zwar machten die Samier noch einen schwachen Versuch zum Seekampf, konnten aber auf die Länge [*]( 43? v. Chr.s ) nicht widerstehen und mußten sich im neunten Monat der Belagerung ergeben. Sie willigten ein, ihre Mauern niederzureißen, Geiseln zu stellen, einen Theil ihrer Schiffe auszuliefern und die Kriegskosten in bestimmten Fristen zurückzuerstatten. Auch die Byzantier ergaben sich und willigten ein, nach wie vor den Athenern unterworfen zu bleiben.

Nach diesen Vorfällen nun verflossen nur wenige Jahre bis zu den vorerzählten Ereignissen wegen Kerkyra? und Potidäa's, und was sonst Alles zu diesem Kriege den Vorwand hergab. Alle diese Ereignisse aber, sowohl was die Hellenen gegen einander, als auch was sie gegen den Barbaren ausführten, fallen in den Zeitraum von fünfzig Jahren, welcher zwischen des XerxeS Rückzug und dem Anfange dieses Krieges liegt, und es gelang den Athenern während dieser Zeit ihre Herrschaft nach Aussen fester zu begründen und selbst zu hoher [*]( Da die Schiffeeinrichtung nicht der Art war, daß die Mannschaft an Bord hinreichend bequem eristiren konnte, so wurde bei solchen Landungen ein sogenanntes SchiffSlager hergestellt, d. h. die Mehrzahl der Schiffe wurde an'ö Land gezogen und durch eine Pallisadenverschanzung gegen lleberrumpelung ge. schützt. Die Mannschaft kampirte ans dem Land, und zur See versahen einige noch völlig gerüstete Schiffe die Wache. Im vorliegenden Falle scheinen die Athener die Landverschanzung vernachlässigt zu haben, so daß sämmtliche Schiffe, um nicht von den Samiern zu Lande genommen und in Brand gesteckt zu werden, in'S Wasser gezogen werden mußten, wo sie denn auch, wie sie einzeln anrnderten, leicht besiegt werten konnten. ) [*]( 188*) Dieser ThiikydideS ist nicht der Verfasser dieses Geschichtkwerkö, sondern der Sohn des Melesias, der politische Gegner des PerikleS. )

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Macht emporzusteigen. Die Lakedämonier nun übersahen dies zwar nicht, traten ihnen aber auch nicht in den Weg, außer in schwacher Weise sondern schauten die meisten Jahre her ruhig zu, einmal, weil sie schon vorher nicht schnell waren, sich zum Kriege zu entschließen, außer wenn sie dazu gezwungen wurden, dann auch, weil sie durch einheimische Kriege >90) daran verhindert waren, bis endlich die Macht der Athener sich deutlich vor ihnen erhob und ihre eigene BundeSgenossenschaft antastete. Jetzt aber glaubten sie nicht mehr zusehen zu dürfen, sondern mit allem Ernst an's Werk gehen zu müssen und jene Macht, wenn sie es vermöchten, durch eben diesen Krieg zu stürzen.

Die Lakedämonier selbst nun hatten zwar schon entschieden, daß die Verträge gebrochen und die Athener im Unrecht seien; doch schickten sie auch nach Delphi, den Gott zu fragen, ob der Krieg ihnen Vortheil bringen werde. Dieser gab, wie erzählt wird, zur Antwort: wenn sie kräftig und mit Festigkeit den Krieg führten, so werde der Sieg ihnen gehören, und er selbst wolle, angerufen oder ungerusen, aus ihrer Seite kämpfen ^I

Nun beriefen sie wiederum die Bundesgenossen und wollten eine Abstimmung herbeiführen, ob der Krieg unternommen werden solle, und als die Abgesandten des Bundes angekommen waren und sich zu einer Versammlung vereinigt hatten, trugen die Andern ihre Absichten vor, meist die Athener verklagend und den Krieg herbeiwünschend, und ebenso auch die Korinther. Diese hatten zwar schon vorher die verbündeten Staaten, jeden einzeln, gebeten, für den Krieg zu stimmen, auS Beforgniß wegen Potidaa'S, es möchte ihnen unterdessen vorweg genommen werden; sie waren aber auch jetzt wieder gegenwärtig und traten zuletzt aus mit folgender Rede: [*]( 189. 90 ff. u. II» Wappen. ) [*]( 190 Wie gegen die Heloten I, tot, vgl. IV, St. Krüger, Stud. l, S. 160. . ) [*]( 191) Wörtlich: „Den mit Kraft Kriegführenden werde der Sieg fein", was doppelsinnig scheinen könnte. Doch liegt hier gewiß keine Zweideutigkeit des OcakelS zu Grunde; denn daß dieses bellimmt sich für die Lakedämonier ausgesprochen, zeigt das Folgende; vgl. II, 54." (Kr.) — Bgl. Anm- 179 ) [*]( 192) Mit Bezug auf I, 87 Wappen. )

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