History of the Peloponnesian War

Thucydides

Thucydides. Geschichte des Peloponnesischen Kriegs. Wahrmund, Adolf, translator. Stuttgart: Krais and Hoffmann, 1864.

„Bei meiner Meinung, ihr Athenischen Männer, daß wir den Peloponnesiern nicht nachgeben dürfen, bleibe ich immer noch stehen, wenn ich auch wohl weiß, daß die Menschen in der Ausführung und bei der That sich nicht mehr so eifrig zeigen, wie am Anfang, wo sie sich leicht zum Krieg bereden lassen, sondern in ihren Ansichten wehcseln, wie das Glück grade fällt. Trotzdem weiß ich aber auch jetzt nichts Anderes zu rathen, und ich ermähne diejenigen unter euch, welche mir Recht geben, daß sie bei den gemeinsamen Beschlüssen fest ausharren, wenn uns auch einmal ein Unglück trifft, und es nicht ihrer Klugheit zuzuschreiben, wenn uns das Glück wohl will; denn es ist bekannt, daß man aus den Gang der Dinge eben so wenig sicher rechnen kann, wie auf die Gesinnung der Menschen, und wir pflegen ja darum auch das Schicksal anzuklagen, wenn etwas ganz Unerwartetes und Unerwünschtes sich ereignet. Daß uns die Lakedämonier gern alles Böse anthun möchten, war schon längst offenbar, und es ist dies jetzt wahrhaftig noch mehr. Es war ausgesprochen worden ^), daß bei vorkommenden Zwistigkeiten die Sache vor ein Schiedsgericht gebracht und dessen Entscheidung angenommen werden müsse, und daß jede von beiden Parteien im Besitz dessen verbleiben solle, was sie hat; aber sie haben noch nie ein Schiedsgericht verlangt, und wenn wir es verlangen, sind sie nicht daraus eingegangen; denn sie wollen die Zwistigkeiten lieber durch Kampf entshceiden, als durch Unterhandlungen beilegen, und jetzt treten sie schon geradezu als Befehlende auf und nicht als Beschwerde führend. Denn sie befehlen uns von Potidäa abzulassen, Aegina freizugeben und den Beschluß wegen der Megarer zurückzunehmen, und endlich kommen gar diese und verlangen, daß wir den Hellenen ihre Selbständigkeit lassen sollen. Glaube aber ja Keiner, daß wir uns einer Kleinigkeit wegen in Krieg einlassen, wenn wir den Megarensischen Beschluß nicht zurücknehmen, obgleich jene geradezu hervorheben, daß es nicht zum Kriege kommen dürfe, wenn derselbe zurückgenommen werde. Und lasset ja Nichts von dem Skrupel in euch sitzen, als ob ihr geringfügiger Ur- [*]( Im dreißigjährigen Vertrag. I, ilS. ) [*]( ThukydideS. I. ) [*]( 9 )

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jache willen den Krieg herbeiführtet; denn an dieser Kleinigkeit wird sich zeigen, ob eure Grundsätze fest wurzeln und die Probe bestehen werden. Gebt ihr ihnen hierin nach, so werden sie euch allsogleich etwas noch viel Härteres ausladen, weil es scheinen wird, als hättet ihr euch aus Furcht gefügt; weist ihr sie aber mit Festigkeit zurück, so zeigt ihr ihnen damit, daß sie euch künftig mehr als ihres Gleichen zu behandeln haben 2^)."

„Ihr müßt euch also auf der Stelle entschließen, ob ihr euch fügen wollt, noch ehe ihr zu Schaden gekommen seid, oder ob wir Krieg führen sollen — was ich für das Beste halte — und um keiner Ursache willen nachgeben, sei sie nun groß oder klein, sondern furchtlos unseren Besitz vertheidigen. Denn die kleinsten wie die größten Forderungen, die Einer vor richterlicher Entscheidung seines Gleichen anmuthet, haben gleicherweise in ihrem Gefolge die Knechtschaft. Daß wir aber für den Krieg und in den beiderseitigen Hilfsmitteln nicht die Schwächeren find, das sollt ihr nun im Einzelnen erfahren, wenn ihr zuhört. Die Peloponnesier sind Handarbeiter^), und weder die Einzelnen, noch die Gesammtheit sind an Geld vermögend. Dann sind sie langwieriger und überseeischer Kriege ungewohnt, weil sie des Geldmangels wegen immer nur kurze Zeit gegen einander zu Felde liegen Und unter solchen Umständen können sie weder bemannte Schiffe, noch auch Landheere häufiger aussenden, weil sie sich dann von ihrem Anwesen entfernen und doch aus eigenem Seckel zehren müssen; und überdies ist ihnen das Meer gesperrt. Kriege lassen sich aber leichter bei einem wohlgefüllten Schatz aushalten, als durch erzwungene Beisteuern. Leute, die von ihrer Hände Arbeit leben, geben lieber ihre eigene Person für den Krieg hin, als Geld, weil sie vertrauen, sich selbst wohl noch aus den Gefahren heraus- bringen zu können, aber nicht gewiß sind, ob sie nicht das Ihrige vorzeitig aufzehren, besonders wenn der Krieg sich über Erwarten in die Länge zieht, wie es dies Mal wahrscheinlich ist." [*]( 218) Principiis obsta!) [*](219) Sie haben keine Sklaven, müssen also selber arbeiten, können sich also auch der Arbeit — um eines Krieges willen — nicht lang entziehen. ) [*]( 220) lieber-trieben; vgl. I, SO und Ann. e. )

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„In einer einzelnen Schlacht können es die Peloponnefier und ihre Bundesgenossen wohl mit allen übrigen Hellenen aufnehmen; Krieg zu führen aber gegen einen besser gerüsteten Gegner vermögen sie nicht; denn da sie nicht durch eine einzige berathende Genossenschaft geleitet werden^'), so sind sie nicht im Stande, etwas auf der Stelle rasch auszuführen; und weil sie Alle gleiches Stimmrecht haben, dabei aber nicht Eines Stammes sind, so sieht jeder auf seinen eigenen Vortheil. Unter solchen Umständen pflegt nichts Ersprießliches zu geschehen, denn während die Einen dem Feind so sehr als möglich Schaden zufügen möchten, sind die Andern bedacht, ihr Eigenthum so wenig als möglich dem Verderben auszusetzen.?Bis sie einmal zusammen kommen, brauchts immer erst lange Zeit, und selbst dann ist es ihnen meist nur um ihre besonderen Angelegenheiten zu thun, und sie machen Gegenstände des gemeinen Bestens nur kurz ab. Jeder redet sich ein, seine Gleichgiltigkeit könne keinen Schaden thun, und daß schon irgend ein Anderer an seiner Stelle sorgen werde; und indem Jeder für sich mit dergleichen Einbildungen erfüllt ist, geht unvermerkt das Ganze zu Grunde 222)."

„Das Wichtigste aber ist, daß ihnen der Mangel an Geld überall hinderlich fein wird, weil sie dasselbe nur unter Zögerung und Schwierigkeiten beschaffen können; aber im Kriege warten die Gelegenheiten auf Niemanden. Im Uebrigen sind von ihrer Seite weder verschanzte Angriffswerke gegen uns zu fürchten, noch auch ihre Seemacht. Es ist schon im Frieden schwer, eine solche Festung auf einen Fuß zu bringen, daß sie den Gegner im Schach hält, viel weniger im Krieg und während auch wir unserseits eine solche entgegensetzen können. Und selbst wenn sie wirklich Verschanznngen zu Stande bringen, so ist es zwar nicht unmöglich, daß sie durch Einfälle einen Theil unseres Gebietes schädigen und Ueberläufer 22^ an sich ziehen; [*]( 221) Weil ihre Bundesgenossen alle unabhängig sind, während Athen Vorort für seine Bundesgenossen ist. ) [*]( 222) Auch übertrieben. Viel besser paßt dies z. B. auf das Verhalten der deutschen Neichsstände in den letzten Jahrhunderten, gegenüber Kaiser und Reich; desgleichen auf die Hellenischen Zustände im folgenden Jahrhundert. ) [*]( 223) Sklaven; vgl. VIl, 27. (Kr.) Bei Aristophan. Wolken V. 5 ff. klagt der Bauer StrepsladeS: )

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aber ihre Verschanzungen können uns doch nicht hindern, an ihren Küsten zu landen und den Kampf mit der Flotte zu führen, in der unsere Stärke liegt. Denn wir haben aus dem Seekrieg mehr Erfahrung für den Landkrieg gewonnen, als jene aus dem festländischen Krieg für den Kampf zur See. Des Seewesens kundig zu werden, möchte ihnen aber sehr schwer fallen; denn nicht einmal-ihr, die doch gleich mit dem Beginn der Perserkriege euch darauf verlegt habt, habt darin schon ausgelernt. Wie sollten denn nun Männer, deren Geschäft der Ackerbau und nicht die Schifffahrt ist, etwas der Rede Werthes ausführen können, zumal ihr ihnen durch immer wiederholte Angriffe eurer Flotte nicht einmal Zeit zur Uebung lassen werdet? Und wenn sie auch in ihrer Unerfahrenheit, aus der eigenen Ueberzahl Muth schöpfend, den Kampf gegen kleine Geschwader wagen sollten, so müssen sie sich doch ruhig verhalten, wenn sie von einer zahlreichen Flotte eingeschlossen sind, und werden dann des Mangels an Uebung wegen um so ungeschickter und eben deshalb auch um so zaghafter sein. Wenn aber irgend etwas Anderes, so ist das Seewesen eine Kunst, die nicht gelegentlich und nur so nebenher geübt sein will, sondern im Gegentheil, es darf neben ihr her nichts Anderes betrieben werden."

„Wenn sie die Schätze von Olympia und Delphi angreifen und versuchen sollten, durch höhere Löhnung unsere Miethvölker uns abwendig zu machen, so wäre das freilich schlimm, wenn wir nicht im Stande wären, aus uns selbst und unseren Beisitzern die Flotte zu bemannen ^). Glücklicherweise aber ist das der Fall, und was die Hauptsache ist, unsere Steuerleute sind Athenische Bürger, und mit sonstigem Schiffsvolk sind wir besser bestellt, als das ganze übrige Hellas. Und abgesehen von der Gefahr, die dabei ist, wird wohl keiner unserer Söldner sein Vaterland verlassen wollen^), um bei so [*]( „DaS Srlavenvvlk schnarcht weiter. Anders war es einst! Verwünschter Krieg, aus tausend Gründen fluch ich dir; Die eigenen Knechte zu keilen erlaubst d» nicht einmal." Denn bei schlechter Behandlung waren sie um so eher übergelaufen. ) [*]( 224) Beisitzer, Meröken vgl. Anm. Itl. ) [*]( 225) Auf die Gefahr hin, ertappt und bestraft zu werden; — sein Vaterland, weil die Söldner meist Angehörige solcher Staaten waren, die von Athen abhängig waren. (Kr.) )

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schlechten Aussichten um des höheren Soldes für ein Paar Tage willen aus der Seite jener zu kämpfen."

„Das ungefähr scheint mir die Lage der Peloponnesier zu sein; die unsrige aber däucht mich nicht nur frei von den Nachtheilen, welche ich bei jenen ausgesetzt habe, sondern hat auch noch große und unvergleichliche Vortheile voraus. Denn wenn sie mit Landtruppen in unser Gebiet einsallen, so suchen wir das ihrige mit der Flotte heim, und es ist dann durchaus nicht dasselbe, wenn ein Theil desPeloponneses und wenn ganz Attika verwüstet wird; denn jenen bleibt kein anderes Gebiet als Zuflucht, sie müßten es sich denn mit den Waffen erobern; wir aber haben noch viel Land, sowohl auf den Inseln, wie aus dem Festland ^-6). Denn groß fürwahr ist die Gewalt des Meeres. Denkt nur: wären wir Inselbewohner, wem wäre schwerer beizukommen, als uns ^)? So aber müssen wir wenigstens trachten, jenem Zustand so nahe als möglich zu kommen, müssen unser Gebiet draußen und unsere Landwohnungen preisgeben, um das Meer und die Stadt zu behaupten; dürfen uns aber nicht im Eifer jene Güter festzuhalten mit den an Zahl übermächtigen Peloponnesiern in eine Hauptschlacht einlassen. Denn wenn wir auch siegen, so hätten wir doch bald wieder mit einem ebenso zahlreichen Feind zu kämpfen; wenn wir aber eine Niederlage erlitten, so wären auch unsere Bundesgenossen, in denen unsere Kraft beruht, mit verloren. Denn sie werden sich nicht länger ruhig verhalten, wenn wir nicht mehr im Stande sind, gegen sie die Waffengewalt anzuwenden. Jammert aber nicht um Häuser und Felder, sondern vielmehr um Menshcenleben; denn nicht jene sind Herrn über die Menschen, sondern die Menschen über sie. Ja, wenn ich glauben dürste, euch überreden zu können, so würde ich euch auffordern, hinauszuziehen und sie selbst zu [*]( 226) Besonders in Kleinasien lind Thrakien. (Kr.) ) [*]( 227) Wer denkt hiebe! nicht an England? — PeriklcS wiederholt hier den alten Rath des ThemistokleS. In den Fröschen des AristophaneS wird AeschyloS von Dionysos aufgefordert, den Athenern einen guten Rath auf die Oberwelt jä senden. Er ertheilt diesen V. >463 ff,> mit den Worten: „Wenn sie deS Feindes Land für eignes achte», Und eignes für deS FeindeS, — für Gewinn Die Flotte, — jeden andern für Verlust." )

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verwüsten, damit die Peloponnesier sähen, daß ihr um solcher Dinge willen nicht den Nacken beuget^)."

„Aber auch noch vieles Andere sehe ich, was die Hofsnung auf endlichen Sieg bestärkt, wenn ihr nur während des Krieges nicht neue Eroberungen machen und selbst neue Gefahren heraufbeschwören wolltet. Denn ich fürchte viel mehr unsere eigenen Fehler, als die Anschläge unserer Feinde. Aber darüber will ich ein anderes Mal reden, wenn es sich um die Ausführung selbst handelt. Für jetzt wollen wir die Gesandten mit dieser Antwort entlassen: „„Wir werden die Megarer zu unseren Märkten und Häfen zulassen, wenn auch die Lakedämonier die Ausweisung von Fremden einstellen, betresse diese nun uns oder nnsere Bundesgenossen^), — denn weder jenes noch dies verstößt gegen die Verträge, — wir werden auch die Städte sich ihrer eigenen Gesetze bedienen lassen, wenn wir den Bundesvertrag mit ihnen als mit unabhängigen Staaten geschlossen haben ^), und wenn auch jene ihren Städten freigeben, sich eigener Gesetze zu bedienen, wie eS einer jeden gutdünkt, und sich hierin nicht nach jenen, den Lakedämoniern selbst, zu richten. Auch wollen wir uns den Bestimmungen des Vertrags gemäß jeder schiedsrihcterlichen Entscheidung fügen. Den Krieg werden wir nicht anfangen, den Angreifer aber zurückweisen.""

„Diese Antwort ist sowohl gerecht, als auch eines Staates, wie der unsrige, würdig. Festhalten aber müssen wir, daß der Krieg un- [*]( 228) Hatten ja auch ihre Väter die Stadt selbst den Persern preisgegeben. PerikleS tratst also seinen Athenern nicht mehr den hohen Sinn zu, der entweder instinktmäßig, oder mit scharfer Unterscheidung der äußeren Schale vom Kern deS (politischen und i'iidividiiellen) Lebens, um die Unabhängigkeit zu retten, Alles preisgibt. ) [*]( 229) „Ausländern ward Ansiedelung in Sparta, als Meisters, nicht gestattet: zeitweiliger Aufenthalt war ihnen nicht verwehrt, ober sie wurden sorgfältig beaufsichtigt und ausgewiesen, sobald ihre Anwesenheit den Ephoren unräthlich schien. Darin thaten also die Spartaner wohl kaum mehr, als was heutzutage manche unserer Staaten thun, in denen die Fremdenpolizei mit argwöhnischer Sorgfalt gehandhabt wird: den übrigen Griechen aber schienen sie darin zu viel zu thun, und werden deßwegen oft gescholten." Schömann, Gri-'ch. Alt. I. S. 285. ) [*]( 230) Im 30jährigen Vertrag l, llz. )

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vermeidlich ist. Je mehr wir ihn nun freiwillig und selbstständig beginnen, um so weniger werden wir von unseren Gegnern bedrängt sein Die größten Gefahren bringen ja auch den Staaten sowohl, - wie den Einzelnen, den größten Ruhm. Unsere Väter haben sich den Persern in den Weg gestellt, und obgleich sie nicht über solche Mittel verfügten, sondern sogar Hab und Gut verlassen mußten, haben sie mit mehr Klugheit als Glück und mit mehr Kühnheit als Macht den Barbaren zurückgetrieben und den Staat zu dieser Blüthe gebracht. Hinter ihnen dürfen wir nicht zurückbleiben, sondern müssen uns der Feinde auf jegliche Weise erwehren und trachten, daß wir denen, die nach uns kommen, die Macht des Staates um Nichts verringert übergeben köNNeN 232) "

So redete Perikles. Die Athener aber, überzeugt, daß er ihnen das Beste rathe, erhoben seine Vorschläge zum Beschluß und antworteten den Lakedämoniern ganz in seinem Sinn und so, wie er es Punkt für Punkt angegeben hatte. In der Hauptsache sagten sie: sie ließen sich Nichts befehlen, seien aber bereit, unter Voraussetzung der Rechtsgleichheit die einzelnen Beschwerden den Bestimmungen des Vertrags gemäß durch ein Schiedsgericht erledigen zu lassen. Jene kehrten nach Hause zurück, und die Lakedämonier schickten nun auch weiter keine Gesandtschaft mehr.

Das also waren die Beshcwerden und Zwistigkeiten der beiden Theile vor dem Ausbruche des Kriegs, die gleich mit den Ereignissen in Epidamnos und Kerkyra begonnen hatten^). Doch dauerte inzwischen der Verkehr noch fort, und sie reisten hin und her, zwar ohne Heroldsgeleit, doch nicht ohne Mißtrauen; denn durch das [*]( 231) Perikles predigt hier den Satz: Et gibt nur Eine Form des Krieges, welche Erfolg verspricht: die Offensive. Selbst die Defensive muß offensive Form annehmen. ) [*]( 232) Ehrengrundsatz) Eigentlich aber lautet das Gesetz, daß jede Macht entweder zu- oder abnehmen muß. Stillstand gibt es nie und nirgends. Deß» halb nannten sich auch die deutschen Kaiser: allzeit Mehrer des Reichs. ) [*]( 233) Denn Melesippos II, 12 war nur ein Herold. (Poppo.) ) [*]( 234) Die großartige Auffassung, mit der Thut, die Ursachen des Kriegs entwickelt, war natürlich nicht Sache aller Gleichzeitigen; eine kleinlich pragmatisirende Verknüpfung kleiner Ursachen und großer Wirkungen ist immer der Mehrzahl eigenthümlich. Eine solche Auffassung der Ereignisse, welche den )

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Geschehene waren die Verträge erschüttert und der Vorwand zum Kriege war vorhanden. [*]( pelop. Krieg herbeiführten, legt Aristophanes cAcharner V. SVS ff.) einem Bauern in den Mund: ^ — Die Sparter'Hass' ich, — mag Poseidon, Ihr Gott auf Tainaron, mit einem Erdstoß Die Häuser allen auf die Kopfe schmettern! Auch meine Neben haben sie verwüstet. Indeß, warum — ich rede hier vor Freunden — Verklagen wir die Sparter ganz allein? In unsrer Mitte, Bürger — nicht das Volk, Bei Leibe, nein, ich meine nicht das Volk — Hier, sag' ich, gab es Bursche — schlechte Münze, Verrufnes Lunipengeld, hier eingeschwärzt: Durchschnüffelt haben die dcn Megarern Die Jacken: wo sie eine Gurke sahn, Ein Häschen, Ferkel. Knoblauch oder Salz, Gleich war'S „aus Megara!" und konflscirt- Doch das sind Bettelei'n und hier nichts Neues. Nun stahlen junge Bursche, die zu viel Getröpfelt, die Simaitha weg, die Metze, Aus Megara; in brünstigem Knoblauchschmerz Entführten drauf die Megarer zwei Huren , Aspasiens. So brach das Kriegsgewitter Denn loS in Hellas, dreier Metzen wegen. PerikleS, der Olympier, warf im Zorn Mit Blitz und Donner Hellas durcheinander, Erließ Edikte, ganz im Skolienstil, Und schloß die Megarer von Land und Meer, Bon allen Märkten, allen Häfen aus. Die Megarer verspürten endlich Hunger Und suchten Hilf in Sparta wider dies Verbot, erlassen dreier Metzen wegen. Man bat uns oft, allein wir hörten nicht. Kein Wunder, gab'S am Ende Schildgerassel. Mit Unrecht! sagt ihr. — Nun, was war denn Recht? Gesetzt, ein Sparter hätte, kreuzend um Seriphos, dort ein MbpSchen aufgefangen Und konfiScirt, — sagt an: bliebt ihr zu HauS? Ja, schon! dreihundert Schiffe stächen flugS Jn'S Meer, und welch' Getümmel in der Stadt! Matrosen und Soldaten, HauptmannSwahlen! )
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Man hörte Nichts alS: Goldne Pallasbilder! Löhnung! zur Halle! Korn gemessen! Schlauche, Gefässe, Tonnen, Nnderriemen, Körbe, Knoblauch, Oliven, Netze voller Zwiebeln, Sardellen, Kränze, Flötenmädchen. Prügel! Das Schiffswerft dröhnte vom Konzert der Säge, Des Bohrers, Hobels, Hammers, Beils, vom Fluchen, Befehlen, Pfeifen, Trällern, Flötenblasen! So machtet i hr's — [*]( Also: Einige angetrunkene Athenische Bursche entführen eine Dirne aus Megara; dafür stehlen einige Megarer zwei Hetären der Aspasia, von der erzählt wird, daß sie ein Bordell hielt; diese benützt ihren Einfluß auf Peri« ' kleS, der nun den Megarern den Athen. Markt verbietet; die Megarer klagen darüber in Sparta; die Spartaner nehmen sich der Sache an und lassen zu Athen Beschwerde führen; man erhitzt sich gegenseitig, kein Theil will nachgeben, und der Krieg ist fertig. — Vgl. auch Diodor XII, Z8 ff. )