De Libero Arbitrio

Methodius

Methodius, De Libero Arbitrio, Bonwetsch, Hinrichs, 1917

<Frage.> Wenn aber nun Gott, das Gute seines Wesens zeigen wollend, wegen des Erlasses der Süden, — warum hat er nicht, nach- [*](1 Röm. 3, 25 — 8 Iren. Adv. haer. III, 20, 1. IV, 37, 3. 7. 39, 1 — 15 C. Porph. 3 — 17 vgl. Röm. 3, 25 S Ezn 1f »der Darreichung« podajanija: »die Darreichung« podajanie HSS: »die den Menschen gegebene« Ezn 2 »nicht aber — d. Teufel geschaffen« Z. 5f: »Denn wenn sie den Satan gottlos sehen und nicht vertilgt, so würden sie auch bezüglich ihrer Sünden erkennen, daß die Nachlassung möglich swi durch die Buße« Ezn 4 »den geschaffenen« HSS 6 Iren. IV, 39, 1 magnanimitatem . . praestante Deo, congnovit homo et bonum obedientiae et malum inobedientiae . . . disciplinam autem boni quemadmodum habere potuisset, ignorans quod est contrarium | »er seine — damit« Z. 7: »Gottes Güte offenbar werde und« Ezn | »zeige« S 30 7 »sein« oder »deren« | »Vielfältiges«, πολύτροπον wohl aus φιλάνθρωπον, vgl. »Huld« Ezn 8 Iren. III, 20, 1 nec unquam de Deo contrarium sensum accipiat homo, propriam naturaliter arbitrans eam quae circa se esset naturam | »nicht wäre — Bösen« Z. 9: »dieses nicht so gewesen wäre« Ezn 8f »das Böse von entgegengesetzter Composition« Masing (»das Böse« zloe für »des Bösen» zlago) 10 »indem wir — beanspruchen« Z. 15 < Ezn 11 »Besseren«: »Über den freien Willen« + mit roter Schrift S 16 »Wenn aber — schuf Z. 19: »sie sagen nun« Ezn 18f »nachdem . . sich — geworden war« S. 200, 2: »nach der Verleitung und Verführung des Menschen« Ezn)

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dem der Teufel sich als böse gezeigt und die Güte Gottes den Menschen offendbar geworden war, nicht ihn alsdann getötet, damit nicht sehr viele Menschen sterben?

Antwort. Nicht als ob dies Gott unmöglich gewesen, den Teufel zu vernichten, noch als ob er sich freue des Todes der Menschen, nichts von solchem erleide <er>, sage ich. Sondern fürs erste hätte nichts Großes Gott getan, selbst durch sich den Teufel vernichtend, ein geringes und gewordenes Geschöpf und fähig zum Nichtsein aufgelöst zu werden.

Zweitens aber, weil so nicht kund geworden wäre die Wohltat Gottes den hernach werdenden Menschen, wenn er im voraus den Teufel getötet hätte. Ein jeder Mensch aber, nicht klar bei sich die Überführung habend, würde sich gut nennen und hätte wie Gotte nachahmen wollen, als mit ihm dasselbe tragend.

Daher kümmerte er sich nicht um ihn (den Teufel), damit alle Menschen das Wissen des Besseren empfängen. Sie siegen aber über ihn, von jenem dereinst besiegt. Denn dies war wunderbar nnd groß, daß ein [*](7 C. Porph. I, 2 — 11 Iren. Adv. haer. III, 20, 1.2. IV, 37, 6. 7 — 16 Iren. Adv. haer. V, 21, 1. Tert. Adv. Marc. II, 10 — Symp. 3, 6 S. 33, 9 S Ezn — 16 Basil. Quod Deus non est auctor malor. e. 9 PGr 31, 349 C 2 »alsdann« λοιπὸν: »gänzlich« Ezn 2f »damit er nicht (so) viele tötete« Ezn 4 »Antw.« + Ezn 5 »noch — Menschen« Z. 6 < Ezn 5f »der Menschen« S 30v 6 »nichts — sage ich«: »denn es ist durchaus keine Ohnmacht an Gott« Ezn 6f vgl. C. Porph. I, 2 οὐκ ἦν μὲν θαυμαστὸν τῷ Χριστῷ τοῦ θεοῦ καταπλήξει καὶ δυνάμεως ἀτρέπτου μεγέθει τὰς ἀντιστατικὰς ἀμυδρῶσαι φύσεις τῶν δαιμόνων 8 »und fähig — zu werden« Z. 10: »in das Nichts zu verwandeln« Ezn und + »damit es nicht den Anschein hätte, daß er ihn wegen des Nichtertragens seiner Bosheit tötte« 11 »Ein jeder — tragend« Z. 13: »denn niemand hätte ein offenbares Zeichen gehabt, Gott gütig zu nennen. Aber vielleicht würde auch irgendein Verdacht aufgetreten sein, daß er ein Gott Gleicher gewesen sei, und daß er ihn (deshalb) eiligst vertilgte« Ezn 14 »Daher — dereinst besiegt« Z. 16: (odolěni: »durch den Sieg« odolěnii HSS: »Deshalb erhielt er ihn und vertilgte ihn nicht, damit die Menschen, wenn sie von der Güte uneterrichtet seien, ihn besiegten, anstatt derer, welche zuerst von ihm besiegt worden waren« Ezn 16 »groß und wunderbar« Ezn | Iren. V. 21, 1 uti quemadmodum per hominem victum descendit in mortem genus nostrum, sic iterum per hominem victorem ascendamus in vitam. Tert. Certamini enim (Deus) dedit spatium, ut et homo eadem arbitrii libertate elideret inimicum qua succiderat illi probans suam non Dei culpam, et ita salutem digne recuperaret, et diabolus amarius puniretur ab eo quem eliserat)

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Mensch Gottes den Teufel besiegt, von Gott selbst den Kampf gelehrt.

Denn wie ein Lehrer, welcher alle Vorsorge geübt in betreff seiner Knaben und sie jeden Ringkampf gelehrt, mit denen sie sich entgegen Stellende fällen können, sie herausläßt in die Palästra, um zu kämpfen mit den Gegnern, und ihnen anzeigt den Sieg zu lernen und um ihn zu ringen, jedoch selbst fürs Leben nicht Sorge zu tragen befiehlt, nur daß nicht böse Schmach <sie davontragen>.

Welcher nun dauernd festhält den Befehl des Lehrers und die Beweise des Sieges, besiegt den Widersacher, und freudig die Krone tragend, kommt er zum Lehrer, tragend den Erweis der Arbeit, die Besiegung des Gegners. Aber welcher den Lehrer nicht im Gedächtnis hält, dem Vergessen aber anheim gab auch den Gegenkampf gegen den Widersacher, und sich nicht sehr kümmert um seinen Sieg, fällt bald von dem Widersacher; so vollständig besiegt und geschlagen wird er gerecht geschmäht, da er die Arbeit des Kampfes nicht ertragen.

So meine ich, daß auch Gott, nachdem er durch seine Gebote seine Menschen mit dem Widersacher gut zu streiten gelehrt, lobe den Sieger, als der nicht beschämt die Unterweisung des guten Lehrers. Wenn aber jemand, für nichts ge- [*](3 vgl. Iren. Adv. haer. IV, 37, 7 S Ezn ante devictus. — Basil. Ἀγωνιστὴς τοίνυν ἕστηκεν ἡμῖν ὁ διάβολος διὰ τὸ ἐξ ἐπηρείας πάλαι γενόμενον ἡμῖν πτῶμα, τοῦ κυρίου οἰκονομήσαντο ἡμῖν τὴν πρὸς αὐτὸν πάλην, ὥστε διὰ τῆς ἡπακοῆς ἀναπλαῖσαι ἡμᾶς καὶ καταστεφανωθῆναι τοῦ ἀντιδίκου 1 »von — gelehrt«: »ausgerüstet mit Gottes Hilfe« Ezn 2 »Denn« < Ezn 4 »fällen«?: »geben« podati S (S c padati »fallen«): schwerlich aus podaviti πνίγειν 5 »den Sieg« S 31 7 »nicht böse Schmach <sie davontragen>« by ne pakosti zlě. . : »denn für besser wird es gehalten, daß sie für den guten Namen sterben, als daß sie lebend bleiben und mißachtet seien« Ezn 8 »Beweise« »Erläuterungen« skazanija, viell. »Beispiele« παραδείγματα, oder »Verheißungen«: »Geschenk (für den Sieg)« Ezn 9 »tragend — Gegners« Z. 10: »und als Zeichen des Kampfes mit dem Gegner überbringen sie ihm den Kranz« Ezn 11 »dem Vergessen — ertragen« Z. 15: »und nicht nach Sieg und Kranz verlangen, dann werden sie als Feiglinge vom Gegner geschlagen; mit Recht werden sie infolgedessen verspottet und gepeiningt und erleiden die Strafe des Todes für jhre Feigheit« Ezn 16 »m. d. Wid.« < Ezn 17 »lobe — Lehrers« Z. 18: »um den Sieger zu bekränzen und den Feigling zu beschämen« Ezn)

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halten habend die Gebote Gottes, handgemein wird mit dem TEufel, wird er sofort zur Erde stürzen, indem er nicht mehr die siegreichen Weisen besitzt. Daher wird mit Recht ein solcher auch die Verurteilung empfangen, weil er sich nicht gleich seinem Nächsten gemüht hat.

Deshalb, sagte ich, sorgte er sich nicht, während der Teufel in der Welt wie in einer Palästra kämpfte mit den Schülern Gottes. Durch sie besiegt fällt er (der Teufel), und auch der Ruhm seines alten Sieges wird jetzt zerstört durch eben solche Menschen, die, gehorchend dem guten Bild seines Leidens, gelhrt worden, mit Macht zu siegen. Denn er ist niedergetreten von unseren Füßen und liegt tot, besiegt durch die Hoffnung des Besseren. Hier aber nehme ein Ende die Verhandlung, welche vom Bösen.