Apocalypsis Enochi

Liber Enoch

Das Buch Henoch. Flemming, Johannes Paul, and Radermacher, Ludwig, editors. Leipzig: Hinrichs, 1901.

Und ich hatte mich shclafen gelegt in (eben) das Gesicht, das ich sah, als ich schlief. Und ich wachte auf und pries den Herrn der Gerechtigkeit und gab ihm Ruhm. [*](3 » alten« < G | »der Herr der Schafe« M, BEPV & FHN | 7 »und ihnen« u. »gehorchten« <G |18 » sein Haus« alle HSS ausser G| 19 »einberufen« (tsawweû) ] alle HSS ausser G haben » eingeschlossen« 0ta‘aswû) | 27 »Wildochs« ABBREV resp. ABBREV, als (??) in den griech. Text übergegangen und vom Äthiop. durch nagar »Wort« wiedergegeben; nach Goldschmidt (S. 91) lautete der hebr. Text » und der erste unter ihnen war ein Lamm« ABBREV, und dann sei ABBREV mit ABBREV verwechselt worden | war (kôna mit Nom.) das Wort] » wurde (koôna mit Acc.) das Wort« II excl. W | 29 Her der Schafe] » die fetten Schafe« G | 30 »über ihn« ?)

122

Und darnach weinte ich gar sehr, und meine Thranen standen nicht still, bis ich es nicht mehr aushalten konnte; so oft ich hinsah, flossen sie herab um deswillen, was ich sah, denn alles wird (so) kommen und sich erfüllen, und alle Thaten der Menschen sind mir der Reihe nach gezeigt worden.

Und in jener Nacht gedachte ich des ersten Traumes und weinte um seinetwegen, und war erschuttert, weil ich jenes Gesicht gesehen hatte.«

Das Bucli der Lelir- und Strafreden.

Cap. 91—105.

Und nun, raein Sohn Methusala, rufe rnir alle deine Brüder und versammele rnir alle Söhne deiner Mutter, denn eine Stimme ruft mich, und der Geist ist über mich ausgegossen, dass ich euch alles zeige, was über euch bis in Ewigkeit kommen wird.

Darnach ging Methusala hin, rief alle seine Bruder zu sich und versammelte seine Verwandten.

Und er (Henoch) redete zu allen Kindern der Gerechtigkeit und sprach: »Höret, ihr Kinder Henochs, alle Worte eures Vaters und horchet recht auf die Stimme meines Mundes, denn ich ermahne euch und sage euch: Ihr Lieben, liebet die Rechtschaffenheit und wandelt in ihr.

Und nahet euch nicht der Rechtschaffenheit mit zwiespältigem Herzen und habt keine Gemeinschaft. mit denen, die zwiespältigen Herzens sind, sondern wandelt in Gerechtigkeit, meine Kinder, und sie wird euch auf guten Wegen führen, und die Gerechtigkeit wird eure Genossin sein.

Denn ich weiss, dass der Zustand der Gewaltthätigkeit auf Erden überhand nehmen, und ein grosses Strafgericht auf Erden [*](Cap. 91, 4 Psal. 12, 3. 2 »aushalten konnte, so oft ich hinsah; denn sie flossen . . .« G, wenn nicht etwa »denn« an falscher Stelle steht und eigentlich vor »so oft« zu setzen ist; »aushalten konnte, welche herabflossen« MT | 5/6 »meines ersten Traumes« II | 11/12 »deine Brüder« und »Söhne deiner Mutter« (??) G | 16 »redete zu allen (über) seine Gerechtigkeit« MTU (T: alien seinen Kindern); »redete zu alien seinen Kindern Gerechtigkeit« II ausser Υ | 17 »rneine Kinder« II | 19 »meine Lieben« IT ι 22 »Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit« G | »meine Kinder« < G.)

123
vollzogen werden wird, und es wird ein Ende gemacht werden mit aller Ungerechtigkeit, und sie wird abgeschnitten werden von ihren Wurzeln, und ihr ganzer Bau wird untergehen.

Und abermals wird die Ungerechtigkeit auf die Spitze getrieben werden auf Erden, und sie (die Erde) wird alle Thaten der Ungerechtigkeit und der Gewaltthätigkeit und des Frevels in doppeltem Masse enthalten.

Und wenn Ungegerechtigkeit, Sünde, Lästerung und Gewaltthätigkeit bei jeglichem Thun wachsen, und wenn Abfall, Frevel and Unreinigkeit zunehmen werden, so wird ein grosses Strafgericht vom Himmel über sie alle kommen, und der heilige Herr wird mit Zorn und Strafe hervortreten, um Gericht auf Erden zu halten.

In jenen Tagen wird die Gewaltthätigkeit abgeschnitten werden von ihren Wurzeln, und die Wurzeln der Ungerechtigkeit samt dem Betrug, und sie werden unter dem Himmel (weg) vernichtet werden.

Und alles wird dahingegeben werden in das flammende Feuer: Götterbild der Heiden und Turm, und man wird sie fortschaffen yon der ganzen Erde; und sie (die Heiden) werden in die Verdammnis des Feuers geworfen werden und werden im Zorn und in der gewaltigen ewigen Verdammnis umkommen.

Und der Gerechte wird aufstehen von seinem Schlafe, und die Weisheit wird sich erheben und wird ihnen gegeben werden. [11 Und darnach werden die Wurzeln der Ungerechtigkeit abgeschnitten, und die Sünder mit dem Schwert vertilgt werden; den Lästerern werden sie abgeschnitten werden an jedem Orte, und diejenigen, welche auf Gewaltthätigkeit sinnen und Spötterei treiben, werden durch das Schwert umkommen.]

Und nun meine Kinder, sage ich euch, und zeige euch die Wege der Gerechtigkeit und die Wege der Gewaltthätigkeit und werde (sie) euch wiederum zeigen, auf dass ihr wisst, was kommen wird.

Und nun höret auf mich, meine Kinder, und wandelt auf den Wegen der Gerechtigkeit und wandelt nicht auf den Wegen der Gewaltthätigkeit; denn alle, die auf den Wegen der Ungerechtigkeit wandeln, werden für ewig umkommen.«

[*](5 »und Thaten der Gewaltthätigkeit» II | G wird enthalten (te'ehez)] so QT und im Grunde auch G, denn te'zaz ist nur Schreibfehler dafür; die übrigen HSS ausser U haben die Passivform tet'ahaz, die in Dn.'s Ausgabe fehlt. Im Lex. Sp. 768 setzt er dafür ad hoc die Bed. »sich behaupten« an| 6/9 »Und darnach werden... wachsen und . . . zunehmen, und ein Strafgericht wird kommen» MT, V | 7 »und jegliches Thun» Q, II | 8 «Frevel» < G | 9 »vom(??)Himmel» < G | 10 hervortreten | + »auf die Erde» G | 12 «Wurzeln der» < GQ | 13 »und sie werden vernichtet werden» < GQ | 18 »dem Schlafe» TU, II | 20 »werden sie abgeschnitten von der Wurzel« G | 24 V. 12—17 gehören an den Schluss von Cap. 93 | »alle Wege der Gerechtigkeit» G | 26 »habe sie euch wiederum gezeigt» GQT, doch wirdar'ajkûkemmû nur Schreibfehler für âre'ejakemmû sein | 28 »horet auf mich» < G.)
124

Das von Henoch verfasste Buch — es schrieb also Henoch diese ganze Weisheitslehre, die Preis verdient bei alien Menschen und Richterin der ganzen Erde ist — für alle meine Kinder, die auf Erden wohnen, und für künftige Geschlechter, die Rechtschaffenheit und Frieden üben werden.

Euer Geist sei nicht betrübt wegen der Zeiten, denn der Heilige und Grosse hat für alles Tage bestimmt.

Und der Gerechte wird vom Schlafe aufstehen, er wird aufstehen und auf dem Wege der Gerechtigkeit wandeln, und sein ganzer Weg und Wandel wird in ewiger Güte und Gnade sein.

Er wird dem Gerechten gnadig sein und wird ihm ewige Rechtschaffenheit geben und ihm Herrschaft verleihen; und er wird in Güte und Gerechtigkeit leben und in ewigem Lichte wandeln.

Die Sünde aber wird in der Finsternis untergehen auf ewig und nicht mehr erscheinen von jenem Tage an bis in Ewigkeit.