History of the Peloponnesian War
Thucydides
Thucydides. Geschichte des Peloponnesischen Kriegs. Wahrmund, Adolf, translator. Stuttgart: Krais and Hoffmann, 1864.
Die Chier aber und Pedaritos schickten um dieselbe Zeit, obgleich AstyochoS sich so unwillig zeigte, trotzdem Boten an ihn und verlangten, er solle ihnen in ihrer Einschließung mit sämmtlichen Schiffen zu Hilfe kommen und nicht unthätig zusehen, wie die größte der bnndeSgenössifchen Städte in Jonien vom Meere abgeschnitten und zu Lande durch Raub und Plünderung geschädigt würde. Die Sklaven der Chier nämlich, die dort in sehr großer Zahl und nach Lakedämon vielleicht in der größten Zahl vorhanden sind und zugleich wegen ihrer Menge für alle Vergehungen sehr streng bestraft werden, waren größtentheils allsogleich zu den Athenern übergelaufen, als de
Jetzt kam aber die Botschaft von Kaunos an, daß die sieben und zwanzig Schiffe und seine Lakedämonischen Rathgeber angekommen seien, und da er der Ansicht war, daß Alles zurückstehen müsse gegen die Gelegenheit, so viele Schiffe zur Befestigung ihrer Herrschaft in jenen Gewässern zu vereinigen, und gegen die Pflicht, den Lakedämoniern, die doch zu seiner Beaufsichtigung gekommen waren, sicheres Geleit zu geben, so gab er den Plan wegen Chios allsogleich auf und segelte ab gen Kaunos. Im Vorbeifahren ging er bei dem Meropischen Kos^) an's Land und plünderte die Stadt, welche keine Mauern hatte und durch das gewaltigste Erdbeben seit Menschengedenken in Trümmer gefallen war, da die Bewohner sich in die Berge geflüchtet hatten. Auch weiter über das Land hin ließ er streifen und Beute machen, wobei er nur die Freien verschonte, die er wieder frei gab. Von KoS kam er noch zur Nachtzeit nach Knidos, ließ sich aber durch die Bitten der Einwohner bewegen, seine Mannschaft nicht an's Land gehen zu lassen, sondern sofort gegen die zwanzig Athenischen Schiffe loszugehen, mit welchen Charminos, einer der Feldherrn von Samos, jene sieben und zwanzig vom Peloponnes angesegelten Fahrzeuge beobachtete, die eben auch Astyochos aufsuchte. Sie hatten nämlich in Samos von Melos her Botschaft erhalten, daß jene ansegelten. und'CharminoS hatte die Bewachung der Gegend von Syme und Chalke und Rhodos und Lykien übernommen, denn er wußte bereits, daß jene schon in Kaunos waren. [*]( 84) Meropisch steht überflüssig; eS gibt nur ein KoS. )
[*]( 412 v. Chr ) Astyochos segelte also, wie er war, gegen Syme, bevor noch seine Ankunft verrathen würde, um vielleicht die'Schiffe auf hoher See zu überraschen. Aber Regen und Nebel'verurfachten, daß seine Schiffe in der Dunkelheit den Weg verloren und in Unordnung geriethen. Bei Sonnenaufgang war daher sein Geschwader zerstreut, und als ein Theil desselben, der linke Flügel-nämlich, den Athenern in Sicht kam, während der andere noch-in der Nähe der Insel herumirrte, so fuhren Charminos und die Athener rasch auf dieselben los, jedoch nicht mit all ihren zwanzig Schiffen, da sie glaubten, es seien jene die Schiffe von Kaunos, denen sie auflauerten. Und gleich im ersten Anlauf versenkten sie drei derselben und beschädigten andere sehr stark, so daß sie also soweit siegreich waren, bis ganz unerwartet auch die größere Zahl der Schiffe erschien und sie von allen'Seiten eingeschlossen waren. Nun wendeten sie sich zur Flucht und verloren dabei sechs Schiffe.; mit den übrigen entkamen sie nach der Insel Teutlussa, und von: da nach Halikarnaß.. Die Peloponnesier liefen dann in Knidos ein, wo sie sich mit den sieben und zwanzig Schiffen aus Kaunos vereinigten, segelten mit allen zusammen aus und errichteten ein Siegeszeichen aus Syme, worauf sie wieder bei Knidos vor Anker gingen. ' ... - ' ^
Die Athener nun in Samos, als sie von dem Seegefecht Nachricht erhielten, fuhren mit sämmtlichen Schiffen gegen Syme auS, machten aber keinen Angriff auf die Flotte in Knidos, wie auch diese nicht auf sie, sondern nahmen nur das Schiffsgeräthe^) auf Syme weg, machten einen Angriff auf Bryma am Festland und segelten dann wieder nach Samos zurück.
Sämmtliche Peloponnesische Schiffe vor Knidos setzten sich jetzt wieder in guten Stand, wo Ausbesserung nöthig geworden war, und die Eilsmänner der Lakedämonier verhandelten unterdessen mit TissapherneS, — denn dieser war angekommen — sowohl über das bereits Geschehene, .falls ihnen etwas nicht gefiel, als auch über die weitere Kriegführung, auf welche Weise nämlich dieselbe für beide Theile auf's'Beste und Vortheilhafteste eingerichtet werden könnte. Vor Allen war es Lichas, der das Geschehene scharf in's Auge faßte und [*]( 85) Vergl. VIII, 28 und Ann. iS. )
Die Peloponnesier faßten nun den Plan, gegen Rhodos zu segeln, denn die'mächtigsten Männer daselbst luden sie ein zu kommen, und sie hofften, diese Insel ihrem. Bunde zu gewinnen, die sowohl an Menge der Seeleute, als an Landmacht nicht schwach war, und glaubten dann in ihrer, Bundesgenossenschaft selbst stark genug zu sein, um den Tissaphernes nicht mehr angehen zu müssen, daß er den Unterhalt für ihre Flotte bestreite. Sie segelten also sofort in demselben Winter von Knidos ab und landeten zuerst mit vier und neunzig Schiffen bei KameiroS auf Rhodos. Hierüber gerieth daS Volk daselbst in^roßen Schrecken, denn sie hatten um die Verhandlungen Nichts gewußt, und Alles floh, zumal auch die Stadt unbefestigt war. Darauf beriefen die Lakedämonier diese, sowie die Bürger der beiden Städte Lindos und JalysoS.zusammen und überredeten die Rhodier, von den Athenern abzufallen.' Und so trat Rhodos zu den Peloponnesiern über. Um dieselbe Zeit .segelten auch die Athener, die von der Sache Wind bekommen hatten, mit ihren Schiffen von Samos ab, um jenen noch zuvorzukommen; sie erschienen auch auf hohem Meer, > waren aber um wenige Zeit zu spät gekommen und schifften sogleich wieder nach Chalke- und von da nach Samos zurück und setzten darauf.den Kampf fort, indem sie von Chalke und KoS [*]( 38) Biotien eingeschlossen. )
In derselben Zeit aber und auch schon bevor sie gegen Rhodos aufgebrochen waren, geschah das Folgende.- Alkibiades war nach dem Tode des Chalkideus und der Schlacht bei Milet denPeloponMsiern verdächtig geworden, und als von ihnen aus Lakedämon ein Brief an den Astyochos kam, daß man ihn todten solle — er war nämlich auch mit Agis verfeindet und schien überhaupt unzuverlässig — so entfloh er zuerst aus Furcht heimlich zu Tissaphernes, und wirkte dann bei demselben nach Kräften zum Schaden der Peloponnefier, indem er ihm alle jene Maßregeln an die Hand gab, wie er ihn denn auch veranlaßte, den Sold zu beschneiden, so daß, anstatt einer attischen Drachme, nur drei Obolen^), und'die nicht einmal immer, gegeben wurden. Hiebei rieth er dem Tissaphernes, jenen zu sagen, daß ja auch die Athener, die doch schon seit längerer Zeit im Seewesen Erfahrung hätten, ihrer Schiffsmannschaft nur drei Obolen gäben, und zwar nicht sowohl aus Geldmangel, als vielmehr, damit diese im Ueberfluß nicht übermüthig würden und entweder ihre Körperkraft schwächten, indem sie das Geld aus Dinge verwendeten,' welche Krankheit zur Folge haben, oder von ihren Schiffen entliefen) ohne sich aus dem pfandweise zurückgehaltenen Guthaben an ihrer Löhnung viel zu machen. Auch lehrte er ihn, die Schiffshauptleute und die Feldherrn der einzelnen Städte durch Geld zu bestechen, so, daß sich ihm diese in der That hierin gefügig zeigten, nur die Syrakufaner nicht. Denn von diesen that Hermokrates, ihr Feldherr, im Namen der ganzen BundeSgenoffenschast Einspruch..Auch wies er auf eigene Hand im Namen des Tissaphernes diejenigen Staaten zurück, welche Geldunterstützung verlangten, indem er die Chier schalt, sie seien unverschämte Leute, daß sie, die Reichsten unter allen Hellenen und doch nur durch Hilfe Anderer gerettet, jetzt verlangten, daß die Andern nicht nur ihr Leben, sondern auch ihr Geld in die Schanze schlagen sollten um ihrer Freiheit willen. Und den andern [*]( 37) Vergl. VIII. 29. )
Dem Tissaphernes redete er zu, er solle sich doch nicht allzusehr beeilen, den Krieg zur Entscheidung zu bringen, und nicht durch Herbeirufung einer Phönikischen Flotte, welche er ausrüsten ließ, oder durch Soldzahlungen an noch mehr Hellenen einer und derselben Hellenischen Macht die Obmacht zu Land und zu Wasser absichtlich in die Hände spielen; er möge vielmehr zwischen beiden Parteien die Herrschaft gleich getheilt sein lassen; denn so habe der König immer die Möglichkeit, wenn der eine Theil ihm lästig werde, den andern gegen jenen aufzuhetzen. Würde aber die Herrschaft zu Land und zu Wasser in Einer Hand vereinigt, so werde er in Verlegenheit sein, mit .wessen Mithilfe er die Herrschenden bezwingen könne; er müßte denn mit großen Kosten nnd unter großen Gefahren selber auftreten und wieder einmal einen Entscheidungskampf wagen wollen. Viel einfacher sei es, mit einem geringen Theil desselben Aufwandes und zugleich mit vollkommener eigener Sicherheit die Hellenen sich unter einander aufreiben zulassen. Vortheilhafter für den König sei eS aber, wenn die Athener Theilhaber an seiner Herrschaft würden; denn sie strebten weniger nach Eroberung des festen Landes, und der ausgesprochene Zweck und die Art ihrer Kriegführung stimmten besser zum Vortheil der Perser. Denn sie gingen darauf aus, sich selbst einen Theil der Inseln zu unterwerfen und damit zugleich auch dem Tissaphernes diejenigen Hellenen, welche in des Königs Gebiet wohnten; jene aber seien im Gegentheil als Befreier gekommen, und eS habe doch keine Wahrscheinlichkeit für sich, daß die Lakedämonier jetzt Hellenen von der Herrschaft der Athener, die doch auch Hellenen seien, befreien, und nicht auch von der der Barbaren freimachen, wenn nicht gar einmal deren ganze Macht vernichten wollten. Er rieth ihm also sür's Erste, beide Theile sich schwächen zu lassen und beide mög-
Solcherlei Rathschläge gab Alkibiades, nicht nur, weil er sie dem TissapherneS und dem Könige, bei denen er sich aufhielt, am vortheilhastesten erachtete, sondern auch, weil er damit zugleich sich selbst die Rückkehr in'S Vaterland anzubahnen dachte, denn er wußte wohl, daß er einmal durch Ueberredung seine Rückkehr werde durchsetzen können, wenn er jetzt Athen vor dem gänzlichen Sturze bewahre. Die Möglichkeit zu dieser Ueberredung glaubte er aber vorzugsweise in einem freundlichen Verhältnisse zu TissapherneS zu besitzen, wie sich dieß denn auch wirklich so gezeigt hat. Denn als die Athener auf Samos hörten, daß er bei jenem so viel vermöge, und zugleich auch Alkibiades selbst mit den angesehensten Männern unter ihnen Unterhandlungen anknüpfte und sie ersuchte, bei den Vornehmsten und Mächtigsten seiner zu gedenken, daß er zum Zweck der Einsetzung einer oligarchischen Regierungsform, keineswegs aber um die schlechte Pöbelherrschaft zu stützen, die ihn selbst aus der Stadt vertrieben habe, nach Athen zurückkehren und mit ihnen an der Regierung Theil nehmen wolle, wofür er ihnen die Freundschaft des TissapherneS mitbringe, so begannen theils auf diese Anträge hin, noch mehr aber aus eigener Bewegung, die Schiffsberrn und Vornehmsten der Athener auf Samos am Sturz der Demokratie zu arbeiten.
Zuerst wurde die Sache beim Heere selbst in Anregung gebracht; und später pflanzte sich die Bewegung von hier nach der
Der große Haufe nun; wenn er, auch im ersten Augenblick diese Pläne in gehässigem Lichte sah;' gab sich doch zur Ruhe wegen der verlockenden Aussicht auf den königlichen Solds die Befördernder Oligarchie aber, nachdem sie der Menge Mittheilung gemacht; beriet then die-Anträge des Alkibiades - nochmals unter sich und mit dem weiteren Kreis ihrer Parteigenossen.''Allen Uebrigen nun erschienen dieselben leicht ausführbar und zuverlässig, dem PhrynichoS aber, ihrem Feldherrn, wollten sie keineswegs gefallen.? Er meinte vielmehr, dem Alkibiades läge, wie dieß denn auch wirklich der Fall war, genau so wenig an der Aristokratie, wie an der Demokratie, und er denke überhaupt auf nichts Anderes,'als. wie er die jetzt bestehende Ordnung des Staates umstürzen! möchte,'um. sich dann von-seinen Genossen zurückrufen zu lassen; sie aber müßten vor Allem grade darauf am Meisten schauen, daß keine Revolution stattfände; auch liege eS keineswegs im Interesse des Königs, jetzt, wo die Peloponnesier zur See sich den -Athenern gewachsen zeigten und zugleich auf seinem Landgebiet viele Städte, und zwar nicht die unbedeutendsten, in ihrer Gewalt hätten,' sich auf die Seite der Athener zu schlagen, denen er mißtraue,' und sich so in eine schlechte Lage zu bringen, während eS doch ganz bei ihm stehe, die Pcloponnesier, - von denen er nie etwas Schlimmes befahren, sich zu Freundenzu machen. Was aber die verbündeten Städte betreffe, denen sie oligarchische Regierungsformen versprechen wollten, weil auch sie selbst die Demokratie aufzuheben [*]( ThutydideS. VIII. ) [*]( 19 )
Die versammelten Theilnehmer. der Verschwörung gingen jedoch, ihrer früheremÄnsicht entsprechend, auf die Vorschläge des Alkibiades ein-und trafen Anstalt, den Peisandros und Andere als Gesandte nach^Athen zu schicken, um dort die Rückkehr des Alkibiades -und. den Sturz der Demokratie.zu betreiben und zwifchen-Tissa? phernes-.und den.Athenern Freundschafdzu.stiften.,..
Als nun Phrynichos erfahren hatte, daßnvegen der!Rückberufung> des Alkibiades Anträge.gestellt'und das Volk dieselben, genehmigen würde, so fürchtete er, jener.'möge, wenn er wirklich zurück? gekehrt sei!, ihm, weil er gegen seine Anträge den Widerpart gehalten, als seinem Gegner, Verderben zu bereiten suchen , weßhalb er sich,zu folgender List wendete. Er schickte heimlich zum.Aflyochos,! dem Lakedämonischen .Flotten-Admiral-, der damals noch bei-Milet lag,- und schrieb ihm, daß.AtkibiadeA der Sache .der'Peloponnesier-großen Schaden thue, indem er den Tissaphernes mit den Athenern zu befreunden suche; und auch alles Uebrige theilte er ihm in seinem Briefe [*]( 38)Die Optimale», Alistokc.Ur» )
St. Araber.Phrynichos noch vorher Wind bekam, daß jener sein Verderben bereite,,und daß jeden Augenblick ein Schreiben des Alkibiades über:diese Dinge eii^aufen könne, so kam er ihm selbst zuvor und zeigte dem Heere an, daß die Feinde im Begriffe seien, einen Angriff, auf ihr Lager, zu machen, weil Samos unbefestigt und auch nicht? sämmtliche Schiffe gegenwärtig seien; er habe darüber ganz genaue.Kundschaft, und man müsse Samos so rasch als, möglich befestigen .und auch alles Uebrige.der.Sicherheit gemäß vorkehren. -Er war-nämlich Feldherr und bevollmächtigt, dieß zu thun. Man begann demnach, die Befestigung, und aus diesem Anlaß kam Samos um, so rascher.HU.festen Werken, die eSiohnedieß hatte erhalten sollen.. Der [*]( 19* )
Danach bearbeitete Alkibiades den Tissaphernes und suchte ihn zu überreden, daß er den Athenern Freund werde. Dieser fürchtete zwar die Peloponnesier, weil sie mit einer zahlreicheren Flotte in der Nähe waren, als die Athener, hätte aber doch gern dem Alkibi'a- des gefolgt, wenn es nur irgend möglich war, besonders, seitdem er sich in Knidos von der üblen Stimmung der Peloponnesier wegen des Vertrages des Theramenes überzeugt hatte — denn dieß Alles war schon früher geschehen, als um die Zeit, wo die Peloponnesier bereits auf Rhodos standen — und damals in Knidos hatte er auch die frühere Angabe des Alkibiades, daß die Lakedämonier an der Befreiung aller Städte arbeiteten, aus dem Mund des LichaS bewahrheitet gefunden, der'es für unerträglich erklärte, wenn es im Vertrag heiße, daß der König über die Städte herrschen solle, welche er selbst oder'seine Vorfahren einmal beherrscht hätten. Alkibiades nun, da der Kampf um so wichtige'Dinge ging, strengte allen Eifer an', um im Dienste deS Tissaphernes auf denselben Einfluß zu üben.
Die Athenischen Gesandten, welche von Samos aus mit Peisandros abgesendet worden, waren unterdessen in Athen angekom^ men und hielten Reden vor dem Volke, indem sie unter vielen andern Unterstützungsgründen hauptsächlich betonten, daß es bei ihnen stünde, den König als Bundesgenossen zn gewinnen und der Peloponnesier Herr zu werden, wenn sie den Alkibiades zurückberiefen und die demokratische Regierung abändern wollten. Dem widersprachen aber viele Andere im Namen der Volksherrschast, und auch die Feinde des Alkibiades erhoben ein Geschrei, wie gefährlich eS wäre, wenn dieser Mensch die Verfassung vergewaltigen und^o feine Rückkehr durchsetzen sollte; dazu erklärten auch die vom Geschlechte des Eumolpos und
DaS Volk nun hörte Anfangs diese Anträge aus oligarchifche Verfassung sehr unwillig an; aber von Peisandros auf einleuchtende Weisebelehrt/daß, kein anderer Weg zur Rettung vorhanden sei, fügte es sich'schließlich, theils aus Furcht, theils in der Hoffnung, daß doch wieder einmal ein Umschwung eintreten werde. Sie beschlossen demnach: Peisandros und zehn Andere mit ihm sollten.abreisen und mit Tissaphernesund Alkibiades die Unterhandlungen anknüpfen, wie sie eS eben für'S Beste hielten. Da aber Peisandros auch den Phryntchos in ein schlechtes Licht gestellt hatte, so enthob das Volk zugleich auch diesen und seinen Mitfeldberrn'Skironides des Kommando's und schickte an' ihrer 'Statt, den Diomedon und Leon als Führer zu der Flotte. Den Phrynichos hatte nämlich Peisandros verläumdet, Jasos und den Amorges verrathen zu haben 4°); denn er [*]( 39) In deren Familie der Priesterdienst erblich war. ) [*]( 40) Weil er ihnen nicht zu Hilfe gekommen war (Kr.). )
Leon aber und Diomedon, welche zuriAthenischen,Flotte abgegangen waren/unternahmen noch in . demselben Winter einen Angriff auf Rhodos. Die Schiffe der Peloponnesier trafen.sie'aus's Land gezogen/machten deßhalb selbst eine'Landung)-schlugen.die zur Abwehr-herbeigeeilten Rhodier in-einem Gefecht, und zogen dann wieder nach Chalke zurück, um lieber von hier aus, als von Kos,'den Krieg weiter zu führen. Die Ueberwachung war ihnen nämlich von hier aus viel leichter,-für den Fall, daß die Peloponnesische Flotte irgend.'wohin in See'gehen sollte. ^
Es kam ' aber nach Rhodos auch der Lakonier Kenophantidasi von Pedaritos aus Ehios hergesandt, mit der Botschaft, daßzdie Belägerungswauer der Athener schon vollendet und Chios ^gänzlich verloren sei, wenn sie nicht mit allen Schiffen zu Hilfe'kämen. Diese faßten nun den Entschluß zur Hilfeleistung. Indessen machte Peda4 ritos selbst mit den mitgebrachten HilfStruppen und der.gesammten Macht der Chier einen Angriff aus den Wall, den die Athener um ihre Schiffe gezogen, und nahm einen Theil desselben und. bemächtigte sich auch tiniger an's Land gezogenen Schiffe. Als/aber die Athener [*]( 41) Geheime Verbindungen, KlubS; — Freimaurer? (Kr.). — „Die Vornehmen griffen zu dem Mittel, welche? ihnen am nächsten lag. Gesellige Verbindungen oder Hetärien wurden zu politischen AlubS erweitert, mit der Bestimmung, daß sich die Theilnehmer gegenseitig bei Wahlen und Prozessen, unterstützen sollten. Bald bildeten diese Klubs eben so viele Cliquen gegen einander und suchten einander den RaNg ab. zulaufen; dann wieder vereinigte sich die eine und andere, um eine dritte zu stürzen, oder irgend eine Maßregel zum eigenen Vortheil durchzusetzen. So lag in den Hetärien damals da? bewegende Element deS öffentlichen Lebens." <Droysen.) — Man dergleiche den strengere Tadel des Thukydide» gegen solche Sonderdündeleien. III. 82." (Arnold.) )
' Seitdem wurden ^die''Chier>zu'Land und.>zu Wasser .noch enger eingeschlossen, als?früher,? und die Hungersnoth'lwar'daselbst, sehr drückend.
Die Gesandten der Athener 'mit Peisandros waren indeß zu Tissaphernes gekommen und' unterhandelten wegenteines Vertrags. Alkibiades nun ,' da erder Zustimmung von-Seiten des Tissaphernes . nicht brecht sicher war/ weil dieser die Peloponnesier doch-mehrfürchtete und auch jetzt noch lieber beide Theile schwächen wollte,wie et ja auch von-jenem selbst belehrt-worden wär —"'nahin.' seine'Zuflucht zu? folgender Auskunft. ? Er veranlaßte den Tissaphernes,. so große Forderungen:-an die Athener-zustellen, >daß der Vertrag nicht zu Stande kommen konnte: Es.scheint mir aber, daß eben dieß auch in^der,Absicht des Tissaphernes gelegen habe; und zwar eben wegen jener.Furcht. Alkibiades aber ,- Hals, er sah, daß jener ohnehin keine Lust nqchz einem Vertrag Habe, wollte doch nicht den Athenern gegenüber ^so dastehen, als ob er ihnnicht.überreden könne, sondern,gab der Sache -das. Ansehen, -als, ob Tissaphernes ^bereits^gewonnen zsei und zu,den Athenern übertreten wolle , diese aber nicht genügende Zugeständnisse machten. Indem er nämlich im Namen des anwesenden Tissaphernes sprach, steigerte er die.Anforderungen^der.Art.' daß die Athener, obgleich sie? auf viele seiner Forderungen eingingen, dennoch selber die Schuld zu tragen schienen. / Er und Tissaphernes «verlangten nämlich, daß ganz Jonien »abgetreten würde, und-dann wieder die nahe liegenden Jnseln und Anderes, und als die Athener sich dem nicht.widersetzten, «zuletzt bei der dritten Zusammenkunft, aus Furcht, eS möchte seinegänzliche tzinflußlosigkeit, an denTag kommen, stellte er-dit' Forderung,- dem König.sei die -BefngniH zuzugestehen, -eine Flotte zu -bauen und. mit, jeder-beliebigen Schiffszahl alle Küsten ihres eigenen Gebietes zu befahren.? Damit yber war es aus: die Athenev erklärten das für unmöglich und glaubten sich von Alkibiades hinter? Licht geführt; und so reisten sie erzürnt ab und fuhren nach,Sam?s.zurück.
Tissaphernes .aber erschien sogleich dayach. und >noch, in
,,Jm dreißigsten Jahre der königlichen'Regierung des Dareios, als zu LakedäiNon Alexippidas Ephore'war) ist'in'der Ebene des Flusses Mäander zwischen den Lilkedämoniern'und ihren Bundesgenossen einerseits'und Tissaphernes/'Hieramenes und den Söhnen des Pharnakes andrerseits, in Sachen des Königs, der Lakedämonier und ihrer Bundesgenossen'der folgende Vertrag geschlossen'worden^ !?.' -
„Alles Land des Königs/soweit es in Asien liegt,' soll ihm verbleiben, und über sein eigenes Land soll der König'verfügen' nach Gutdünken^ Die'Lakedamonier und ihre Bundesgenossen sollen nicht in irgend welcher feindlichen Absicht gegen das Land des Königs ziehen', noch'auch der König gegen das Land der Lakedämonier oder ihrer Bundesgenossen in irgend einer feindlichen Absicht! Wenn aber von' den Lakedämoniern oder ihren Bundesgenossen Einer in feindlicher Absicht gegen-das Land des Königs ziehen sollte) so solleti^die Lakedämonier und ihre Bundesgenossen es hindern; und wenn Einer aus dem Lande des Königs in feindlicher Absicht gegen die Lakeda^ monier oder ihre Bundesgenossen auSzieheu sollte) so soll derMnig [*]( 42) Nur noch von Xenophon, Hellen. ^Gesch. Il, l, 9, erwähnt', hier wohl nur genannt, weil er Gemahl der Schwester'de»' ldäreioS war. (Arnold.^ > )
Unter diesen Bedingungen-wurde der Vertrag abgeschlossen, und darnach traf Tissaphernes Anstalten, sowohl um die Phönikischen Schiffe herbeizuholen, wie verabredet war, als auch-sonst, seinen Versprechungen-nachzukommenwenigstens betrieb erjabsichtlich diese Anstalten vor Aller Augen, z . - ^ ^ ^