History of the Peloponnesian War

Thucydides

Thucydides. Vier Staatsreden aus Thucydides. Gürsching, Heinrich, translator. Augsburg: Wirth, 1856.

Und was mich betrifft, so komme ich nicht zum Verderben der Griechen, sondern zu ihrer Befreiung. Mit einem feierlichen Eide habe ich von den Ephoren mir die vollste Unabhängigkeit für alle durch mich gewonnenen Bundesgenossen verbürgen lassen; und dann sind wir[*]() nicht etwa darauf ausgegangen, euch mit List oder Gewalt zu Bundesgenossen zu bekommen, sondern gedenken vielmehr euch gegen eure Tyrannen, die Athener, beizustehen. Darum darf ich wohl auch jezt Zutrauen zu meinen so feierlich verbürgten Absichten, meinem nachdrücklichen Beistand und einen entschlossenen Beitritt von euch fordern. Vollends wen die Furcht vor einem Mitbürger, weil ich die Gewalt einzelnen übergeben könnte, abgeneigt macht, der mag sich getrost beruhigen. Ich komme nicht als Unruhestifter, nicht mit der Absicht, eine zweideutige Freiheit zu bringen, die altes Herkommen umstösst, um das Volk den Oligarchen oder die Aristokratie der Bürgerschaft dienstbar zu machen. Gewiss sie wäre drückender als eine fremde Herrschaft, und wir Lacedämonier würden für unsere Mühe schlechten Dank und statt Preis und Ehre nur Vorwürfe ernten; denn die Beschuldigung, um die wir Athen bekriegen, würde unfehlbar doppelt gehässig auf uns zurückfallen, die wir nur Grossmuth im Munde geführt. Der Mächtige entehrt sich weniger durch offene Gewaltthat als durch heuchlerische Täuschung; in der Ueberlegenheit, die eine Gabe des Glückes ist, liegt doch noch eine Beschönigung für den Angriff, nicht aber in der Tücke und Hinterlist.

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