History of the Peloponnesian War

Thucydides

Thucydides. Vier Staatsreden aus Thucydides. Gürsching, Heinrich, translator. Augsburg: Wirth, 1856.

Euch aber, den Söhnen und Brüdern der Gefallenen in dieser Versammlung, sind unerreichbare Muster vorgestellt. Denn den Ruhm der Todten tastet kein Neid mehr an, und glücklich noch, wem heroische Tugend nicht neben, sondern gleich nach ihnen einen Rang erwirbt. Misgunst und Eifersucht sind ja das Loos der Lebenden, und eine Liebe ohne Neider lohnt erst am Ziel der Kampfbahn.

Noch sei mir ein Wort der Aufrichtung erlaubt an die Frauen, die jetzt Wittwenkleider tragen müssen. Was könnte ich ihnen weiter zurufen als: Fasset euch und mässiget das weibliche Gefühl; dies sei eurer Eingeiz und das Loos, bei Männern, sei's zu Lob oder Tadel, kaum genannt zu sein.

Und nun, da ich als Festredner nach bestem Wissen dem Gesetze genügt, und die Veranstaltungen zur Ehre der Bestatteten theils schon beendigt, theils die alsbaldige Uebemahme der Erziehung ihrer Söhne bis zum Mannesalter vom Staate freigebig beschlossen ist — und solche Aufopferung jetzt und in Zukunft nicht ungelohnt zu lassen, ist er sich schuldig; denn je grösser der Ehrenpreis, der den Tapfern erwartet, desto mehr zuverlässige Männer hat der Staat —

so trocknet die Thränen, die ihr den Euern geweint, und lasset uns gehen. [*]( Hrn. Dr. Krahner's Erläuterungen über den Gedankenplan des Epitaphios konnten verspäteter Zusendung wegen bei dem vorstehenden Uebersetzungsversuch leider nur theilweise berücksichtigt werden.)

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