History of the Peloponnesian War

Thucydides

Thucydides. Vier Staatsreden aus Thucydides. Gürsching, Heinrich, translator. Augsburg: Wirth, 1856.

Darum ihr Eltern der Gefallenen in dieser Versammlung, erwartet hier von mir nicht Worte der Klage, sondern des Trostes. Was ist doch unser Leben, als ein Launenspiel des Schicksals, und wer ist der Glückliche als der, dem der Tod der Ehren wie diesen, dem eine Trauer gleich der euren zu Theil ward, dem nach würdigem Genuss des Lebens ein gleiches Ende beschieden war.[*]()

Wohl mag das Gefühl noch oft widersprechen, so oft euer Auge bei andern dem Glücke begegnet, das für euch nun dahin ist, auch trauert das Herz nicht um die Entbehrung[*]() nie genossener Güter, sondern um langgewohnte, die ihm entrissen wurden.

Doch fasset Muth, auch Söhne können euch noch werden, wer noch auf Leibesfrucht zu hoffen hat. Ein frischer Nachwuchs wird manchem seinen Verlust vergessen machen, und das Vaterland wird sich freuen, dass die Lücken sich wieder füllen und seine Bürgschaften sich mehren. Denn unmöglich kann derjenige redlich zum gemeinen Besten mitrathen[*]() , wer nicht auch als Vater mit seinen Mitbürgern die Gefahr theilt.

Wer aber über den Mittag des Lebens hinaus ist, der mag sich

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an den vielen glücklichen Jahren, die ihm geworden, genügen lassen und sich seine übrige Spanne Zeit mit dem Nachruhm seiner Todten aufrichten. Denn Ehre allein verliert ihren Jugendreiz nicht, und ein geachteter Name ist es, nicht der Mammon, wie etliche sagen, woran das hinfällige Alter noch sich erfreut.