De Theophania (Fragmenta)

Eusebius of Caesarea

Eusebius. Eusebius Werke, Volume 3, Part 2. Gressmann, Hugo, translator. Leipzig: Hinrichs, 1904.

Gott als Erloser, meine Geliebten, war notig dem Geschlechte der Menschen und Gott als Helfer, der allein Uberflu? zu geben vermag denen, die in Verzweiflung, und Leben denen, die dem Tode verfallen sind, und das Kommen Gottes und die gOttliche Offenbarung eben des gemeinsamen Erlosers aller-von ihm sagen wir, da? er notwendig den Menschen aufleuchtete, weil durch den au?ersten [Grad] des Bosen, durch die Tiefe des gottlosen Irrtums, durch den Wahnsinn des Polytheismus und durch den eifrigen Neid der Damonen alles, was auf Erden [ist], verderbt war.

Damit aber noch besser bekannt werde die Ursache der gottlichen Offenbarung des gemeinsamen Erlosers aller unter den Menschen, wollen wir fortan vor allem beginnen, uber den tiefen Fall des Geschlechts der Menschen, ihren gesetzlosen Frevel und ihre Ruchlosigkeit zu reden. Dann aber wollen wir uns wieder zu den geheimnisvollen Tiefen der gottlichen Offenbarungslehre wenden.

Denn lag es nicht auf dem Menschen wie eine Krankheit, die wider alle machtig wurde? Aber uber alles Bose und Scheuliche hinaus fuhrte und weidete nach Art einer todbringenden Seuche das ganze menschliche Geschlecht der bose Damon so [sehr], da? er den [Menschen], der der allerfriedlichste war, zu dem au?ersten [Grade] der Wildheit trieb und [da?] der Vernunftigste der Allerunvernunftigste wurde. Seitdem kannten die Menschen in der Blindheit ihrer Seelen nicht [mehr] den allerhochsten gott, die Ursache und den Verfertiger des Alls den verehrungswurdigen Namen der eingebornen, anfangslosen Natur, ihn, der vor allem ist, den Logos Gottes, den Vater des geistigen und vernunftigen Seins, den Herrscher im Himmel und auf Erden, ihn, der 27-S. 82, 3 vgl. Laus 235 15-18 [*](1 Die Uberschrift ruhrt nicht von Euseb. her 4 Man erwartet ABBREV und ABBREV 19 Man erwartet ABBREV oder ABBREV | "und" <Σ l. ABBREV Schultheß 24 Man erwartet ABBREV ABBREV und nachher ABBREV)

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jederzeit der Welt nahe und in ihr ist, der allem die Ursache alles Guten ist, die Vorsehung, den Erlöser, den Fürsorger, den Geber des Regens, den Spender des Lichts, den Fürsten des Lebens und den Schöpfer dieses Alls, sondern legten der Sonne, dem Monde, dem Himmel selbst und den Gestirnen den Namen der Verehrung [d. h. Gottes] bei. Aber nicht einmal hierbei blieben sie stehen,

sondern sie nannten auch die warme und kalte, feuchte und trockene οὐσία, eben das Wasser, die Erde, die Luft und das Feuer, deren Natur seelen- und vernunftlos ist, wie wir mit unseren eigenen Augen sehen, und die übrigen Teile der Welt: Poseidon, Hephaistos, Zeus, Hera und andere derart und ehrten sie mit dem göttlichen Beinamen. Aber nicht einmal hierbei blieben sie stehen;

sie vielmehr machten auch die irdische Natur, die Früchte, die aus der Erde [sprossen], und die mannigfachen Nahrungsmittel des Leibes zu Göttern und machten Demeter, Kore, Dionysos und auderes ihnen Verwandte zu Götzen. Aber nicht einmal hierbei blieben sie stehen,

sondern sie zögerten auch nicht, die Gedanken ihres Geistes und eben das Wort, den Dolmetscher jener [Gedanken], Götter zu nennen, ihren Geist aber nannten sie Athene und ihr Wort Hermes und die der Lehren fähigen Kräfte [des Geistes] nannten sie Mnemosyne und Musen. Aber nicht einmal hierbei blieben sie stehen;

indem sie vielmehr wuchsen in der Vielheit des Betruges und in der Größe des Frevels, machten sie ihre eigenen Leidenschaften, die sie fortstoßen und mit keuschem Sinn heilen sollten, — sie machten diese zu Göttern und nannten ihre eigene Begierde, die lüsterne und leidenschaftliche Krankheit der Seelen, die Glieder und Teile des Leibes, die zu schändlichem Tun hinziehen und ferner den Wahnsinn, der zu schändlichen Lüsten [führt]: Eros, Priepos, Aphrodite und andere, die diesen verwandt sind. Aber nicht einmal hierbei blieben sie stehen,

sondern auch auf die Geburten der Leiber und das untere sterbliche Leben verfielen sie, machten sterbliche Menshen zu Göttern, verkündeten [*](4–6 = Laus 235 19–21 12–S. 85, 6 = Laus 235 21–237 20. 12 „sie vielmehr“] ἀλλὰ καὶ und οἵδε καὶ L 14 l. ABBREV 21 ἐπὶ μεῖζον δ᾿ αὔξοντες ἀτοπίας ὑπερβολῇ δυσσεβείας τὰ οἰκεῖα πάθη, ἃ δὴ ἐχρῆν ἀποτρέπεσθαι ( „entfernen“ Σ lies ABBREV) καὶ λόγῳ σώφρονι θεραπεύειν, οἵδε ἐθέωσαν L 24 l. ABBREV ABBREV | καὶ τὴν ἐμπαθῆ καὶ ἀκόλαστον τῶν ψυχῶν νόσον L] „und die lüsterne Krankheit und die Leidenschaften der Seele“ Σ l. vielleicht ABBREV 26 l. ABBREV mit HS | τά τε ὁλεὰ πρὸς αἰσχρουργίαν μέλη L] „und die Glieder, die schwer sind zu schändlichen Taten“ Σ | „schändlichen“] „ausschweifenden“ Σ; l. ABBREV = αἰσχρῶν L)

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sie nach dem gemeinsamen Tode als Halbgötter [ἡμίθεοι] und Götter und glaubten, daß um die Gräber und Grabmale das göttliche [und] unsterbliche Sein schweife. Aber nicht einmal hierbei blieben sie stehen,

sondern sie ehrten auch die mannigfachen Arten der unvernünftigen Tiere und das schädliche Gewünrm mit dem verehrungswürdigen Namen [Gott]. Aber nicht einmal hierbei blieben sie stehen,

sondern sie fällten auch Bäume, hieben Felson aus, durchforschten die Bergwerke der Erde nach Erz, Eisen und anderem Material, bildeten Formen von Weibern und Gestalten von männlichen Männern und Bildnisse von Tieren und Schlangen und legten dann diesen den Namen der Götter bei. Aber nicht einmal hierbei blieben sie stehen,

sondern sie legten auch den Dämonen, die in die [Götzen]bilder kriechen und in den finstern innersten Winkel eingetaucht sind und an den Spenden und dem Fett der Opfer lecken, eben denselben Namen der Götter bei. Aber nicht einmal hierbei blieben sie stehen,

sondern [eben] sie zogen auch mit gewissen Knoten verwerflicher Zauberei, mit zwingenden [und] ungesetzlichen Gesängen und Besprechungen die unsichtbaren Kräfte, die in der Luft fliegen, als Genossen sich herbie und benutzten dann eben sie als Helfer wider den Irrtum der Götter, die sie gemacht hatten. Die einen also vergötterten andere sterbliche Menschen. Denn die Kinder der Griechen haben den Dionysos, Herakles, Asklepios, Apollon und andere Menschen mit den Namen der Halbgötter und Götter geehrt, die Ägypter aber Horos, Isis, Osiris und ferner andere ihnen ähnliche Menschen für Götter gehalten. Die aber, die im Übermaß der Weisheit der Erfindung der Geometrie, der Astronomie und Arithmetik sich rühmten, kannten nicht und die Weisen verstanden nicht, bei sick abzuwägen und zu überlegen den Unterschied des Maßes der Kraft Gottes von der sterblichen [und] unvernünftigen Natur. Deswegen zögerten sie nicht, alle Arten scheußlicher Lebewesen und die [*](2 vgl. Platon Phaidon 81 C. D) [*](1 ἡμιθέους Σ ἥρωας L 2 1. ABBREV und ABBREV mit HS 9 „von männlichen Männern“ καὶ ἀρρένων ἀνθρῶν σχήματα L ἀνδρῶν < Wilamowitz 13 1. ABBREV Schultheß 14 „lecken“] λιχνεύουσιν; man erwartet ABBREV Hoffmann | streiche ABBREV „und“vor ABBREV Schultheß 18 „und benutzten –20 hatten “< L 22 ἡμιθέων Σ ἡρώων L 27 σταθμήσασθαι παρ’ ἑαυτοῖς καὶ λογίσασθαι L. Das ABBREV steht besser vor ABBREV als vor ABBREV 29 διὸ δὴ πᾶν εἶδος εἰδεχθῶν κνωδάλων καὶ παντοίων ζώων γένη ἑρπετά τε ἰοβόλα καὶ θῆρας ἀγρίους θεοὺς προσειπεῖν οὐκ ἀπώκνησαν L)

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mannigfachen Geschlechter der Tiere und der giftspritzenden Schlangen und die wilden Tiere Götter zu nennen. Die Söhne der Phöniker aber nannten den Melkathros und Ousoros und ferner einige andere sterbliche Menschen, die verachtter waren als diese, Götter, die Söhne der Araber aber den Dusares und Obdos, die Gothen den Zamolxis, die Kiliker den Mopsos, die Thebaner den Amphiareos, und bei anderen wiederum ehrte man andere mit dem Namen der Gotter, die ihrer Natur nach sich in nichts unterschieden von den Sterblichen, sondern in Wahrheit allein dies: Menschen waren.

Allzumal also Ägypter, Phöniker, Griechen [und] das ganze sterbliche Geschlecht, soweit der Glanz Sonne leuchtet, haben die Teile der Welt, die στοιχεῖα, die Früchte, die aus der Erde sprossen, ihre eigenen Leidenschaften, ferner auch den dämonischen Wahnsinn und die [dämonischen] Phantasien und vor diesen die sterblichen Menschen, die die menschlichen Zufálligkeiten benutzten und weder Schulen der Tugend zu ihren Lebzeiten gründeten noch die Lehren eines keuschen Lebens ersannen, [die] keine philosophischen Dogmen aufwiesen, kein hilfreiches Werk erfanden, keine Schüler der Tugend zurückließen, keine Worte und keine Schriften tradierten, die zu einem guten Leben stimmten, [Männer] die sich kümmerten um Weiber und schändliche Lüste, [haben sie] <ohne Grund< und aufs Geratewohl, ich weiß nicht durch welche Verführung dämonischer Wirksamkeit, Götter und Halbgötter genannt und durch Opfer und Dienste mitsamt dem zauberischen Betrug geehrt, haben [ihnen] Tempel und Heiligtümer in den Städten und Dörfern gebaut; ihn aber, der allein jenseits der Welt ist, den wahrhaftigen Logos Gottes, den Allkönig und Allschöpfer haben sie für nichts geachtet. Eben sie aber nahmen so sehr zu an Wahnsinn und Verstandesverderbtheit, daß sie auf der Stelle Menschen, welche sie [zufällig] trafen, Götter nannten und auf der Stelle eben denselben die Leidenschaften der Sterblichen anhängten und eben denselben ungesetzliche Ehebrüche, schändliche Taten, ein verkehrtes Leben und Tod bei- [*](1 Melquthrurun Σ, 1. ABBREV Μελκάθαρον L 5 Ὄβοδον und Ὄβδον L | οἱ Γέται τὸν Ζφάμολξιν Wilamowitz Hkl οἱ Γόθοι τὸν Ζάλμοξιν Σ 15 „zufälligkeiten“] συμφοραῖς L 1. ABBREV PSm 16 „Schulen“] διδασκαλεῖα Hkl διδασκαλία L „Lehre“ Σ 17 „ersannen“] ἐπιπονήσαντας L 1. ἐπινοήσαντας Hkl 21 εἰκῆ καὶ ὡς ἔτυχεν L εἰκῆ < Σ 1. ABBREV vgl. 15 23 | οὐκ οἶδ᾿ ὁποίας δαιμονικῆς ἐνεργείας πλάνῃ L „ich weiß nicht, dureh welchen Irrtum der Anteilnahme an den Taten der Dämonen“ Σ = δαιμονικῆς συνεργείας? 31 „ein verkehrtes Leben“] ζωῆς τε καταστροφὰς καὶ θανάτους L)

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legten. Und obwohl sie [selbst] derartiges sagen, das keineswegs von anderen verleumderisch behauptet wird, sondern [obwolh] sie selbst Zeugen dafür sind und Irrtum, TRauer und Tod und vor diesen Ehebruch, Schändung der Männer und Raub der Weiber [von ihren Göttern] bekannten, füllten sie nichts desto weniger alle Städte, Dörfer und Länder mit Tempeln, Bildern und Heiligtümern.

Und nicht nur dies, sondern sie Nahmen auch aus den Worten, die sie über ihre Götter machten, die Hilfsmittel zu [eigenem] schändlichen und widergesetzlichen Leben und Verderbten durch alle Arten der Lüsternheit zumal ihre Leiber und Seelen zusammen. Welcher Art das war, was sie taten indem sie sich Ihren Göttern anähnelten, können wir aus der Nähe an dem uns benachbarten Phönizien betrachten, indem wir sehen, was bis jetzt in Baalbek geschieht, wie dort die Überbleibsel der alten [Dämonen- ] Schäden und die Spuren des verderblichen Bösen bis jetzt wirksam Sind, sodaß die dortigen Frauen sich nicht eher in gesetzlicher [Ehe- ] Gemeinschaft verbinden, als bis sie zuvor durch außergesetzliche Verderbung Geschändet sind und an dem ungesetzlichen Mysterienkult der Aphrodite teilgenommen haben. Aber jetzt ist diese Stadt allein an Diesem Wahnsinn krnak zum Beweise des alten Bösen. Früher nämlich Litten Myriaden derart, als die Krankheit der Dämonen noch mehr Mächtig war.

Und nicht allein dies, sondern auch diejenigen Männer, welche den genannten Göttern geweiht [verfallen] waren <und< Aus Lobgesängen und Liedern, Opfern und Mysterien, Schriften und Gelübden von Bildern gelernt haben, daß der Vater und Lenker aller Götter von leiblicher Lust besiegt sei und den Ganymedes geliebt habe, überschritten nach dem Vorbilde des Eifers ihrer Götter die Grenzen Der Natur, gingen über unsagbare Taten hinaus und betrugen sich Ohne Scheu frech gegeneinander, was zu hören unglaublich ist: „Männer Begingen Unanständigkeit gegen Männer und trugen an sich den gebührenden Lohn für ihre Verirrung davon“, wie die göttlichen Schriften Sagen.

Und nicht nur dies, sondern sie verkehrten auch das gemeine [*](6 – 10 = Laus 240 2 – 6 10 ff. vgl. Vita Const. 105 2 ff. Hkl, praep. IV 16 22 26 – 31 = Laus 240 6 – 11 28 = Röm 1 27 31 — S. 86, 6 vgl. Laus 240 11 – 18) [*](1 ειτα τοιαῦτα οὐχ υφ᾿ ἑτέρων διαβαλλόμενα φάσκοντες L „und eben dies Wurde keineswegs von anderen, wie man sagt, verleumdet“ Σ 9 προσδιέφθειραν L προδιέφθειραν Σ 13 Statt ABBREV 1. ABBREV mit HS 22 1. ABBREV 26 streiche das ABBREV „und“ vor ABBREV 27 1. ABBREV (ἀρρητο-) ποιΐας L)

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Denken, legten dem unvernünftigen Schicksal und dem natürlichen Zwange die Wesensschaffung und Anordnung des Alls bei, führten ein tierisches Dasein und ein Leben, das nicht lebenswert war, erforschten nicht das Wesen der Seele, erwarteten nicht das gerechte, göttliche Gericht und nahmen sich weder die Siegespreise der Tugend noch ferner die Strafen eines gottlosen Lebens zu Herzen.

Und nicht nur dies, sondern auch mitten in das Theater liefen sie wie Herden rennen, Greise zumal und Jünglinge und Mütter mit ihren Söhnen und Töchtern und dem Anhang der Sklaven, und wurden [so] mit allem Schändlichen und Wahnwitzigen bekannt. Der Trunkenheit und Lüsternheit voll waren Männer zumal mitsamt den Weibern, wenn sie zusammen waren. Wie sollten sie das Gute tun, sie die ihre Ohren nicht dem Hören keuscher und gottesfürchtiger Worte, noch ihre Augen der Hilfe für ihre Seele, sondern der Lehre schändlicher Worte und dem Anblick der bildlichen Darstellung aller Lüsternheit darboten? Denn derartig war das, was alle Scharen zu sehen bekamen, die sich bekümmerten um die Dinge, die in diesen [Schauspielen gezeigt wurden]: wahnsinniger Pferdewettkampf, gottloses Ergötzen an denen, die von wilden Tieren gefressen wurden, grausame und unmenschliche Quälereien derer, die in Gladiatorenspielen getötet wurden, ferner lüsternes Lachen über schändliche [Dinge], törichtes Vergnügen an Musik, lüsterner Anblick derer, die Weiber darstellten, und starkes Geschrei bei Liedern. Denn bei diesen und derartigen [Dingen] waren Myriaden Scharen unverständiger Massen vereinigt mitsamt ihren Fürsten, Strategen und Hegemonen und wurden mit den Verderbnissen durchtränkt, die die Seelen zum Verfaulen bringen.

Und nicht nur dies, sondern sie bauten auch Schulen für gottlose Worte in den Provinzen und in den Städten. Statt der gerechten und weltfördernden Lehren und statt der keuschen und gottgeliebten Belehrung nahmen sie durch das frevelhafte Gefasel der Poeten, die es unter ihnen gab, schändliche Erzählungen und Mythen über alle möglichen männlichen und weiblichen Gottheiten, voll von allerlei Schande und Leidenschaften und furchtbaren Verbrechen, in nichts unterschieden von den sterblichen Naturen, infolge der Belehrung und des Studiums der trügerischen, dramatischen Werke der Komöden und Tragöden in ihr Gedächtnis auf. Diese verderblichen und schädlichen [Dinge] des [*](1 vermutlich ἀλόγῳ εἱμαρμένῃ καὶ φυσικῇ ἀνάγκῃ τὴν τοῦ παντὸς οὐσίωσίν τε καὶ σύστασιν ἀνετίθεσαν vgl. L 8 1. (??) 10 „bekannt“] wörtlicher „bekleidet“(Syriasmus) 15 „darboten“]1. (??) mit HS 42 1. (??) mit HS 31 „und Leidenschaften, voll von allerlei Schande“ Σ, aber (??) muß an verkehrter Stelle stehen 32 „Verbrechen“] „Trauer“ Σ = συμφορά)

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Lebens säten sie sunächst in sich und dann in den Seelen der Jünglinge aus. Der Frevel aber, der von allen der erste und letzte [ist], war, daß vollständig alle Menschen, die Fürsten zumal und die Untertanen, die Könige der Völker und die Gesetzgeber, die Heerscharen und Massen in den Dörfern und Städten, unter Griechen und Barbaren das Lob, das allein dem König des Alls geberbten, Götter nannten und Hymnen sangen den irdischen und bösen geistern, den seelenlosen στοιχεῖα und den sinnlichen Elementen der Welt. Die Mengen der vernünftigen Lebewesen auf Erden brachten weder das Lob [nach Art] des Priesters noch das mit ihren Brüdern im Himmel, den heiligenEngeln und göttlichen Geistern, die den Allkönig loben, das mit ihnen zusammenstimmende Lob dar, sondern sangen ein ungebührliches und nicht zusammenstimmendes [Lob] an Feiertagen und Festen den betrügerischen Geistern, die die Welt verderben, und fügten ihnen die Ehre der Anbetung zu, sodaß fortan das ganze στοιχεῖον der Erde übereinstimmend mit allen Völkern in der ganzen Welt nichts anderes war als ein im Sturm befindliches Schiff, dessen schwer [beschädigtes] Wrack durch einen anderen Sturm sofort mit völligem Untergang bedroht ist.

Mit Recht also war wegen aller dieser [Dinge] Gott als Erlöser und Helfer nötig für das Geschlecht der Menschen. Wären nur die Massen zu dieser Verirrung geführt, so ware das Böse vielleicht gering. Jetzt aber waren völlig die Häupter der Städte, die Lenker der Völker, die Könige der Länder, die Führer der Ortschaften und die Fürsten der Völker allzumal übereinstimmend an derselben dämonischen und polytheistischen Verirrung erkrankt. Ferner fürwahr aber auch diejenigen, die sich rühmten unter den Griechen der Philosophie und bekannten, daß sie ein reicheres Wissen besäßen als die moisten Menschen, [die] auf den Straßen prunkten, indem sie sich aufblähten und breit in ihre Stola hüllten, schweiften auf der weiten und langen Erde umher und bettelten sich von anderen Völkern die herrlichen Lehrsätze zusammen, von hier die Geometrie, von der andern Richtung die Arithmetik, wiederum aber von anderer Seite die Musik und die Heilkunde und [*](28 vgl. Praep. X 4 27 f.) [*](10 vgl. o. s. 62 14 und L 222 29 ff. 12 Das eine ABBREV „Lob“ ist wohl Druckfehler 17 „war“] wörtlich „waren“ (Plural κατὰ σύνεσιν) 18 „anderem“] „letzten“ Σ 1. ΑΒBREV Schultheß mit HS 24 „die Fürsten“] .vielleicht ABBREN vgl. Hoffmann in Stud. 70 f. 29 „ die . . . . prunkten“] Σ Ηauptsatz 31 „bettelten“] „befreiten“ Σ 1. ΑBBREV)

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andere [Dinge], die auf rationeller Erfahrung beruhen. Diese aber und ähnliche [Dinge] brachten sie von überallher zusammen und verfielen in sterbliches und gottloses Denken. Durch beschwatzendes Wortemachen setzten die einen fest, daß die Atome, die unzerbegbar, ohne Teile und ähnliche Teile und ohne Ende [sind], — als ob sie fürwahr die Wahrheit nicht prüften — „der Anfang des Alls“ seien, wie sie sagen. Eben dieselben definierten auch die Lust als den äußersten Grad der Glückseligkeit, was augenscheinlich verderblicher ist als alles Böse. Denn was könnte es Kostbarers geben als die Lust für diejenigen, die festgestellt haben, daß in diesem Seienden weder eine Vorsehung noch ein Gott noch eine unsterbliche Seele noch eine verständige οὐσία noch ein Logow der über allem [waltet], noch ein Anfang noch ein Ende existiere, sondern daß allein die unzerlegbaren vernunftund seelenlosen Atome — es sind dies aber winzige Körper, die eben wegen ihrer vorzüglichen Kleinheit nicht einmal in die Sinne fallen — daß eben diese seelen- , vernunft- und anfangslosen [Dinge] die ersten seien, nicht gezeugt, unendlich an Menge und von unübersehbaren Zeiten her, wie es sich gerade traf, zerstreut? Indessen aber, obwohl sie derart sind, hat man gesaft, daß sie die Ursache des Schmuckes des Alls seien, und daß es keinen Gott, keine Vorsehung und keinen Logos gebe, der [alles] sah, noch einen, der mächtig war über alles, aber wenn es auch einen solchen gebe, er weder [selbst] eine Beschäftigung habe noch sie anderen gewähre, und wie ich glaube, legten sie die von ihnen geliebte Lust auch Gott selbst bei. Derartig aber waren Philosophen die Anhänger des Epikuros und Demokritos, und indem sie auftraten als Anwälte dieser [Ideen], war ihre gan͌ e Überlieferung mitten unter den Griechen lebendig. Obwohl sie aber so die Besseren waren, schmiegten sie sich [heuchlerisch] den Massen an. Bald wandelten sie mit den Scharen zum Tempel, bald stellten sie sich gottesfürchtig aus Furcht vor der gesetzlichen Strafe. Aber diese, die für die Lust kämpften, [waren] derart.

Andere aber setzten die Grenze der Vorsehung bis zum Monde fest. Von den übrigen Teilen der Welt schloß die Schar der Schüler des Aristoteles sie aus, die eben- [*](6 vgl. Praep. XIV 145 23 1 ff. 7 vgl. Praep. XIV 20 13 22 vgl. Diog. Laert. vit. Epicur. X 123 f. Praep. XV 5 8 31 vgl. Praep. XV 5 1 ff. 1 l. (ABBREV) mit HS 3 wörtlicher „durch Finden überzeugender Worte“ Σ vermutlich = πιθανῇ εὑρεσιλογίᾳ 5 „und hohe Teile“ Σ l. (ABBREV) (ABBREV) = ὁμοιομέρειαι 24 l. (ABBREV) (ABBREV) 25 „indem sie auftraten als ihre Täter“ ist von Σ wohl fälschlich zum Vorhergehenden gezogen)

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falls als den höchsten Gradd der Glückseligkeit weder Tugend noch Philosophie definierten, außer wenn sie zufällig mit Reichtum an Besitz, mit Überfluß an Gold und silber, mit [vornehmer] Familie und Berühmtheit verbunden ist, die bei vielen [anerkannt sind]. Und was himdert sie, sich ebenfalls dessen zu rühmen? Leute, die bis zum Monde die über alles [sich erstreckende] Vorsehung gleichsam hinter Schloß und Riegel gefangen gehalten, und [die] gesagt haben, daß die geistige undd vernünftige Leibe, sondern ihm entspreche an Art und Gestalt, [weswegen] sie sie auch Entelechie zunnen pflegen. An die Spitze des Guten Stellten sie demgemäß weder das philosphische Leben noch die Haupttugend, sondern sie verfielen auf zufällige Dinge, auf Reichtum, Macht und Familie. Denn mit diesen Dingen, sagen sie, existiere auch die Tugend, die der Vernunft würdig sei, ohne sie aber sei sie niemals. Nichts Besseres gebe es für den Weisen, außer wenn er auch reich sei, noch se idem, der sich um keuschheeit bemüht, etwas Gutes nahe, außer wenn er ein Sohn [vornehmer] Familie sei, noch sei di Gerechtigkeit und die mit der Tugend übereinstimmende [geistige] Beschaffenheit, falls sie in der Seele des Menschen existiere, genügend zu einem glückseligen Leben, außer wenn ihm eine schöne Ordnung der Glieder des Leibes zufällig eigne. Eben sie aber glauben, dab die Gottheit irgendwo auberhalb von den Dingen der Menscchen oberhalb des Mondes existiere und behaupten, dab die vorsehung Gottes die Dinge auf Erden nicht sehe. Auch den geneinnicht, indessen aber stellten sie sich [heeuchlerisch] auch an, als fürchteten sie die Götter in Stadt und Land. Des eine redeten sie weise mit ihren Theoremen, ein anderes aber taten sie in ihrer Praxis und leisteten den Eid bei den Göttern in ihren allgeemeein [zugänglichen] Schriften und Worten, in ihrem Denken aber war nichts Derartiges, sondern um der menge zu gefallen, heuchelten sie solches Tun, sodaß sie daher, eher Dämonen als Menschen, von jeder gesunden Philosophie verachtet warden.