Apocalypsis Enochi

Liber Enoch

Das Buch Henoch. Flemming, Johannes Paul, and Radermacher, Ludwig, editors. Leipzig: Hinrichs, 1901.

Und nun, mein Sohn Methusala, will ich dir alle meine Gesichte zeigen, die ich gesehen habe, sie vor dir erzählend.

Zwei Gesichte habe ich gesechen, ehe ich ein Weib nahm, und das eine davon hat keine Ähnlichkeit mit dem andern. Zuerst, als ich das Schreiben erlernte, und zum andern Mal, bevor ich deine Mutter nahm, hatte ich ein schreckliches Gesicht, und flehte um derselben willen zum Herrn.

Ich hatte mich niedergelegt im Hause meines Grossvaters Malaleel, da sah ich im Gesicht den Himmel zusammenstürzen, schwinden und auf die Erde fallen.

Und als er auf die Erde fiel, sah ich, wie die Erde in einem tiefen Abgrunde verschlungen wurde, wie die Berge über den Bergen hingen, und Hügel über Hügel versanken, und hohe Bäume von ihren Stämmen abgeknickt, (und) hingeschleudert wurden und in den Abgrund versanken.

Und dabei fiel eine Rede in meinen Mund, und ich erhob (meine Stimme), um zu schreien, und sprach: »Die Erde ist untergegangen!«

Da weckte mich mein Grossvater, Malaleel, während ich neben ihm lag, und sprach zu mir: »Was schreist du so, mein Sohn, und warum erhebst du solchen Wehruf?«

Da erzahlte ich ihm das ganze Gesicht, das ich gesehen hatte, und er sprach zu mir: »Schreckliches hast du gesehen, mein Sohn, und schwer- [*](1 »bringen ihre Früchte zur Reife und Zeitigung; und die Schafe« U; »bringen ihre Früchte zur Reife und Zeitigung und bieten ihre Früchte trocken dar« II | 5 »Ordnungen die jenen Chiliarchen untergeordnet sind« T; »Ordnungen und untergeordneten Führer jener Chiliarchen« II; U alles stark verkürzt, ohne Sinn | 6 »Heel« <I excl. T | 7 ABBREV (?) | 12 mit Cap. 83 beginnt die Kürzung von U | 12/ 13 »alle Gesichte« T, II | 19 »schwinden« <U, AV | 25 »ich erhob mich, um« G.)

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wiegend ist dein Traumgesicht: (es betrifft) die Geheimnisse aller Sünden der Erde, und sie muss in die Abgründe versinken und untergehen in gewaltigem Untergange.

Und nun, mein Sohn, erhebe dich, und flehe zu dem Herrn der Herrlichkeit, den du bist ein Gläubiger, dass ein Rest auf Erden übrig bleibe, und er nicht die ganze Erde vertilge,

Mein Sohn, vom Himmel wird das alles über die Erde kommen, und auf Erden wird eine gewaltige vernichtung stattfinden.«

Darnach stand ich auf, betete, flehte und bat und schrieb mein Gebet nieder für die Geschlechter der Welt, und ich werde dir alles zeigen, mein Sohn Methusala.

Und als ich unten hinaus getreten war und den Himmel sah und die Sonne im Osten hervorgehen und den Mond im Westen untergehen und einige Sterne und die ganze Erde und alles, wie er es im Anfang erkannt hatte (r. erschaffen hatte), da pries ich den Herrn der Gerichts und gab ihm Ehre, dass er die Sonne aus den Fenstern des Ostens hatte hervorgehen lassen, dass sie aufgestigen und aufgegangen war an der Oberfläche des Himmels, ihren Weg nahm und die Bahn, die ihr gezeigt war, weiter ging.