History of the Peloponnesian War
Thucydides
Thucydides. Geschichte des Peloponnesischen Kriegs. Braun, Theodor, translator. Leipzig: Insel-Verlag, 1917.
Bei alledem wird man meine Darstellung der Ereignisse auf Grund der beigebrachten Beweise unbedenklich für glaub würdiger halten dürfen als das, was Dichter mit poetischer Übertreibung davon gesungen, oder Logographen, um ihrer Erzählung größeren Reiz zu geben, wohl auch mal auf Kosten der Wahrheit daraus gemacht oder an unglaubwürdigen und gradezu fabelhaften alten Geschichten darüber zusammengetragen haben. Denn darauf kann man sich verlassen, daß ich, soweit das für jene alten Zeiten überhaupt möglich war, nur aus den besten Quellen geschöpft habe. Nun pflegen die Menschen freilich jeden Krieg, den sie eben jetzt selbst zu führen haben, für den wichtigsten zu halten und erst, wenn er vorbei ist, auch die Vergangenheit wieder besser zu würdigen. Aber an gesichts der Tatsachen kann denn doch kein Zweifel darüber sein, daß der jetzige Krieg auch wirklich bedeutender gewesen ist als alle früheren.
Die verschiedenen Reden, so wie sie vor Beginn oder im Laufe des Krieges gehalten sind, wörtlich wiederzugeben, war
Bis dahin war der Perserkrieg das wichtigste Ereignis gewesen, und doch war in ihm schon nach je zwei Schlachten zu Lande und zur See die Entscheidung gekommen. Dieser Krieg dagegen hat sehr lange gedauert, und Griechenland hat in ihm Leiden durchgemacht wie nie zuvor in einer gleichen Spanne Zeit. Niemals waren so viele Städte erobert und zerstört, sei es durch Barbaren, sei es durch die kriegführenden Mächte selbst - einige von ihnen wurden auch nach ihrer Einnahme mit anderen Einwohnern besetzt -, niemals so viel Menschen von Haus und Hof vertrieben und entweder durch den Krieg selbst oder in Parteikämpfen ums Leben gekommen. Dinge, von denen man bis dahin zwar wohl gehört, aber kaum jemals selbst was erlebt hatte, waren jetzt an der Tagesordnung. Gewaltige Erdbeben, die sich über einen großen Teil der Erde
Epidamnos ist eine Stadt, die man bei der Einfahrt in den Ionischen Meerbusen zur Rechten hat. Das Hinterland wird von Barbaren, den Taulautiern, einer illyrischen Völker schaft, bewohnt. Die Stadt ist eine Kolonie von Kerkyra und wurde gegründet unter Führung des Phalios, Eratokleides' Sohns, eines Herakliden aus Korinth, den man dazu, wie daS ja in solchem Fall alter Brauch war, aus der Mutterstadt berufen hatte. Doch waren auch einige Korinther und sonstige Angehörige des dorischen Stammes an der Gründung be teiligt. Im Laufe der Zeit war Epidamnos eine große und volkreiche Stadt geworden, dann aber hatte sie, angeblich nach langen inneren Kämpfen, in einem Kriege mit den benachbarten Barbaren schwere Verluste erlitten und ihre frühere Macht gutenteils eingebüßt. Kurz vor dem Ausbruch dieses Krieges Vertrieb das Volk die Aristokraten aus der Stadt, die sich darauf zu den Barbaren begaben und im Verein mit ihnen die Einwohner zu Wasser und zu Lande beraubten. In dieser ihrer Bedrängnis schickten die Epidamnier in der Stadt Ge sandte nach Kerkyra mit der Bitte, als ihre Mutterstadt möge
Als die Epidamnier sahen, daß auf Hilfe von Kerkyra nicht zu rechnen war, und sich nicht zu helfen wußten, schickten sie nach Delphi, um den Gott zu befragen, ob sie sich Korinth als ihrer Mutterstadt übergeben und versuchen sollten, von dort Hilfe zu erhalten. Der Gott riet ihnen auch, das zu tun und sich unter die Führung der Korinther zu stellen. Sie wandten sich also nach Korinth, um sich nach dem Ausspruch des Orakels dort als Tochterstadt zu übergeben, wiesen darauf hin, daß der Gründer ihrer Stadt aus Korinth gewesen sei, und baten, sie in der Not nicht im Stich zu lassen, sondern sich ihrer anzunehmen. Die Korinther erklärten sich dazu auch bereit, da sie Epidamnos mit Fug und Recht so gut als eine Kolonie von Korinth wie von Kerkyra ansehen zu können glaubten. Zudem haßten sie die Kerkyräer, die es als ihr Pflanzvolk an der schuldigen Rücksicht gegen sie fehlen ließen. Denn man gab ihnen dort bei festlichen Gelegenheiten nicht die schuldigen Ehren, ließ auch keinem Korinther den Vortritt beim Opfer, wie das in Kolonien sonst üblich ist, sondern behandelte sie von oben herab, weil man sich damals als Geldmacht den reichsten Griechenstädten an die Seite stellte, für den Krieg besser als andere gerüstet war und sich zuweilen rühmen konnte, die stärkste Flotte zu besitzen. Denn wie ihre Insel schon ehe mals von dem berühmten Seevolke der Phäaken bewohnt ge . Wesen war, so hatten sich auch die Kerkyräer besonders auf die Flotte gelegt und es zur See zu hoher Macht gebracht; denn bei Beginn des Krieges hatten sie nicht weniger als hundertundzwanzig Trieren.
War das alles den Korinthern ein Dorn im Auge, so schickten sie jetzt die erbetene Hilfe nicht mehr wie gern nach Epidamnos, stellten jedem frei, sich dort anzusiedeln, und ließen
Sobald die Korinther durch Boten aus Epidamnos die Nachricht von der Belagerung erhalten hatten, rüsteten sie zum Kriege. Zugleich ließen sie öffentlich bekanntmachen, daß in Epidamnos eine Kolonie gegründet werden solle und jedem freigestellt werde, sich dabei zu gleichem Recht zu beteiligen. Wer keine Lust habe, gleich mitzufahren, und sich doch an der Gründung beteiligen wolle, könne zu Hause bleiben, habe solchen- falls aber fünfzig korinthische Drachmen zu hinterlegen. Auch fanden sich Leute genug, die entweder gleich mitfahren oder das Geld einzahlen wollten. Mit Rücksicht auf etwaige Hinder nisse, die ihnen auf der Fahrt von seiten der Kerkyräer be reitet werden könnten, erbaten sie sich von Megara Schiffe zum[*]( I )
Als die Kerkyräer von diesen Rüstungen hörten, begaben sie sich mit lakedämonischen und sikyonischen Gesandten, deren gute Dienste sie erbeten hatten, nach Korinth und verlangten von den Korinthern die Abberufung der Besatzung und der Kolonisten aus Epidamnos; denn in Epidamnos hätten sie nichts zu schaffen. Sollten indes auch sie dort Ansprüche zu haben vermeinen, so möge die Sache einigen Städten im Pelo ponnes, über die man sich beiderseits vereinigt, zu schiedsrichter licher Entscheidung überwiesen werden, und wem die Kolonie dann zugesprochen werden würde, dem solle sie gehören. Auch sei es ihnen recht, wenn die Entscheidung dem Delphischen Orakel überlassen würde. Nur Krieg sollten sie darüber nicht anfangen, sonst würden auch sie gezwungen sein, sich anderswo nach neuen Freunden umzusehen, und zwar notgedrungen grade solchen, die den Korinthern recht unbequem sein würden. Die Korinther erwiderten ihnen, wenn sie ihre Schiffe und die Barbaren von Epidamnos zurückzögen, wollten sie sich die Sache weiter überlegen, vor Aufhebung der Belagerung aber würde es unter ihrer Würde sein, mit ihnen zu prozessieren. Dem gegenüber erklärten die Kerkyräer, dazu seien sie bereit, falls auch die Korinther ihre Leute aus Epidamnos zurückzögen; übrigens hätten sie auch nichts dagegen, wenn beide Teile in ihren jetzigen Stellungen blieben und bis zu richterlicher Ent scheidung der Sache einen Waffenstillstand schlössen.
Die Korinther aber wollten davon nichts wissen. Sobald ihre Schiffe bereit und die Bundesgenossen zur Stelle waren, ließen sie den Kerkyräern durch einen vorausgesandten Herold den Krieg erklären und gingen dann mit fünfundsiebzig Schiffen und zweitausend Hopliten nach Epidamnos unter Segel, um
Nach der Schlacht errichteten die Kerkyräer am Vorgebirge Leukimme auf Kerkyra ein Siegeszeichen und töteten alle ihnen in die Hände gefallenen Feinde bis auf die Korinther, die sie zu Gefangenen machten. Da die Korinther und ihre Verbün deten nach ihrer Niederlage wieder nach Hause gefahren waren, beherrschten die Kerkyräer von nun an alle Gewässer in der Runde. Sie fuhren nach Leukas, der korinthischen Kolonie, und verheerten das Land und steckten Kyllene, die Hafenstadt der Euer, in Brand, weil diese die Korinther mit Schiffen und Geld unterstützt hatten. Auch blieben sie nach der Schlacht noch längere Zeit Herren der See und fügten mit ihren Schiffen den Bundesgenossen der Korinther viel Schaden zu, bis dann die Korinther angesichts der Leiden ihrer Bundesgenossen Schiffe und Truppen aussandten, die sich bei Aktion und am thespro tischen Vorgebirge Cheimerion lagerten, um Leukas und die übrigen ihnen befreundeten Orte zu schützen. Die Kerkyräer
Die Korinther, die den unglücklichen Krieg mit Kerkyra nicht verschmerzen konnten, waren das ganze nächste und das folgende Jahr nach der Schlacht eifrig darauf aus, Schiffe zu bauen und ihre Flotte instand zu setzen. Auch sparten sie kein Geld, um im Peloponnes selbst und überall in Griechen land Seeleute zu werben. Als die Kerkyräer davon hörten, wurden sie doch bange, da sie keinem der in Griechenland be stehenden Bündnisse angehörten, auch sich weder in den Athe nischen noch den Lakedämonischen Bund eingeschrieben hatten. Sie beschlossen deshalb, die Athener um ein Bündnis anzu gehen und zu versuchen, ob sie von da nicht Hilfe erhalten könnten. Kaum aber hatten die Korinther davon gehört, als sie ebenfalls Gesandte nach Athen schickten, um nicht durch eine Vereinigung der athenischen Flotte mit der kerkyräischen Flotte verhindert zu werden, den Krieg nach Wunsche zu be enden. In einer zu dem Ende anberaumten Volksversammlung kamen beide Teile zu Worte, und zunächst ließen sich die Kerky räer folgendermaßen vernehmen.
„Mit Recht, Athener, fordert man von jedem, der, wie wir jetzt, einen anderen um Hilfe bittet, ohne sich dabei auf besondere Verdienste oder Bundesgenossenschaft berufen zu können, zunächst den Beweis, daß die Gewährung dieser Bitte auch ihm nützen, mindestens nicht schaden werde, und daß er dafür mit Sicherheit auf Dank rechnen könne. Vermag der Bittsteller ihn davon nicht zu überzeugen, so darf er sich nicht wundern, wenn er einen Korb kriegt. In der Meinung, euch in dieser Hinsicht volle Sicherheit bieten zu können, haben uns die Kerkyräer gesandt, euch um ein Bündnis zu bitten. Leider ist unsere bisherige Politik nicht darnach gewesen, uns ein An recht auf eure Hilfe zu erwerben, und wir sind dadurch eben jetzt in eine böse Lage geraten. Wir, die wir uns bis dahin
„Wenn es sich jetzt so trifft, daß wir eurer Hilfe bedürfen, so kann das auch euch, falls ihr uns unsere Bitte gewährt, in mancher Hinsicht nur erwünscht sein, zunächst schon deshalb, weil ihr jemand helfen könnt, der Unrecht leidet und selbst niemand waS zu Leide tut, sodann aber, weil ihr, wenn ihr uns in dem Augenblick, wo alles für uns auf dem Spiel steht, nicht im Stich laßt, für alle Zeit zu größter Dankbarkeit ver pflichtet, und zu guter Letzt, weil wir nach euch die stärkste Flotte haben. Nehmt mal an, welch seltenes Glück ist es für euch und wie verdrießlich für eure Feinde, wenn eine Macht, die ihr nur zu gern für Geld und Gunst auf eure Seite gebracht hättet, jetzt von selbst kommt und sich euch ohne Gefahr und Kosten in die Arme wirft. Habt ihr doch auf diese Weise Gelegenheit, zu gleicher Zeit euren Edelmut vor der Welt zu zeigen, euren Freunden Wohltaten zu erweisen und eure Macht zu mehren. Das alles auf einmal ist kaum jemals einem in den Schoß gefallen, und es wird nicht leicht vorkommen, daß ein Staat einen anderen um ein Bündnis bittet, dem er an Macht und Ansehen ebensoviel zubringt, wie er sich selbst von ihm verspricht. Glaubt man hier etwa, daß es zu keinem
„Sollten sie behaupten, es sei unrecht von euch, ihnen ihre Kolonie abwendig zu machen, so mögen sie sich gesagt sein lassen, daß jede Kolonie ihre Mutterstadt hochhält, solange sie gut behandelt wird, sich aber von ihr lossagt, wenn man sie unter die Füße tritt. Denn man schickt keine Kolonisten dazu aus, damit sie Sklaven der Daheimgebliebenen werden, sondern um gleiches Recht mit ihnen zu genießen. Daß sie uns aber solches Recht nicht zugestehen, liegt auf der flachen Hand; denn als wir ihnen vorschlugen, unseren StreitumEpidamnos richter lich austragen zu lassen, wollten sie darauf nicht eingehen, sondern ihre Ansprüche lieber mit Waffengewalt durchsetzen. Und wenn sie es so mit uns, ihren Anverwandten, machen, so mag das auch euch eine Lehre sein, euch nicht von ihnen hinters Licht führen zu lassen, oder ihnen in Dingen, die sie gradezu von euch verlangen, zu Willen zu sein. Mit Liebenswürdig keiten gegen seine Feinde kommt man nicht weit; je kürzer man sie hält, um so besser.
„Auch verstößt es keineswegs gegen euren Vertrag mit den Lakedämoniern, wenn ihr uns in euren Bund aufnehmt; denn es heißt darin: Jedem griechischen Staate, der weder dem einen noch dem anderen Bunde angehört, soll es freistehen, sich einem von beiden anzuschließen. Es wäre ja auch unerhört, wenn sie die Mannschaft für ihre Schiffe nicht nur aus den ihnen verbündeten, sondern auch aus anderen griechischen Staaten, ja selbst aus euren Besitzungen nehmen dürften und uns ver
„Solltet ihr unsere Vorschläge zwar an sich für vorteil haft halten, aber doch Bedenken tragen, darauf einzugehen, weil darin ein Vertragsbruch liegen könnte, so können wir euch versichern, daß diese Bedenken auf den Gegner erst recht Ein druck machen werden, wenn die nötige Macht dahintersteht, einen mächtigen Feind aber wenig rühren würden, wenn ihr euch ohne sie lediglich darauf verlassen wolltet, uns die Tür gewiesen zu haben. Auch handelt es sich jetzt keineswegs nur um Kerkyra, sondern nicht minder um Athen; dem aber wäre schlecht damit gedient, wäre man hier kurzsichtig genug, sich lange zu besinnen, für den bevorstehenden, ja im Grunde schon auS gebrochenen Krieg sich das Bündnis eines Landes zu sichern, auf dessen Freundschaft oder Feindschaft so viel ankommt.
So redeten die Kerkyräer, nach ihnen aber die Korinther folgendermaßen: „Da die Kerkyräer nicht nur über Aufnahme in euren Bund geredet, sondern auch behauptet haben, daß sie unwürdig von uns behandelt und widerrechtlich mit Krieg überzogen würden, so müssen auch wir, bevor wir zur Sache kommen, zunächst auf beides eingehen, damit ihr von vornherein wißt, was wir wollen, und daß ihr guten Grund habt, ihre Bitte abzulehnen. Sie sagen, aus weiser Selbstbeschränkung hätten sie sich bis her mit niemand auf ein Bündnis eingelassen. Dem ist nicht so; sie haben das nicht aus Rechtlichkeit, sondern in böser Ab sicht getan. Sie wollten auf ihren schlechten Wegen keine Bundesgenossen zu Zeugen bei sich haben, vor denen sie sich hätten schämen müssen. Auch macht es die glückliche Insellage ihrer Stadt ihnen um so eher möglich, wo sie anderen unrecht tun, ihr eigener Richter zu sein, wenn sie durch keine Bundes- verträge gebunden sind; denn sie selbst kommen selten in die Lage, fremde Häfen aufzusuchen, während andere vielfach ge zwungen sind, Kerkyra anzulaufen. Die ehrbare Neutralitäts maske haben sie nicht angenommen, um sich nicht an fremdem Unrecht beteiligen zu müssen, sondern um auf eigene Hand Unfug treiben, andere, wo sie die Macht haben, vergewaltigen oder, wo es niemand merkt, übervorteilen und bei jeder Gelegen heit unverschämt zugreifen zu können. Wären sie wirklich die
„So aber haben sie sich weder gegen uns noch gegen andere benommen. Obgleich unsere Kolonie, haben sie sich völlig von uns getrennt und führen jetzt Krieg mit uns, indem sie sagen, sie seien nicht dazu ausgesandt, um schlecht von uns behandelt zu werden. Wir aber sagen, daß auch wir sie nicht ausgesandt haben, um uns von ihnen mit Füßen treten zu lassen, sondern um unseren Rang als Mutterstadt ihnen gegen über zu behaupten und die uns gebührenden Ehren zu genießen. Alle unsere anderen Kolonien geben uns diese Ehren, und niemand hält lieber zu unS als unsere alten Landsleute. Wenn aber die anderen alle mit uns zufrieden sind, so beweist das eben, daß sie keinen Grund haben, allein mit uns unzufrieden zu sein, und daß wir uns nur infolge ausgesuchter Beleidi gungen zu diesem unnatürlichen Kriege gegen unsere eigene Tochterstadt entschlossen haben. Ihnen hätte es Ehre gemacht, selbst wenn wir gefehlt, unsere Empfindlichkeit zu schonen, uns aber zur Schande gereicht, solcher Bescheidenheit gegenüber dann doch Gewalt zu gebrauchen. In ihrem Übermut aber und auf ihren Reichtum pochend, glauben sie sich alles gegen uns erlauben zu können, und so haben sie jetzt auch Epidamnos, das uns gehört und um das sie sich, solange es in Not war, nie bekümmert hatten, als wir ihm zu Hilfe kamen, eingenommen und sich gewaltsam angeeignet.
„Weiter sagen sie, sie seien bereit gewesen, sich einer schieds richterlichen Entscheidung zu unterwerfen. Aber das hat ja nichts zu bedeuten, wenn einer das erst vorschlägt, nachdem er sein Schäfchen schon geschoren und nichts mehr davon zu be fahren hat. Da muß man sich doch, ehe man zu den Waffen greift, mit dem Gegner auf gleichen Fuß stellen. Sie aber sind mit dem schönen Vorschlage eineS Schiedsgerichts erst hervorgetreten, als sie die Stadt schon belagerten und über zeugt waren, daß wir dem nicht ruhig zusehen würden. Und nicht genug an dem dort begangenen Unrecht, jetzt kommen sie
„Damit haben wir euch bewiesen, daß wir ein Recht haben, uns über sie zu beschweren, sie dagegen Räuber und Schelme sind. Nun müssen wir euch auch noch zeigen, daß ihr nicht das Recht habt, sie zu Bundesgenossen anzunehmen. Wenn es nämlich in dem Vertrage heißt, daß es den unein geschriebenen Staaten freistehen solle, sich nach Belieben einem der beiden Bündnisse anzuschließen, so ist das nicht so gemeint, daß sie das auch dann dürfen, wenn es einem Dritten zum Schaden gereicht, sondern es bezieht sich nur auf den Fall, wo einer Schutz begehrt, ohne sich damit bestehenden Verpflich tungen zu entziehen, und der um Schutz angegangene Staat, falls er nur sonst vernünftig handelt, nicht zu besorgen hat, dadurch aus dem Frieden zu fallen und in Krieg verwickelt zu werden. Das aber habt ihr zu gewärtigen, wenn ihr nicht auf uns hört; denn ihr würdet als ihre Beschützer auch unsere Feinde werden, statt daß ihr jetzt Frieden mit uns habt. Denn geht ihr mit ihnen, so sind wir selbstvertsändlich genötigt, euch so gut wie sie zu bekämpfen. Wollt ihr korrekt handeln, so müßt ihr neutral bleiben oder aber mit uns gemeinschaftliche Sache gegen sie machen. Mit Korinth habt ihr doch wenigstens Frieden, zwischen Kerkyra und euch dagegen hat niemals, auch nur für kürzere Zeit, etwas Derartiges bestanden. Führt es nicht ein, abgefallene fremde Orte in Schutz zu nehmen! Damals, als die Samier von euch abgefallen und die Meinungen im Peloponnes geteilt waren, ob man ihnen beistehen solle, haben