Apocalypsis Enochi

Liber Enoch

Das Buch Henoch. Flemming, Johannes Paul, and Radermacher, Ludwig, editors. Leipzig: Hinrichs, 1901.

Im Jahre fünfhundert, im siebenten Monat am vierzehnten Tage des Monats im Leben Henochs (r. Noahs). In jenem Bilde sah ich, wie ein gewaltiges Beben den Himmel der Himmel erbeben liess, und wie das Heer des Höchsten und die Engel, tausend mal tausend und zehntausend mal zehntausend, erschiittert wurden in heftiger Erschutterung.

Und wie das betagte Haupt auf dem Throne seiner Herrlichkeit sass, und die Engel und Gerechten im Kreise um ihn herum [*](1 »von den Enden der Erde bis zu den Enden des Himmels» II | 12 im Namen] »bei dem Herrn « MT2, II | 12/13 »den Heil. aufgetragen w., dass sie im Himmel suchen« Q, II | 21 »und die Lichter« II excl. EV | »sie blitzen« < Β | 23 »Geheimnisse« < Β | 25 »liessen sie mir erscheinen» ABDV | 26 »vor dem Herrn d. G.« G | 31 »wie der Himmel . . . erbebte in gewaltigem Beben« Τ, II | 34 »Und alsobald sah ich das Haupt .. . sitzen« Τ2, II; »Alsobald sah ich und das Haupt sass . . .« Q.)

77
standen.

Und mich erfasste ein gewaltiges Zittern, und Furcht ergriff mich, meine Hüften lösten sich, und meine Nieren schmolzen dahin. und ich fiel auf mein Antlitz.

Da sandte Michael einen andern Engel aus (der Zahl) der Heiligen, und er hob mich auf, und als er mich aufgerichtet hatte, kehrte meiu Geist zurück, denn ich hatte nicht vermocht den Anblick dieses Heeres und diese Erschiitterung und das Beben des Himmels zu ertragen.

Und Michael sprach zu mir: »Warum erschüttert dich der Anblick solcher Dinge? Bis heute hat der Tag seiner Barmherzigkeit gewährt, und (bis heute) ist er barmherzig und langmütig gewesen gegen die, welche auf Erden wohnen.

Aber wenn der Tag und die Maclit und die Strafe und das Gericht kommen wird, das der Herr der Geister für die bereitet hat, welche dem gerechten Gericht sich nicht unterwerfen und welche das gerechte Gericht leugnen und seinen Namen umsonst tragen — und jener Tag ist bereitet für die Auserwählten zum Bunde und für die Sünder zur Untersuchung — (24 c da wird er die Kleinen mit ihren Müttern und die Söhne mit ihren Vätern töten usw.«)

Und an jenem Tage werden zwei Ungeheuer ihren Platz zugewiesen erhalten (wörtl. verteilt werden), ein weibliches, mit Namen Leviathan, um im Abgrunde des Meeres zu wohnen, über den Quellen der Wasser;

das männliche aber heisst Behemot, das mit seiner Brust die öde Wüste einnimmt, genannt Dendain, im Osten des Gartens, wo die Auserwählten und Gerechten wohnen, wo mein Ahn aufgenommen worden ist, der siebente seit Adam, dem ersten Menschen, den der Herr der Geister erschaffen hat.

Und ich bat einen andern Engel, dass er mir die Macht jener Ungeheuer zeigen möchte, wie sie an einem Tage getrennt und dahin geworfen wurden, das eine in den Abgrund des Meeres und das andere in die Dürre der Wüste.

Und er sprach zu mir: »Du Mensclienkind, du begehrst hier zu wissen, was verborgen ist. (24 b Diese beiden Ungeheuer, bereitet gemäss der GrösseGottes,werden gefüttert, damit * * * *«)

[*](Cap. 60, 3 u. 4 Dan. 8,17. 18; 10, 9. 10. — 10. Ezech. 2, 1. 2 u. öfter. 2 »meine Hüften krümmten und lösten sich« TU, II | »mein ganzes Wesen« (kuellantâja st. kuelejâteja) alle Codd. ausser MQ, W | 3 »der heilige Michael« II | »Und es wurde Michael gesandt, der heilige Engel, einer von den Heiligen« Q; »Da sandte der heilige Michael einen andern heiligen Engel, einen von den heiligen Engeln« II (Engeln < AY) | 4 »und als er mich aufgerichtet hatte« < I; »als ich mich erhoben hatte« Ε | 5 »meine Seele« Q | 7 erschüttert dich] st. tahawka GT1 resp. tahawaka QU l. tahawekaka; »solcher Anblick« Q; »warum wirst du (durch) solchen Anblick erschüttert?« M; »um welches Anblicks willen solche Erschütterung?« Τ2, II; »was hast du gesehen, das dich so erschüttert?« Τ1 | 10 »Tag des Zornes und Gerichtes kommen wird« U | 15 Untersuchung] »Hoffnung« Μ | Fortsetzung d. Satzes V. 24c. Verbalformen ebenfalls i. d. 3. fem. | 17 »riesige Ungeheuer« GM | 23 »das ist der siebente« QT2, II | 24 »jenen andern Engel« Q, II.)
78

Und es sprach zu mir der andere Engel, der mit mir ging, und mir zeigte, was im Verborgenen ist, das Erste und das Letzte, im Himmel hoch oben und unter der Erde in der Tiefe, an den Enden des Hiramels und an den Grundfesten des Himmels: und zwar die Schatzkammern der Winde,

und wie die Winde verteilt und wie sie gewogen werden, und wie die Quellen der Winde verteilt und gezählt werden nach der Kraft des Windes, und die Kraft des Mondlichtes, und wie es eine Kraft der Gleiclimässigkeit (giebt), und die Abteilungen der Sterne nach ihren Namen, und wie jede Abteilung abgeteilt wird;

und die Donner nach den Orten ihres Falles, und all die Abteilungen, die bei den Blitzen gemacht werden, dass es blitze, und ihre Scliaren, damit sie sofort gehorchen.

Denn der Donner hat Pausen in der Dauer, die seinem Schall verliehen worden ist; und Donner und Blitz sind nicht zutrennen, auch nicht in einem einzigenPunkte; durch Vermittelung des Geistes gehen sie beide zusammen und trennen sich nicht.

Denn wenn der Blitz blitzt, erhebt der Donner seine Stimme, und alsbald lässt der Geist Ruhe eintreten und verteilt in gleicher Weise zwischen ihnen. denn der Vorrat ihrer Schläge ist wie Sand, und jeder einzelne derselben wird mit einem Zaume festgehalten und durch die Kraft des Geistes zurückgewendet und ebenso vorwärts getrieben nach der Menge der Gegenden der Erde.

Und der Geist des Meeres ist männlich und stark und gemäss der Gewalt seiner Stärke zieht er es mit dem Zaume zurück, und ebenso wird es vorwarts getrieben und in alien Bergen der Erde zerstreut.

Und der Geist des Reifs ist sein Engel, und der Geist des Hagels ist ein guter Engel.

Und der Geist des Schnees hat (die Kammer) verlassen wegen seiner Kraft, und ein besonderer Geist (?) [*](3 »auf der Erde« alle HSS ausser GM | 4 »Grundfesten der Erde« Ε | »und in den Schatzkammern« alle HSS ausser G | 5/6 »wie man sie wägt» GT, II, doch ist jedalû wohl nur Schreibfehler für jeddalô QU, Sing, statt des Plur. jeddalawû 6 »verteilt und« 2° < Q, II excl. V | 6 »die Quellen und die Winde« U, II, bei U lautet die ganze Stelle: V. 12 »und wie verteilt, gewogen und gezählt werden die Quellen und Winde«; GMT, V deren Text zu Grunde gelegt ist, lesen nach »verteilt werden« 2° nochmals manfasât »Winde«, eine irrtümliche Wiederholung aus dem ersten Versteile. »Quellen der Winde« (anqe‘ta manfasât) ist möglicherweise Verderbnis für anqaza oder anâqeza manfasat »Thore der Winde«. Vielleicht sind auch die beiden folgenden Satzglieder umzustellen mit Änderung von wakama in wa-ba-kama, also: »wie die Thore der Winde verteilt und gezahlt werden nach der Kraft des Windes und nach [der Kraft] der Gleiclimässigkeit (wörtl. Gerechtigkeit), und die Kraft des Mondlichtes und die Abteilungen der Sterne . . .« Windstärke und Windmenge sind also unter die 12 Thore des Windes (vgl. Cap. 76) gleichmässig verteilt. Haila »Kraft« vor »Gleichmassigkeit« ist wahrscheinlich auch nur eine äthiop. Verbesserung | 19 wird] + »bei seinem Schlage« Q, II | »nach alien Enden der Erde« V.)

79
ist darin; und was daraus aufsteigt, ist wie Rauch und sein Name ist Frost. 19. Und der Geist des Nebels ist nicht mit ihnen vereint in ihren Kammern, sondern hat seine Kammer besonders, denn sein Lauf zeigt Klarheit(?) in Lichtund Finsternis, im Winter und Sommer, und in seiner Kammer ist ein Engel.

Und der Geist des Taus hat seine Wohnung an den Enden des Himmels, und sie hängt mit den Kammern des Regens zusammen, und sein Lauf geht im Winter und Sommer, und seine Wolken und die Wolken des Nebels sind (miteinander) verbunden, und einer giebt dem andern.

Und wenn der Geist des Regens sich aus seiner Kammer herausbewegt, da kommen die Engel, thun die Kammer auf und führen ihn heraus, und wann er uber das ganze Festland sich verbreitet, vereint er sich mit dem Wasser, das auf dem Festlande ist, [und jedesmal wenn er sich mit dem Wasser vereint, das auf dem Festlande ist * * *]